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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Antwort, stolz darüber, auch eine Rolle in dieser Angelegenheit zu spielen.
    »Dann hatte wohl Sarrazine auf Volperie ein gebrochenes rechtes Bein?«
    »Keineswegs, Moussu lou Baron«, sagte Coulondre Eisenarm. »Sie gebrauchte ihre Füße wie ein jeder von uns.«
    »Der Teufel kann alles«, hielt die Maligou dagegen.
    »Dann ist er wohl ebenso mächtig wie Gott der Herr?« sprach mein Vater, den Ton wechselnd, mit gestrenger Miene.
    »O nein! O nein!« gab die Maligou klein bei, sich bekreuzigend und erbleichend, als würde für sie schon der Scheiterhaufen aufgeschichtet. »Möget Ihr geruhen, Moussu lou Baron, nicht zu vergessen, daß ich nur ein armes unwissendes Weib bin, welches nichts versteht von dem Wie und Warum der Dinge. Ich werde also schweigen, so Ihr vermeint, daß ich zuviel sage.«
    »Du hast im Gegenteil noch nicht genug gesagt, Maligou«, sprach mein Vater mit ernster Miene. »Ich will deine weiteren Beweise hören.«
    »Deren gibt es genug, Moussu lou Baron!« hub die Maligou wieder an, deren Gesicht wieder Farbe bekam. »Zuerst verhext die Wölfin den armen Jonas in seiner Höhle, daß er in Liebe zu ihr entbrennt und sich wünscht, sie möge sich in ein Weib verwandeln.«
    »Das war nichts als ein Scherz und Witz«, warf mein Vater ein.
    Ob es ein Scherz war, dessen war ich, der ich Jonas gehört, nicht sicher. Allein ich schwieg, wollte ich doch nichts zu seinen Ungunsten sagen.
    »Und sie verwandelte sich!« fuhr die Maligou siegesgewiß fort. »Die Wölfin nahm wieder Sarrazines Gestalt an und ward Jonas angetraut.«
    »Wenn ich dies Gewirr von unglaublichen Narrheiten recht verstehe«, sprach mein Vater, »dann blieb die Wölfin, obgleich sie sich in Sarrazine verwandelt hatte, trotzdem eine Wölfin, denn beide, Weib und Wölfin, lebten noch gut zwei Monate, wenn auch mehr schlecht als recht, zusammen in der Höhle.«
    »Ja, aber eines Tages war die Wölfin verschwunden.«
    »Ja, sie lief davon, nachdem sie am Ende doch ein Zicklein gefressen und darum den Zorn ihres Herrn fürchtete. Und dasselbesolltest auch du tun, Maligou«, fuhr mein Vater unversehens mit Donnerstimme fort. »Ich sage es dir zum letzten Mal: Wenn du dieses törichte Gewäsch weiterhin in unseren Dörfern verbreitest, dann jage ich dich ungesäumt aus dem Hause, auf daß du mir nie mehr unter die Augen kommest. Im übrigen möge ein jeder hier, ob Mann oder Frau, sich hüten, so ihm an meiner Freundschaft gelegen, solche abscheulichen und verdammlichen Reden über Jonas und sein Eheweib zu führen oder in seiner Umgebung zu dulden, sondern sich im Gegenteil befleißigen, diesen beiden, wie ich es selbst tue, mit besonderer Achtung zu begegnen. Und du, Maligou, da du dich mit dem Teufel so gut auskennst, mögest ihn bitten, daß er auch dich verdoppele; indes die eine Maligou weiterhin ihren Dienst in unserer Küche verrichtet, soll er die andere in ein dickes Mäuslein verwandeln, das auf dem Dachboden einige alte Papiere, die ich dort liegen habe und die mir zu nichts mehr nütze sind, zernagen kann.«
    Hierauf wechselte die Maligou einen erschreckten Blick mit Barberine, denn beide fragten sich angstvoll, ob mein Vater nicht ihre heimliche Marienverehrung entdeckt habe, die sie auf dem Dachboden betrieben. Doch Jean de Siorac stand auf nach seiner Rede, befahl, die Kinder ins Bett zu bringen, und verließ nach einem knappen Grußwort, das Auge noch voller Zorn, eiligen Schrittes den Burgsaal.
     
    Trotz Pest und Hungersnot, von denen ich noch berichten werde, schlug das Jahr 1563 für Mespech zum Guten aus. Die Herren Brüder vermochten endlich ihr langgehegtes Vorhaben in die Tat umzusetzen: sich eine Mühle im Beunes-Grund zu kaufen. Bis dato mußten wir in der Mühle von Campagnac mahlen lassen, und wiewohl deren Besitzer uns freundschaftlich gesinnt war und nur einen angemessenen Preis dafür verlangte, verteuerte sich unser Mehl dadurch beträchtlich. Nun fand im Frühjahr anno 1563 zu Sarlat eine öffentliche Versteigerung von Kirchengütern statt, und die Brüder erwarben von den Franziskanermönchen für eine Summe von dreitausendfünfhundertsiebenundsechzig Dukaten die schöne Mühle von Gorenne, versehen mit drei Mahlwerken: einem weißen für Weizen, einem braunen für Roggen, Gerste und Hirse sowie einem dritten für Nußöl. Zusammen mit dieser Mühle – und eingeschlossen inden Preis – ward ein schönes Stück Land verkauft, welches langgestreckt zwischen Mespech und Taniès im Talgrund lag, der an

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