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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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hatte.
    Plötzlich kamen ein paar Kinder schreiend und gestikulierend das Flussufer entlang gerannt. Einige Frauen gaben sich überrascht und liefen auf die Kinder zu. Kurze Zeit später konnte man das Feuer von Weitem sehen, und eine gewaltige Rauchwolke stieg zum Himmel.
    Esperanza erschien auf der Veranda, der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben. Genésio war aufgesprungen.
    »Ich glaube, es brennt!«, stellte Mama fest und wies mit der Hand auf die Rauchwolke.
    Ein Arbeiter kam angerannt und schrie dem Patron zu:
    »Das Feuer breitet sich aus, es kommt aus Rufinos Haus!«
    Mama hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und Genésio lief sofort los.
    »Oh Gott!«, schrie Esperanza. »Das Haus des Vorarbeiters steht in Flammen…!«
    Ehe sie zu Ende sprechen konnte, hatte Genésio sich in aller Eile auf den Weg gemacht.
    Sie zwinkerte Mama zu, und sie zwinkerte zurück.
    Die Männer schleppten eimerweise Wasser, während die Frauen konfus durch die Gegend rannten und sich die Hände an den Kopf hielten. Sogar die Kinder versuchten, zu helfen,
    indem sie mit Bechern Wasser aus dem Fluss schöpften, das sie auf dem Weg zu Rufinos Haus absichtlich vergossen.
    Genésio ergriff eine große Aluminiumschüssel und zerstörte mit Vicentes Hilfe die Tür der Hütte. Es war zwar gefährlich, weiter einzudringen, aber er betrat in die Hütte trotzdem und verbrannte sich beinahe. Der Rauch ließ ihn fürchterlich husten, und er schrie den Kindern zu, sie sollen sich fernhalten.
    Das Feuer erreichte schnell das schilfbedeckte Dach, und nach einigen Minuten standen nur noch die Wände.
    Am Ende gab es nur noch verbrannte Kleider und verkohltes Holz, und die extreme Hitze hatte den Holzherd in einen Haufen Ziegelsteine verwandelt. Alles war in Asche gelegt, der Geruch war penetrant, und man hörte vereinzelt knackende Geräusche, die an explodierendes Popcorn erinnerten.
    Im Bordell Fiore suchte Rufino das Zimmer einer Prostituierten auf, mit der er es bereits einige Male getrieben hatte. Es gab allerdings keine frischen Jungfrauen, aber die Besitzerin des Freudenhauses war schlau genug, zu sagen, dass se auf dem Weg zu ihrem Etablissement waren, aber noch nicht eingetroffen seien. Auf diese Weise verlor sie keine Kunden, die immer wieder in der Hoffnung kamen, neue junge Frauen anzutreffen und sich am Ende mit einer der altbekannten Prostituierten begnügten, so wie Rufino es an diesem Nachmittag tat.
    »Wenn sie ankommen, bin ich vielleicht nicht mehr in Madrigal«, kommentierte er.
    Die Bordellbesitzerin wollte Genaueres wissen, als sei sie eine enge Freundin.
    »Ich habe vor, wegzugehen. Mein Onkel hat mir ein Erbe hinterlassen, und das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen«, log er.
    Genésio stocherte mit einem Stock in den Überresten von Rufinos Hab und Gut herum. Seit der Vorarbeiter in der Fazenda angestellt worden war, war er nicht mehr in diese Hütte getreten.
    Er trat vorsichtig auf, sprang über die Glut und bewegte sich allmählich genau auf die Stelle zu, wo alle ihn haben wollten. Esperanza hob ihre Hand zum Himmel, Vicente legte seine auf sein Herz. Das Feuer war erloschen. Es war unwahrscheinlich, dass der Patron gerade jetzt seine Durchsuchung beenden würde.
    Irgendetwas blinkte mitten in der Asche. Er hielt inne und kniff die Augen zusammen. Ein funkelnder Gegenstand hob sich von dem pechschwarzen Umfeld ab. Genésio ging auf ihn zu, wobei er in Pfützen und schmierige Asche trat. Er nahm seinen Stock und entfernte mit ihm die Reste des verbrannten Sackes.
    In diesem Moment entdeckte er, dass sich hier alle Schmuckstücke seiner Mutter befanden. Dieser Fund berührte ihn tief in der Seele und ließ die Wut in seinen Adern kochen. Er war es also gewesen. Aber Kaluga hatte dafür bezahlt.
    Er rief Esperanza zu, sie solle einen neuen Sack holen.
    Als Rufino ankam, saß Genésio auf der Veranda und pfiff ein Lied vor sich hin. Der Vorarbeiter sah, wie er ihm zuwinkte und trat ins Haus, wo sie zusammen in das Arbeitszimmer gingen.
    Rufino legte seinen Hut und seinen Revolver auf den Tisch und machte es sich auf einem Stuhl bequem.
    »Leider hat ein Feuer Ihre Hütte vollkommen vernichtet, aber seien Sie unbesorgt, wir errichten eine neue. Soweit ich informiert bin, haben die Flammen alles verzehrt, die Leute konnten sie nicht schnell genug löschen.«
    Mama und Esperanza klebten förmlich mit den Ohren an der Tür. Ihre Herzen schlugen so laut, dass man es beinahe im Arbeitszimmer hören

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