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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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übernehmen?«
    »Ja.«
    Coulondre fügte hinzu:
    »Unter bestimmten Bedingungen.«
    Mein Vater blickte ihn erstaunt an, indes Sauveterre mit barscher Stimme fragte:
    »Welche?«
    »Mit der Beute aus Calais kann ich mir zwei Sauen anschaffen. Auf Gorenne müßte dann für mich die Kleie abfallen, sie und ihre Ferkel zu füttern.«
    »Wie viele Schweine gedenkst du dir zu halten?« fragte mein Vater.
    »Etwa dreißig Stück.«
    Die Brüder sahen sich an.
    »Darüber ließe sich reden«, sagte Sauveterre. »Ist das alles?«
    »Nein«, erwiderte Coulondre, »ich möchte das Land im Beunes-Grund auf Halbpacht übernehmen.«
    »Unser Beunes-Land auf Halbpacht!« rief Sauveterre.
    Auf diesen Ausruf erwiderte Coulondre nichts, sondern blickte nur mit traurigem, unbewegtem Gesicht ins Feuer.
    »Darüber ließe sich reden«, sprach schließlich mein Vater, um dann vorsichtig hinzuzufügen: »Aber wenn du unser Land auf Halbpacht bekämest und dazu einen Teil unserer Kleie für deine Schweine, dann verlangst du doch nicht noch Lohn?«
    »Doch«, antwortete Coulondre mit verschlossener Miene, aber mit einem wachen Blick zwischen den Lidern hervor. »Zu mindest so lange, bis ich die ersten Schweine verkauft habe.«
    »Ist das alles?« fragte Sauveterre von oben herab.
    Darauf trat Schweigen ein. Coulondre starrte ins Feuer mit der Unglücksmiene eines Mannes, der nichts mehr von der Welt erwartet.
    »Es müßte auch noch für meine Verteidigung gesorgt werden«, hub er schließlich wieder an, »indem man mir Hilfe gewährt beim Bau eines unterirdischen Ganges von der Kornkammer der Mühle bis zum ersten großen Gebüsch am Wegenach Mespech, damit ich Euch benachrichtigen kann im Falle eines Angriffs.«
    »Dazu würde eine Glocke ausreichen«, hielt ihm Sauveterre entgegen.
    »Keineswegs, Herr Junker«, widersprach Coulondre, seinen eisernen Arm mit der gesunden Hand stützend, um die Schulter zu entlasten. »Eine Glocke würde auch den Angreifern Kunde geben. Sie wüßten dann, daß ich Euch zu Hilfe rufe, und könnten auf dem Weg zur Mühle einen Hinterhalt legen. Durch den unterirdischen Gang könnte indes mein Weib ungesehen zu Euch eilen.«
    »Dein Weib?« fragte mein Vater, sich in seinem Lehnstuhl aufrichtend. »Hast du deine Wahl schon getroffen?«
    »Gewiß«, erwiderte Coulondre. »Es ist Jacotte auf Volperie. Wie Ihr wißt, ist sie reformierten Glaubens.«
    »Aber sie zählt erst fünfzehn Jahre!« sagte mein Vater.
    »Obgleich mein Haar schon angegraut ist, hat sie sich mir anverlobt«, vermeldete Coulondre, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Die Maligou würde hier von Zauberei sprechen«, sagte mein Vater mit einem Lächeln.
    »Da ist keinerlei Zauberei im Spiel«, erwiderte Coulondre ernst. »Als ich vergangenes Frühjahr mit meinem Karren von Volperie zurückkehrte, habe ich Jacotte aus den Händen von vier Strauchdieben errettet, welche ihr hinter einer Böschung Gewalt antun wollten. Einen hatte Jacotte mit ihrem Messer getötet, zwei andere streckte ich mit meinen Pistolen nieder. Der vierte stürzte sich auf mich, doch ich versetzte ihm mit meinem eisernen Arm einen Schlag in den Nacken und stieß ihm dann sein eigenes Messer in die Kehle.«
    »Und du hast nichts davon verlauten lassen?« fragte mein Vater, höchstlich verwundert.
    »Jacotte hatte mich um Stillschweigen gebeten. Ihr wisset, wieviel in unseren Dörfern geschwätzt wird. Schnell wird dann mehr aus einer Sache, als wirklich gewesen.«
    »Coulondre«, sprach mein Vater, »du hast eine gute Wahl getroffen. Ich kenne Jacotte als eine vortreffliche und wackere Jungfer, die dir treu zur Seite stehen wird.«
    Nach kurzem Schweigen schlug Sauveterre mit beiden Händen auf die Armlehne seines Stuhles und sprach mit einiger Schärfe:
    »Die Sache ist noch lange nicht abgemacht! Der Herr Baron und ich müssen uns noch beraten.«
    Hierauf antwortete Coulondre wiederum nicht, sondern blickte nur stumm ins Feuer.
    »Coulondre«, sprach Sauveterre weiter, »wenn wir dir den unterirdischen Tunnel bauen, würde dich das nicht in große Versuchung führen, deinen Posten aufzugeben, so der Angreifer dich hart bedrängt?«
    Auf dem langen, griesgrämigen Gesicht Coulondres zeigte sich der Anflug eines Lächelns:
    »Ich sollte Euer Korn aufgeben? Euer Mehl? Und meine Schweine?«
    Dies war wohl geantwortet. Doch die Herren Brüder empfanden aus ganz anderem Grunde arge Bestürzung. Zum ersten Mal in der Geschichte Mespechs hatten sie über einen Vertrag zu verhandeln,

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