Fortunas Odyssee (German Edition)
Zimmer aufhielt.
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich habe gesehen, wie er dort herauskam, als sie sich vor dem Haus aufhielt, um frische Luft zu schnappen.«
Dem Patron gingen diese Worte eine lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf.
Rufino verfolgte Mama und bemerkte bald, wie oft sie und Kaluga Blicke austauschten. Er informierte seinen Chef, der sie noch in derselben Woche in sein Arbeitszimmer beorderte.
»Ich möchte Ihnen helfen«, begann er, als sie sich setzte. »Ich finde, Sie können nur gewinnen, wenn Sie in Ihr Haus investieren.«
Sie verstand ihn nicht.
, dachte sie.
»Ich könnte mich um Kunden kümmern, die Ihr Haus kaufen oder es zumindest mieten würden. Es steht leer und bringt Ihnen nichts ein.«
Sie rückte sich auf dem Stuhl zurecht und schaute auf den Kalender, der auf dem Tisch stand.
, dachte sie.
Obwohl sie Genésios Vorschlag anmaßend fand, musste sie ihm Recht geben. Schließlich war er ein guter Geschäftsmann und verfügte über reichlich Erfahrung. Das Haus könnte ihr etwas Geld einbringen, solange sie in der Fazenda wohnte. Auch wenn ihr Gehalt gering war, waren die Vorteile, die Tim und sie genossen, unbezahlbar. Aber genau das waren die Gedankengänge, in die Genésio sie lenken wollte; ihm kam es darauf an, bei ihr das Gefühl zu erwecken, dass sie dieses Haus nicht mehr brauchte.
Mama war glücklich, weil sie von den Sklaven, die sie fast wie ihre eigene Familie behandelte, eine Menge lernte. Sie waren solidarisch, und wenn sie auch kaum etwas besaßen, halfen sie sich immer gegenseitig. Diese Menschen waren sensibel, aufrichtig, liebenswert, und sie besaßen eine Fröhlichkeit und einen Lebenswillen, der sie ansteckte. Sie nahm immer an den Grillnächten teil, an denen die Arbeiter ihr Leben feierten, ein leidvolles, armseliges Sklavenleben, das von der Hoffnung geleitet wurde. Und auch sie lebte in der Hoffnung, eines Tages wieder nach Hause zurückkehren zu können, um dort mit den Kindern und unserer geliebten Tereza zu leben.
Genésio schien ihr wirklich helfen zu wollen, vor allen Dingen, weil er an ihr interessiert war. Er wollte meine Mutter haben und war bereit, alle dazu notwendigen Kunstgriffe anzuwenden. Zuerst versuchte er es mit falscher Großherzigkeit und ging dann zur brutalen Gewalt über, wie ich später noch erzählen werde.
»In Ordnung, Seu Genésio, ich nehme Ihre Hilfe an«, antwortete sie, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Arme hinter dem Kopf verschränkte.
»Alles wird notariell geregelt, seien Sie beruhigt. Aber dazu brauche ich alle Unterlagen.«
Sie gab ihm alle notwendigen Papiere und den Hausschlüssel. Noch am selben Abend fuhr er in eine andere Stadt, wo sein Anwalt ihm ein Schriftstück aufsetzte, dass sie unterschreiben musste. Genésio nutzte die Fahrt, um ihr einen Hut und ein Kleid zu kaufen. Da er ihre Maße nicht kannte, bat er Esperanza, eines ihrer Kleider aus ihrem Zimmer zu holen, ohne dass sie es bemerkte. Durch ihre Papiere erfuhr er, dass sie in drei Tagen Geburtstag hatte – der richtige Anlass, sie zu beschenken. Er wollte ein rauschendes Fest veranstalten und ließ dafür die ebene Rasenfläche herrichten.
Die Frauen trugen Körbe mit Blumen herbei, während die Männer unter dem missbilligenden Blick von Dona Ágata Tische und Stühle aus dem Herrenhaus trugen. Ein Rind und mehrere Schweine wurden geschlachtet, dazu gab es jede Menge Geflügel. Und die Leute hüpften vor Freude, als unzählige Kisten mit Weinflaschen angeliefert wurden. Auf einem riesigen Tisch standen Früchte und Salate, auf einem anderen Kuchen und Süßigkeiten. Es war wie ein Wunder. Der Patron gab ein Fest. Endlich zeigte er sich einmal von seiner guten Seite.
Sie kannten nur nicht den Grund, aber der war nicht wichtig, wenn sie nur ordentlich schlemmen und feiern konnten.
Nicht einmal zur Hochzeit mit Cecília hatte es so ein Fest gegeben. Die Zeremonie hatte sich auf das Unterschreiben der Hochzeitsdokumente und ein Mittagessen in der Familie beschränkt, bei dem außer Cecílias Mutter und ihrer alten stummen Tante nur Dona Ágata
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