Fortunas Odyssee (German Edition)
Sonntag, und Genésio würde, wie gewohnt, zur Fazenda kommen. Der Plan baute auf dieser Tatsache auf. Mama suchte Yapoula in der Stadt auf und nahm ein großes Risiko auf sich, um mit ihm zu sprechen, ohne gesehen zu werden. Aber weil Genésio viele Kunden im Laden hatte, konnte sie unbemerkt mit ihm reden.
Yapoula hatte Angst, dass der Patron Wind von der Sache bekommen könnte und ihn bestrafen würde. Aus diesem Grund unterhielten sie sich zwischen den Ständen auf dem Zentralmarkt, wo die Verkäufer lauthals ihre Produkte anpriesen.
Am Nachmittag überwachte Rufino einige Arbeiter, wobei er rauchte und sich am Hintern kratzte.
»Rufino!«
»Was gibt’s?«
»Als ich das Grab meines Mannes besucht habe, bin ich Yapoula über den Weg gelaufen, der gerade die Straße gekehrt hat. Er hat mich gebeten, Ihnen eine Nachricht zu übermitteln.«
»Schießen Sie los.«
»Na ja, ich schäme mich ein bisschen. Das sind Dinge, die man einer Frau nicht sagen sollte, aber Sie kennen die Männer, manchmal sind sie ziemlich unelegant.«
»Kommen Sie zur Sache.«
Sie schaute sich um, bedeckte die Hälfte ihres Mundes mit der Hand und flüsterte:
»Er hat mir aufgetragen, Ihnen zu sagen, dass morgen eine neue Ladung frischer Jungfrauen im Fiore eintreffen wird. Und er war noch so frech, mir vorzujammern, dass er kein Geld hätte, dorthin zu gehen.«
Der Vorarbeiter lachte ironisch, und sie schluckte. Ob er wohl anbeißen würde?
»Haha, ich brauche kein Geld, um da reinzukommen«, gab er an.
Er schaute zum Horizont, und ich sah, wie seine Augen funkelten. Ich konnte mir vorstellen, was er dachte.
– meine Mutter hatte Ideen!
»Genésio war niemals so sehnsüchtig in der Fazenda erwartet worden wie an diesem Sonntag, und um zu gewährleisten, dass er wirklich hinfuhr, hatte Yapoula ihm zum Frühstück einen Sack mit schmutziger Wäsche gegeben, mit den Worten, dass sie dringend gewaschen werden müsste, weil es »fast keine saubere Kleider mehr im Hause gäbe«. Er hatte einige absichtlich beschmutzt und andere einfach versteckt.
Der Patron fiel auf die Lüge herein.
Als der Vorarbeiter dabei war, in die Stadt zu fahren, hörten wir das Motorengeräusch von Genésios ankommendem Auto. Der Chef und seine rechte Hand wechselten einige Worte, und beide setzten ihren Weg fort.
Zu diesem Zeitpunkt waren alle Arbeiter längst im Bilde, und alle verhielten sich so unauffällig wie möglich, damit keiner der beiden Verdacht schöpfte.
Ein junger Sklave war beauftragt, Rufino zu folgen. Glücklicherweise war das Verlangen, die frischen Jungfrauen kennenzulernen, sein einziges Ziel an diesem Abend. Er dachte nicht daran, in der Höhle nach dem Rechten zu sehen.
Dieser Tag schien tatsächlich der richtige Tag zu sein, diesem verdammten Vorarbeiter das Handwerk zu legen.
Mama wurde von Genésio eingeladen, sich zu ihm an den Tisch zu setzen.
Während des Mittagessens unterhielten sie sich über die Dürre und das fehlende Gras für das Vieh.
Genésio ließ beim Essen Speisereste um seinen Teller herum auf den Tisch fallen. Mama verspürte schon gleich am Anfang Schwindelgefühle und Brechreiz und bat um Entschuldigung. Sie könne nichts essen, weil es ihr nicht gut ginge.
»Ich mache einen guten Tee.«
»Danke, Esperanza.«
Als sie die Höhle untersucht hatten, waren sie auf eine alte Decke, Reste verbrannten Holzes, eine Kanne und ein Glas gestoßen. Sie waren weiter vorgedrungen und hatten schließlich gefunden, was sie gesucht hatten. Einen Sack mit Schmuck und Goldmünzen. Es gab weder Fledermäuse noch andere Ungetüme. Vicente hatte, bevor sie eintraten, wieder die Götter angerufen und den anderen verboten, irgendetwas außer den Dingen,
die sie suchten, zu berühren. Sie mussten schnell handeln, denn wenn Rufino Verdacht schöpfen würde, so wäre der Plan hinfällig.
Mama bat Genésio, mit ihr auf die Veranda zu gehen, weil sie dringend frische Luft brauche.
Als er zustimmte, kreuzte Esperanza ihre Hände zu einem stillen Dankgebet. Glücklicherweise hielt sich Genésio gern an diesem Ort auf, wo er die Arbeiter überwachen und seinen Tee trinken konnte. Es schien, als würde der Plan funktionieren.
Sie sprachen über Dona Ágata und ihre Gewohnheiten. Der Sohn erzählte von ihren Manien und ihrer Dickköpfigkeit. Während er sprach, zitterte Mama vor Angst, dass etwas schiefgehen könne. Vielleicht, weil sie seit langer Zeit keinen Tag in Frieden und Fröhlichkeit verbracht
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