Fortune de France: Roman (German Edition)
jener Stelle durch den Hügel von Mespech und den des Dorfes eingeengt war, durch welchen aber eine wohlgepflasterte Straße verlief, in westlicher Richtung nach Les Ayzies führend und in östlicher zur Burg Pelvézie.
Das Land mußte in langer, harter Arbeit von unseren Leuten, Zinsbauern und Tagelöhnern Stück für Stück vom überschüssigen Wasser befreit werden, davon es ganz faulig geworden war; stellenweise versank man in regnerischen Jahren bis zum Knie darin. Die Herren Brüder ließen den Aushub aus den Entwässerungsgräben zum Ufer des Beunes-Flusses bringen, daraus zu beiden Seiten kleine Dämme zum Schutz gegen das Hochwasser zu errichten. Um die Aufschüttung zu befestigen, wurden Weidenbüsche darauf gepflanzt. Dies bedeutete, bis weit in die Zukunft Vorsorge zu treffen, denn es würden gewißlich viele Jahre vergehen, ehe Sarrazine für ihre Körbe alle Weidenruten verflochten, welche zwei Meilen flußabwärts gegenüber dem Steinbruch wuchsen.
Der Frühling anno 1563 war von so großer Trockenheit, daß die Arbeiten im Beunes-Grund ohne zu große Ungelegenheiten verrichtet werden konnten; hingegen war die Trockenheit uns hinderlich, als wir auf der Nordseite unseres Hügels einen Weg von der Burg bis zur Mühle anlegen wollten, unser Korn dorthin zu karren und das Mehl zurück. Weil der Hang so steil ist, mußte der Weg mit mancherlei Schleifen und Kehren versehen werden. Das Fällen der Bäume war kein leichtes Unterfangen, und das Roden der Wurzeln war es noch weniger, denn in der langen Trockenzeit war die Erde hart wie Stein geworden. Zu guter Letzt ward der Weg noch mit Steinen befestigt.
Von der Mühle versprachen sich die Brüder, wie ich bereits vermeldet, eine gehörige Einsparung an Kosten, aber auch einige hübsche Einkünfte, denn so mancher kleine Landwirt aus der Umgebung ließ im Herbst, wenn das Korn trocken, oder auch im Winter gemäß seinem Bedarf in den Beunes-Mühlen gegen Gebühr mahlen, so daß die Mönche gewißlich ein gutes Geschäft hätten machen können, wenn sie wegen der großen Entfernung nicht gezwungen gewesen wären, die Mühle zu verpachten, und der Pächter nicht den ganzen Gewinn durchgebracht hätte, ohne jemals das Geringste am Hause auszubessern, so daß um derEinsparung eines Nagels, eines Dachsteins oder einer kleinen Mühe willen das Dach undicht geworden und die Wohngemächer verfallen waren.
Mespech setzte ins Werk, was notwendig war, um alles zu richten und auszubessern, was schnell getan war, denn es fehlte uns weder an Händen noch an Mitteln.
Schwieriger war es indes, einen Müller zu finden, da die Herren Brüder die freie Stelle nicht wieder wie weiland im Falle des Steinhauers unter Trommelschlag und Trompetenschall ausrufen lassen wollten; sie vertrauten nur Leuten, deren Sinnesart ihnen bekannt war.
Nachdem die Wohngemächer der Mühle neu gerichtet, ließen die Brüder eines Abends Faujanet in die Bibliothek meines Vaters rufen und trugen ihm an, sich auf Gorenne niederzulassen; sein Handwerk als Faßbinder könne er auch im Beunes-Grund fortsetzen, da die Müllerei nur ein jahreszeitliches und unregelmäßiges Geschäft sei.
»Für doppelte Arbeit«, sagte mein Vater mit einem breiten Lächeln, »doppelten Lohn. Dazu kostenfreies Mehl für dein Brot. Und gewißlich wird sich in der Umgebung eine hübsche, kräftige Jungfer unseres Glaubens finden, welche dir als Eheweib zur Seite stehen und Kinder gebären kann, die dann später für deinen Unterhalt aufkommen; denn es genügt nicht, nur für den heutigen Tag zu essen zu haben: das Brot des Alters wird in der Jugend bereitet.«
Allein der kleine schwarze Kerl, welchem mein Vater wegen seines Hinkefußes (der ihn nicht daran hinderte, ein wackerer Schnitter zu sein) die Möglichkeit zu eigener Niederlassung zu geben gedachte, hörte diese verlockenden Worte ohne große Begeisterung. Indes mein Vater sprach und Sauveterre zustimmte, gingen die kleinen schwarzen Augen Faujanets von einem zum anderen und schienen immer trauriger zu werden.
Als mein Vater schließlich geendet, dankte er in angemessener Weise.
»Was das Müllerhandwerk angeht«, fuhr er sodann fort, »so glaube ich wohl, daß ich es auszuüben vermöchte, da ich nicht ungeschickt mit den Händen und nicht zu schwerfällig mit dem Kopf bin. Und obgleich ich hinke (er blickte zu Sauveterre), schreckt mich auch die zusätzliche Arbeit nicht, wie die Herren wohl wissen. Auch sind die Herren sehr gütig, mir den
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