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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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starrte ihn ungläubig, dann voller Freude an, denn dieses Zusammentreffen schien ihm Gutes zu verheißen.
    »Und was treibst du hier, Soldat?«
    »Ich will mich verdingen, als Faßbinder. Mein Name ist Faujanet, und ich stehe im dreißigsten Jahr meines Alters.«
    Er öffnete seine Kiste, zog ein Fäßchen von drei Zoll Größe hervor, welches mit seinen zierlichen Reifen und dem winzigen Spundzapfen in allem einem richtigen Weinfaß glich, und reichte es Sauveterre.
    »Dies ist mein Werk, Herr Hauptmann. Und was Ihr hier im kleinen sehet, vermag ich auch in voller Größe zu verfertigen.«
    Sauveterre drehte und wendete das Fäßchen nicht ohne Vergnügen in seiner Hand.
    »Faujanet«, sagte er schließlich (er sprach es in unserer perigurdinischen Art aus: Faujanette), »diese treffliche Arbeit spricht zu deinen Gunsten. Doch ist es Kastanienholz und kein Eichenholz.«
    »Weinfässer macht man nicht mehr aus Eichenholz«, erwiderte Faujanet. »Die Winzer vermeinen, daß Eiche den Geschmack des Weines verfälscht.«
    Sauveterre blickte ihn lange an, und Faujanet wagte kaum zu atmen, so bedeutsam erschien ihm der Augenblick. Denn er war seit zwei Monaten ohne Lohn und Brot und sein Bauch war leer. Als letztes hatte er vor zwei Tagen eine Kelle Suppe und eine Handvoll Saubohnen gegessen, welche milde Gabe sich nicht wiederholen würde, wie man ihm deutlich zu verstehen gegeben; zudem galt seine Erlaubnis zum Aufenthalt in Sarlat nur bis zur Mittagsstunde des folgenden Tages.
    Nachdem Sauveterre den Faßbinder lange in Betrachtung genommen, dabei die Schulterbreite, Arme, Angesicht, den starken Hals und die Offenheit des Blickes gemustert, sprach er schließlich:
    »Nun laß dein Entlassungspapier sehen.«
    Faujanet kramte in seiner Kiste und reichte mit zitternder Hand das Papier, welches Sauveterre aufmerksamen Auges las.
    »Faujanet, hast du eine Beihilfe von den Konsuln zu Sarlat erhalten?«
    »Ja, Herr Hauptmann, am vorgestrigen Tage, indem ich mein Entlassungspapier vorwies.«
    »Und vom Bischofsamt?«
    »Nicht einen Brotkanten.«
    »Du kennst doch das Sprichwort, mein armer Faujanet«,meinte Sauveterre, die Stimme senkend: »Mönche und Läuse sind unersättlich. Sie lassen keinen Kanten übrig.«
    »Ei gewiß!« antwortete Faujanet. »Wie recht habt Ihr. Vom Maul dieser Leute gehen mehr zugrunde als vom Degen!«
    Worauf Sauveterre lachte und das Papier zurückgab. Faujanet spürte, daß seine Sache gewonnen war. Das Herz hüpfte ihm vor Freude in der Brust, und mit einem Male machte sich sein Hunger wieder stärker bemerkbar.
    »Meine Kastanienbäume stehen noch im Wald, Faujanet«, sprach Sauveterre. »Verstehst du dich auch aufs Fällen und Sägen?«
    »So ich Helfer bekomme, ja.«
    »Drei Monate Probezeit bei freier Kost und Logis, danach zwei Sols pro Tag. Einverstanden?«
    »Einverstanden, Herr Hauptmann.«
    »Cabusse!« rief Sauveterre, und selbiger kam herbeigeeilt, »dieser Mann hier ist Faujanet, vormaliger Soldat der Guyenne-Legion. Er wird bei uns als Faßbinder arbeiten. Führe ihn zu unserem Wagen und wartet dort beide auf mich.«
    Cabusse, der Faujanet um Haupteslänge überragte, betrachtete dessen Hinkebein, als sie sich ihren Weg durch die Menge der Marktbesucher bahnten.
    »Dann hätten wir also zwei Lahme auf Mespech«, sprach er, »zwei Lahme und einen Eisenarm.«
    »Einen Eisenarm?«
    »Coulondre. Er hat einen eisernen Haken anstelle der linken Hand. Den hat Siorac ihm bezahlt.«
    Am Wagen angekommen, nahm er Faujanet die Kiste ab und hieß ihn neben sich auf den Bock steigen. Alsdann nahm Cabusse ein Stück Brot und eine Zwiebel aus einem Sack und begann, langsam und stumm zu kauen, die Augen auf die Ohren des Pferdes gerichtet. Faujanet schluckte mehrmals.
    Nachdem Cabusse eine Weile den Blick Faujanets auf sich verspürt, wandte er sich ihm zu und betrachtete ihn.
    »Du hast Hunger?«
    »Ja freilich.«
    »Du hast doch eine Zunge, Soldat! Warum hast du nichts gesagt?«
    Darauf schnitt Cabusse Brot und Zwiebel in zwei Teile und reichte Faujanet jeweils eine Hälfte. Der kleine Schwarzhaarigegriff mit solcher Gier danach, daß er das Danksagen vergaß.
    »Mit leerem Bauch darf man nicht so hastig schlingen«, sprach Cabusse, »sonst schwillt er an, und dir platzt die Leber.«
    »Du hast recht«, erwiderte Faujanet, ohne kleinere Bissen zu machen oder weniger hastig zu schlingen. Als er alles aufgegessen, bot ihm Cabusse aus seiner Flasche zu trinken.
    »Du hast zu schnell gefuttert. Jetzt

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