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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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Kutschen an, und einige auch mit Autos.
    Die Frauen stellten ihre teuren Kleider, die den Boden fegten, zur Schau und übertrafen sich gegenseitig in der Exaltiertheit ihrer Hüte. Die Männer, die nach Rasierwasser rochen, überließen den Knechten ihre Pferde und legten ein gefälliges Lächeln auf, was ihnen ein gutbürgerliches Flair verlieh.
    Nachdem alle Gäste Platz genommen hatten, verkündete Genésio den Grund des Festes.
    »Heute ist der Geburtstag einer Person, die für uns alle ein ganz besonderer Mensch ist: Dona Tyanna.«
    Sie konnte nicht glauben, dass sich diese Szene wirklich abspielte. Alle Anwesenden klatschten begeistert Beifall, und sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
    Genésio zog aus seiner Tasche eine kleine Schachtel, die mit Samt überzogen war und überreichte sie ihr.
    »Nein, bitte, …«
    »Nehmen Sie es an. Es kommt von Herzen.«
    Es wäre einem Affront gleichgekommen, das Geschenk zurückzuweisen, dazu noch vor all diesen Menschen.
    Die Situation war absurd. Dieses Ungeheuer hätte so etwas niemals für Vicenta, die Mutter seines Sohnes, getan. Und jetzt brachte er Mama vor allen Leuten in diese Verlegenheit. Für eine Haushaltshilfe, eine Angestellte wie alle anderen, war dieser Wahnwitz vollkommen fehl am Platz. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, und ihr Kopf schien zu explodieren.
    Die Lage war nicht mehr zu kontrollieren.
    »Bitte nehmen Sie es an«, sagte er und hielt ihr die Schachtel entgegen.
    Ein Schauer überlief ihren Körper. Sie wäre gern sofort aus diesem Albtraum aufgewacht.
    Mit zitternden Händen nahm sie die Schachtel entgegen und es gelang ihr kaum, sie zu öffnen.
    , dachte sie.
    Es war ein Brillantring, ein altes wunderschönes Schmuckstück.
    Alle ließen ein »Oh!« vernehmen. Genésio steckte ihr linkisch den Ring an den Finger und klatschte zweimal in die Hände, damit Nereu, ein Bruder Kalugas, mit einem edlen Rappen in Szene trat, dessen lange Mähne und elegantes Auftreten alle bezauberte. Die Gäste waren überrascht und bewunderten das Tier, viele Kinder fragten ihre Eltern, ob sie es anfassen dürften. Einige der eingeladenen Damen nutzten den Augenblick, um sich bei ihren Männern zu beschweren.
    »Du hast nie so etwas für mich getan«, raunte eine ihrem Mann ins Ohr.
    »Seu Genésio ist eben ein richtiger Ehemann«, provozierte eine andere.
    Genésio nahm dem Jungen die Zügel aus der Hand und kam mit dem Tier auf den Tisch zu.
    »Sie können morgen mit den Reitstunden anfangen. Er gehört Ihnen.«
    Danach gab er den Hengst zurück und bat den Jungen, ihn wieder in den Stall zu bringen.
    Sie bedankte sich in einem Anflug von Verzweiflung und wünschte sich sehnlich, an der Stelle des Pferdes zu sein, das weder die übel riechende Nutzlosigkeit dieser Leute ertragen noch an diesem Spiel teilnehmen musste, dessen einziger Spieler mit gezinkten Karten spielte.
    Ich schaute zum Hexer, der in einen Apfel biss. Er hörte auf zu kauen und schaute mich an. Ich wendete schnell meinen Blick ab und er lachte zynisch.
    »Warum lachen Sie?«
    »Dieser Ring hat einmal Dona Cecília gehört.«
    In meinem Kopf drehte sich alles und mein Blut schien zu kochen. Ich schaute auf den Ring der Verstorbenen an ihrer Hand und überlegte mir, ob sie dies jemals erfahren würde.
    Das Fest nahm seinen Lauf. Tim bat Mama, sich zu den Kindern der Sklaven setzen zu dürfen, und der Coronel, der neben ihm gesessen hatte, nahm seinen Platz ein, um neben Genésio sitzen zu können. Seine Frau redete ununterbrochen und spuckte dabei auf Mamas Teller. Sie beschwerte sich über Wehwehchen am ganzen Körper, während Mama mit Schwindelanfällen kämpfte. Esperanza erkannte den Ring der früheren Patronin, als sie Mama bediente. Genésio unterhielt sich mit dem Coronel über die Kaffeegeschäfte und benutzte einige Codeworte, die, wie ich annahm, mit dem Waffenhandel in Verbindung standen. Der Coronel sprach von der Hilfe, die die Regierung Madrigal zukommen lassen würde. Er sprach von enormen Beträgen, die bereitgestellt würden, um die Infrastruktur der Stadt zu verbessern, wie der Bau von neuen Straßen und Brücken, die Sanierung des Wasser- und Abwassersystems, die finanzielle Unterstützung kleiner Landwirte und die Errichtung einer Universität, die eine große Anzahl von Studenten aus der ganzen Umgebung anziehen würde, was wiederum dem Handel und dem Immobiliensektor neue Impulse

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