Fortunas Odyssee (German Edition)
gäbe.
Zwei Personen waren bei diesem Fest nicht anwesend: Kaluga und Dona Ágata. Er war in die Stadt gegangen, um nicht ansehen zu müssen, wie Mama von seinem Patron bedrängt wurde. Esperanza hatte ihm von dem Kleid erzählt, das sie geschenkt bekäme, und er litt darunter. Er hasste sich selbst, weil er ihr keine Kleider, Schmuckstücke, Schuhe oder andere Dinge, die sie seiner Meinung nach verdient hätte, schenken konnte.
Während die Musiker aufspielten und alle animierten, trat Rufino lautlos ins Herrenhaus und klopfte an Dona Ágatas Tür. Sie öffnete ihm, und er erwürgte sie mit der Kälte und dem Geschick eines geübten Mörders. Dann öffnete er ein Fenster auf der anderen Seite des Hauses, an der eine Leiter angelehnt war. Ein Komplize stieg eilig herauf, um ihm dabei zu helfen, die Kommode zu entleeren, und bald waren sie mit einer geraubten Kutsche unterwegs, schlugen auf die Pferde ein und feierten ihren Streich. Zehn Minuten später erschoss er seinen Komplizen und warf die Leiche in den Fluss. Alles musste schnell gehen, damit er vor dem Ende des Festes wieder zurück in der Fazenda war. Er versteckte den schweren Sack in einer Höhle, fuhr zurück und mischte sich unter die Leute, die ausgelassen feierten. Er ergriff eine Sklavin am Arm, um mit ihr zu tanzen, trank eine Menge Wein und lachte immer wieder laut auf.
Als die Gäste sich verabschiedeten, fragte die Frau des Coronels:
»Wann ist denn die Hochzeit?«
Mama erbleichte wie eine Wachsfigur. Genésio wartete darauf, dass sie etwas antwortete, und setzte sein typisches Lächeln auf, ohne die Zähne zu zeigen. Sie brachte kein Wort heraus und es gelang ihr nicht, ihr Unbehagen zu verbergen.
Nachdem alle gegangen waren, waren die Tische mit schmutzigen Tellern und Gläsern vollgestellt. Auf dem Boden lagen Essensreste, angebissene Früchte, abgebrannte Fackeln und die Überreste des Rindes. Das Ende einer ereignisreichen Nacht, deren Geschehnisse ans Tageslicht kommen würden.
Der Mond stand über der Fazenda wie ein schweigender außenstehender Betrachter. Als Kaluga spät nachts zurückkam, hörte Mama das Pferdegetrappel und spähte aus dem Fenster. Als er sich anschickte, das Pferd in den Stall zu bringen,
entschloss sie sich, hinunterzugehen. Sie wickelte sich in eine Decke ein und ging barfuß wie auf rohen Eiern zu ihm hinüber.
Er schaute sie eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Sie machte mit dem Kopf ein Zeichen, an einen anderen Ort zu gehen.
Als sie an der Scheune ankamen, hatten sie kein Wort miteinander gewechselt.
Sie zündete die Lampe an und erkannte die Traurigkeit in seinen Augen.
Während des Festes hatte sie viele unruhige Blicke gesehen und zynisches Gelächter und seltsame Worte über uninteressante Angelegenheiten gehört. Niemand zeigte seine Seele durch seine Augen, so wie er es tat. Kaluga näherte sich ihr und berührte ihre Stirn mit seiner Nasenspitze. Sein Atem ging immer schneller, und als sie irgendetwas sagen wollte, nahm er sie in seine Arme und küsste sie stürmisch.
Sie leistete keinen Widerstand.
Sie legten die Decke auf das Stroh hinter den Maissäcken und ließen nur noch ihre Körper sprechen.
Es gab keinen Zweifel mehr, dass die Liebe ihre Herzen übermannt hatte und ihnen nichts anderes übrig blieb, als es zu akzeptieren.
Während der Mond Genésios Anwesen erleuchtete, lag die von ihm so begehrte Hausangestellte in den Armen eines anderen. Die beiden ahnten allerdings nicht, dass ihm diese Tatsache bekannt war.
Genésio zündete sich auf der Veranda eine Zigarre an und schaute zur Scheune hinüber. Er wusste genau, was dort vor sich ging. Eine Mücke belästigte ihn mit demselben Durst auf Blut, den er in diesem Moment empfand.
Der Gedanke, dass sich die Frau, die er mit einem Ring beschenkt hatte, in derselben Nacht einem seiner Sklaven hingab, war einfach zu viel für Genésio.
Während ich an seiner Seite lachte, schüttelte der Hexer den Kopf. Vielleicht ahnte er, dass etwas Schreckliches passieren würde.
Als die Sterne erloschen waren und es allmählich hell wurde, erkannte sie, dass Stunden vergangen waren und fuhr erschrocken auf.
Er war wach und strich ihr zärtlich durch die Haare.
»Wir dürfen nicht hier sein«, sagte sie mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme.
Er küsste sie auf die Nase und lächelte.
»Ich würde am liebsten gar nicht mehr weggehen.«
»Ich meine es ernst, Kaluga. Sie dürfen uns nicht erwischen.«
»Deswegen?«, fragte er und schlug
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