Fortunas Odyssee (German Edition)
braucht Ihre Ratschläge nicht.«
Mama schaute auf die Landschaft und anschließend auf die alte Frau mit dem kalten Blick und erhob sich. Als sie das Wohnzimmer verließ, kullerte eine Träne über ihr Gesicht.
»Bereiten Sie mein Bad vor.«
»Ja, gnädige Frau.«
Als sie Wasser in die Badewanne einließ, schimpfte sie vor sich hin.
»Ein Bad in einer Woche. Altes Ferkel!«
Die alte Frau mochte es nicht besonders, ein Bad zu nehmen, und wo sie vorbeikam, hinterließ sie einen Geruch, der sich aus einer Mischung von Urin, Schweiß und was weiß ich noch allem zusammensetzte.
Am Montag fuhr Rufino auf Genésios Anordnung in die Stadt und kam mit einigen Bestellungen zurück. Auf den großen Kisten stand ein Hinweis.
Stoffe für Dona Tyanna.
Mama freute sich und rief Franciska, um mit ihr die Konfektion zu besprechen. Zuerst wollte sie Schnittmuster für die Kinder anfertigen, anschließend für die Erwachsenen. Diesen Monat schlief sie häufiger in der Fazenda, denn sie konnten mit den Näharbeiten erst nach der Arbeitszeit beginnen. Leider war es genau der Monat, in dem Fred uns verließ.
Der Arzt und seine Frau kamen zu uns nach Hause und teilten uns mit, dass sie nicht länger in Madrigal bleiben könnten, weil der Bau der Klinik, die sie so lange geplant hatten, hier nicht durchführbar sei. Sie wollten, dass Fred bei ihnen bleibe, um seine Behandlung fortzuführen und baten Mama, eine entsprechende Vollmacht zu unterschreiben. Das tat sie, wenn auch unter vielen Tränen. Später erklärte sie Tereza, dass sie keine andere Wahl hatte.
»So hat er wenigstens eine würdige Behandlung, Kleider, Schuhe und Essen«, sagte sie und weinte an der Schulter ihrer Schwester.
Doktor Afonso war sehr freundlich. Er sagte, dass er regelmäßig schreiben würde, um sie über Freds Leben zu informieren. Wenn er vollkommen geheilt sei, würde er wieder zurückkommen.
Tim wollte sich nicht von Fred verabschieden. Er sperrte sich im Zimmer ein, kroch unter die Bettdecke und blieb eine lange Zeit dort. Sie klopften immer wieder an seine Tür, aber das Einzige, was er unter Tränen sagen konnte, war »Nein!«, während Fred auf der anderen Seite der Tür weinte.
Franciska lernte, die Stoffe zurechtzuschneiden und zusammenzunähen und freute sich über die fertigen Produkte. Die Kinder zogen sie an und rannten zu ihren Eltern, um sie ihnen zu zeigen. Alle waren zufrieden, dass Mama in einigen Woche erreicht hatte, was sie niemals geschafft hatten: Genésio hatte etwas für sie gekauft.
Dona Ágata sah von der Veranda aus, wie die armen Kinder ihren lächelnden Angehörigen die neuen Hosen, Hemden und Kleider präsentierten. Jetzt waren sie würdig angezogen, auch wenn sie immer noch keine Schuhe hatten. Kaluga bekam ebenfalls neue Kleider und als er sie anzog, stellte er, ohne es darauf anzulegen, seinen perfekten Körper vor Mamas glänzenden Augen zur Schau. Sie tat so, als müsse sie sein Hemd zurechtrücken, nur um ihn berühren zu können. Es war ein Schwindel ohne Reue.
Die nächste Bitte richtete sie an den Patron, als beide in seinem Auto saßen. Er hatte sie eingeladen, die Plantage zu besichtigen, und sie hatte nur eingewilligt, weil sie an die neuen Vorschläge dachte, die sie ihm unterbreiten wollte. Sie fuhren die ungeteerte Straße entlang, die unter den zahllosen Fahrten der Karren gelitten hatte. In der Mitte gab es einen Streifen aus grünem Gras und am Straßenrand wuchsen wilde Blumen und Obstbäume. Sie unterhielten sich ein wenig und Mama brachte ihren Vorschlag vor.
»Hier gibt es viele Frauen, und sie sind verantwortlich für die Wäsche, Essen für Kinder und Ehemänner, die Kindererziehung und vor allem für die Ernte. Wenn es sie nicht gäbe, …« – sie machte eine Pause, als ein Karren vorbeikam, deren Kutscher ihnen zur Begrüßung zuwinkte – »wäre das alles hier nicht möglich.«
Er stimmte ihr zu, indem er mit dem Kopf nickte, und dachte, sie hätte schon geendet.
»Aber«, fuhr sie fort, »alle Frauen lieben bestimmte Kleinigkeiten wie Schminke, Schuhe und Hüte. Sie mögen es, sich diesen kleinen Luxus leisten zu können, und wenn es nur ein Lippenstift ist.«
Er lächelte zynisch, aber sie ließ sich nicht einschüchtern, sondern erkannte ihre eigene Kraft. Plötzlich tauchte Esperanzas Vater auf, der langsam in der Straßenmitte lief. Als er das Auto sah, wich er zum Straßenrand aus, wo er mit den Händen an den Hüften stehen blieb.
Genésio machte sich den Spaß, ihn
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