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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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Eltern und andere Dinge, an die sie sich gern erinnerten. Mama erzählte von ihrer Ehe, der Geburt ihrer Kinder und ließ sich von der Sehnsucht übermannen. Die Erinnerung an Kaluga überfiel sie, und sie bedauerte, dass sie nicht mehr hatte tun können, um ihm zu helfen.
    »Mein Vater nahm Vicente immer mit zur Jagd, dort hinter dem großen Berg«, erzählte Esperanza und wies auf einen Schatten am Horizont. »Zuerst säuberten Sie den Weg, denn mit weniger Blättern und Zweigen auf dem Boden hörten die Tiere nicht, wie sie sich anpirschten. Mein Großvater hatte ausgezeichnete Augen und Ohren und war deswegen einer der erfolgreichsten Jäger der Umgebung. Er kam nie mit leeren Händen zurück. Mein alter Vater hat jede Menge Tricks von ihm gelernt. Schade, dass er heute nicht mehr jagen kann, aber wir freuen uns über seine Anwesenheit bei den Grillnächten, denn es war ihm immer sehr wichtig gewesen, bei der Zubereitung des Fleisches zu helfen.«
    »Er ist immer noch kräftig«, widersprach Mama und zeigte auf eine Sternengruppe. »Sieh nur, der Orion, wie hell ...«
    In diesem Augenblick fuhr Genésios Auto vor und die beiden Frauen erhoben sich.
    »Was will er hier zu dieser Stunde?« Mama war sofort hellhörig.
    »Ah, heute ist wieder eine mysteriöse Nacht.«
    »Wie bitte?«
    »An manchen Nächten ist es uns strikt verboten, uns in der Nähe der Fazenda aufzuhalten, denn er trifft sich mit einigen Männern in seinem Arbeitszimmer. Es scheinen Geschäftspartner zu sein, aber wenn da alles mit rechten Dingen zugehen würde, hätte er uns nicht befohlen, uns fernzuhalten.«
    Mama erzählte von der Nacht, in der sie mit Kaluga in der Scheune war, als der Patron mit zwei Unbekannten vor dem Gebäude angehalten hatte, und anschließend mit ihnen in seinem Arbeitszimmer verschwunden war. Sie erzählte alles, was sie gehört hatte und sagte:
    »Gutes hatten die bestimmt nicht im Sinn.«
    »Das glaube ich auch.«
    Genésio trat mit zwei Männern ins Haus, während ein dritter draußen auf und ab ging und den Bereich wie ein Wachhund beobachtete.
    Einen Monat später untersuchte Mama Genésios Büro, weil sie glaubte, dass er dort ihre Briefe versteckt hielt. Zu ihrem Pech traf Genésio ausgerechnet in diesem Moment ein, und sie konnte sich gerade noch im Schrank verstecken. Sie sah ihn mit anderen Männern und vielen Waffen, hörte ihre Unterhaltungen und ihr Gelächter und erfuhr, dass sie die Soldaten, die den Transport bewacht hatten, kaltblütig ermordet hatten. Genésio öffnete eine Flasche Wein, und sie prosteten sich zu, tranken und lachten inmitten der Kisten, die auf dem Boden herumstanden. Schließlich öffnete der Patron eine Geheimtür, die sich hinter einem monströsen Gemälde des gekreuzigten Jesus befand, und gab so den Blick auf noch weitere gestohlene Ware frei.
    Die Männer verließen das Zimmer mit den Händen voller Geld, an dem das Blut unschuldiger Menschen haftete.
    Am nächsten Tag teilte sie Esperanza ihre Entdeckung mit, als beide wieder einmal zusammen mit anderen Sklaven den Nachthimmel bewunderten.
    »Also, das ist es, Esperanza… in diesen mysteriösen Nächten werden Waffen entweder angeliefert oder weiterverkauft, und alles muss so ablaufen, dass niemand Verdacht schöpft.«
    Sie erinnerte sich, dass sie einmal im Radio von einem Überfall auf einen Waffentransport der Armee gehört hatte, bei dem alle Soldaten gemeuchelt worden waren. Die Behörden stellten eine hohe Belohnung für Hinweise, die zu den Verbrechern führten in Aussicht.
    Ich legte mich neben sie und schaute auf den Sternenhimmel, während das neue Jahr seinen Einzug hielt. Diesmal feierte niemand dieses Datum, denn es gab keinen Anlass zur Feststimmung. Es gab nur Hoffnungen und Träume, die in jedem dieser Herzen, die gegen die Ungerechtigkeit kämpften, verwurzelt waren. Es gab nur eine Sicherheit für diese Menschen: dass die Sonne am nächsten Tag wieder scheinen würde. Und unter dieser sengenden Sonne würden sie dann wieder hart arbeiten, ohne ihre Hoffnungen auf die Freiheit jemals zu verlieren.
    Die Stimmen der beiden und der fantastische Nachthimmel ließen mich einschlafen. Ich war ausgebrannt.
    Eine Lektion: Wir alle erleiden Verluste und Niederlagen, und die Überwindung des Leidens liegt vielleicht in der Idee, dass eine Entschädigung jeden Moment stattfinden kann.
    Kapitel 7
    Ich öffnete die Augen und sah eine Gruppe von Menschen in Trauerkleidung, die zur Totenwache um einen Sarg herumstand.
    Ich

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