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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Sentimentalität.
    Wenn er meditierte, unterließ er es nie, ihr schützende Energie zu senden, die ihr helfen sollte, die tausend möglichen Tode und Mißgeschicke zu überleben, die auszusprechen er sich hütete, denn er wußte, wer Gefallen daran findet, an das Böse zu denken, der ruft es schließlich herbei. Manchmal träumte er von ihr und wachte schweißgebadet auf, dann warf er das Los mit seinen I Ging -Stäbchen, um das Unsichtbare zu sehen.
    In den doppelsinnigen Botschaften schien Eliza immer unterwegs zum Gebirge zu sein, das beruhigte ihn ein wenig, wenn er auch nicht wußte, warum.
    Im September 1850 hatte er an einer geräuschvollen patriotischen Festlichkeit teilgenommen, als Kalifornien ein weiterer Staat der Union wurde. Die amerikanische Nation beherrschte nun den ganzen nördlichen Kontinent vom Atlantik bis zum Pazifik. Um dieselbe Zeit aber begann das Goldfieber sich in eine allgemeine Enttäuschung zu verwandeln, und Tao sah Massen ermatteter, verarmter Goldsucher durch San Francisco ziehen, die auf ein Schiff warteten, das sie zurück in ihre Heimat brachte. Die Zeitungen schätzten mehr als neunzigtausend Heimkehrer. Die Matrosen desertierten nicht mehr, im Gegenteil, die Schiffe reichten nicht aus, um alle mitzunehmen, die fortwollten. Jeder fünfte Goldsucher war tot, in einem Fluß ertrunken, an Krankheit gestorben oder erfroren, viele waren ermordet worden oder hatten sich selbst eine Kugel in den Kopf geschossen. Dennoch kamen noch immer Ausländer an, die sich Monate vorher eingeschifft hatten, aber das Gold war nicht mehr für jeden Wagehals mit einem Waschtrog, einem Spaten und einem Paar Stiefel erreichbar, die Zeit der einsamen Helden ging zu Ende, und statt dessen ließen sich mächtige Gesellschaften nieder mit Maschinen, die Berge mit Wasserdruck aufreißen konnten. Die Gold– gräber arbeiteten gegen Lohn, und wer reich wurde, das waren die Unternehmer, die genauso begierig auf schnelles Glück waren wie die Abenteurer von 49, aber wesentlich gewitzter, wie jener Schneider Levi, der Hosen aus festem Stoff herstellte mit Doppelnaht und Metallnieten, die unerläßliche Uniform der Arbeiter. Während so viele das Land verließen, rückten dagegen die Chinesen weiterhin in Scharen an wie schweigende Ameisen. Tao Chi’en hatte die amerikanischen Zeitungen häufig für seinen Freund, den zhong yi, übersetzt, dem besonders die Artikel eines gewissen Jacob Freemont gefielen, weil sie sich mit seiner eigenen Meinung deckten:
    »Tausende Argonauten kehren geschlagen heim, denn sie haben das Goldene Vlies nicht errungen, und aus ihrer frohgemuten Entdeckungsfahrt ist eine Tragödie geworden, aber viele andere bleiben, arm wie sie sind, weil sie nirgendwo anders mehr leben können. Zwei Jahre in diesem wilden, wunderschönen Land formen die Menschen um. Die Gefahren, das Abenteuer, die Gesundheit und die Lebenskraft, die Kalifornien ihnen schenkt, finden sie an keinem anderen Ort. Das Gold hat seine Aufgabe erfüllt: es hat die Männer herbeigezogen, die dieses Gebiet erobern, um es in das ›gelobte Land‹ zu verwandeln. Das ist unwiderruflich…«, schrieb Freemont.
    Für Tao Chi’en jedoch lebten sie in einem Paradies der Gierigen. Es gab keine Nahrung für den Geist, statt dessen gediehen Gewalt und Unwissenheit. Von diesen Übeln leiteten sich alle anderen her, davon war er überzeugt. Er hatte in den siebenundzwanzig Jahren seines Lebens vieles gesehen und hielt sich nicht für einen Mucker, aber ihn schreckte der Verfall der Sitten und die Straflosigkeit des Verbrechens. Einem solchen Ort war es bestimmt, in dem Sumpf seiner eigenen Laster unterzugehen, behauptete er.
    Er hatte die Hoffnung verloren, in Amerika den so sehr ersehnten Frieden zu finden, dies war wirklich keine Stätte für einen, der ein Weiser werden wollte. Weshalb zog sie ihn dann so stark an? Er mußte verhindern, daß dieses Land ihn verhexte wie so viele andere, die es betraten; er wollte lieber nach Hongkong zurückkehren oder seinen Freund Ebanizer Hobbs in England aufsuchen und mit ihm gemeinsam studieren und praktizieren. In den zurück– liegenden Jahren, seit er auf der »Liberty« entführt worden war, hatte er mehrmals an den englischen Arzt geschrie– ben, aber da er dauernd ohne feste Adresse umhergesegelt war, hatte er lange keine Antwort erhalten, bis ihn endlich im Februar 1849 in Valparaíso über Kapitän John Sommers ein Brief des Freundes erreichte. Darin schrieb Hobbs, er habe sich in

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