Fortunas Odyssee (German Edition)
anzuhupen und Mama bemerkte, wie seine Augen die Ihrigen suchten. Ihr lief ein Schauer über den Rücken.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte das von ihr gebändigte Monster.
Mit der Zeit ließ Genésio den Frauen die von Mama gewünschten Dinge zukommen. Einmal schickte er Rufino, um sie mit Hüten zu beschenken, ein anderes Mal gab es eine Kiste mit Lippenstiften, Schminke und Parfüm, was bei den Frauen unbändige Begeisterung hervorrief, denn Sie hatten niemals solche Dinge benutzt. Manchmal kam er sogar selbst mit Sandalen und Schuhen, die er gebraucht in der großen Stadt gekauft hatte.
Mama wurde von allen Angestellten wie eine Göttin verehrt und bewies Genésio, dass sie Recht hatte, denn die Frauen arbeiteten nun mit Begeisterung, pflegten sich mehr und hatten mehr Selbstbewusstsein. Manchmal gingen sie, nur um auf den Plätzen zu flanieren, in die Stadt, und einige riefen das Interesse der anwesenden Männer hervor.
Franciska machte sich weiter Hoffnung auf Kaluga, und Mama erfuhr erst davon, als sie mit Esperanza Wäsche holte, um sie neben dem Haus aufzuhängen. Franciska diskutierte mit einer anderen Sklavin, warum sie nicht in die Stadt mitgehen wollte.
»Aber du weißt nicht, was du verpasst, Franciska. Da laufen ein paar hübsche Weiße rum.«
»Wer sagt denn, dass sie einen Weißen will?«, fragte Esperanza, als sie näher kamen.
Alle lachten.
»Sie hat schon einen Schwarzen in ihrem Herzen. Warum wollt ihr der Guten denn einen Weißen aufdrängen?«
Mamas Lächeln verschwand, als die Magd neben ihr sagte:
»Sie ist in ihren Vetter verliebt, aber ich glaube, er hat sich nie für sie interessiert.«
Am nächsten Tag trat sie diskret an Esperanza heran und fragte: »Liebt Kaluga Franciska?«
Die Magd bügelte mit einem schweren Bügeleisen, das mit glühender Holzkohle gefüllt war.
»Ja. Ich weiß nicht, worauf er noch wartet. Sie geben ein perfektes Paar ab«, sagte sie, ohne ihren Blick von der Bügelwäsche abzuwenden.
Mama fühlte Stiche der Eifersucht.
Am nächsten Tag hörte sie beim Wäschewaschen im Fluss ein Stöhnen aus dem Dickicht hinter ihr. Sie stieg aus dem Wasser und lief langsam in die Richtung, ohne selbst ein Geräusch zu machen. Sie sah ein Paar mitten im Liebesakt, und zur ihrer Überraschung waren es Rufino und eine der jungen Angestellten. Der Mann ließ sie nach dem vollzogenen Geschlechtsakt einfach liegen und sie begann zu schimpfen. Mama kam schnell herbei und bedeckte sie.
»Alles okay?«
»Wie könnte alles okay sein?«
»Warum lassen Sie es zu?«
»Ich habe keine andere Wahl. Entweder bin ich ihm zu Willen, oder meine Eltern werden ausgepeitscht.«
Als sie das Entsetzen im Gesicht meiner Mutter sah, zog sie sich hastig an und legte den Finger auf die Lippen, um Mama zu verstehen zu geben, sie solle nicht darüber sprechen. Mama lief hinter ihr her und bestand auf einem Gespräch.
»Wollen Sie es wirklich wissen? Fragen Sie Esperanza.«
»Ja, es ist leider wahr«, sagte Kalugas Mutter.
»Warum lasst ihr zu, dass er das macht?«
»Nach dem Chef ist Rufino derjenige, der hier das Sagen hat, und wer nicht gehorcht, wird an den Pfahl gebunden und ausgepeitscht. Oder er kommt in den Keller, wo er über lange Zeit nur Wasser bekommt. Dieser Mistkerl hat schon viele Mädchen geschwängert; insgesamt hat er sechs Kinder mit vier verschiedenen Frauen.«
Ich erinnerte mich daran, einige Jungen gesehen zu haben, die eine hellere Haut als die anderen hatten, und ich hegte den Verdacht, dass es Genésios Söhne waren.
»Und wissen Sie, was diesem Mädchen angetan wird…«
»Sie meinen wahrscheinlich die Rosana. Ja, das weiß ich. Sie ist ein gutes Mädchen, die in der Hand dieses Teufels leidet. Sie hat schon zwei Kinder von ihm.«
»Und keiner tut etwas, um ihr zu helfen?«
Esperanza sah sie mit einem resignierten Blick an.
»Sie sind weiß, sie haben einen Ort, wohin Sie fliehen und jemanden, an den Sie sich wenden können.«
Tim ging früh aus dem Haus und traf sich mit Kack-Júlio an der Brücke. Von dort gingen sie zusammen zu Fuß zur Schule. Er aß jetzt viel mehr von der Schulkost, denn abends gab es immer nur eine Suppe oder einen Brei zu essen. Manchmal hatte er Glück und fand einige Früchte an den Obstbäumen am Wegesrand. Wenn nicht, ging er nach der Schule zum Zentralmarkt, um nach Resten zu suchen. Leider hatten einige Schulkameraden dieselbe Idee, die Konkurrenz schlief nie.
Einmal kam er fröhlich mit einem halben Kürbis nach
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