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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Schaugepränge unter Trompetengeschmetter vor dem Feldlager des Kaisers bei Valenciennes auf und ab paradieren zu lassen. Als daraufhin die kaiserlichen Truppen ihre Stellungen nicht verließen, befand der König, Karl V. habe die Herausforderung nicht angenommen und habe sich folglich nach den ritterschaftlichen Regeln als besiegt zu betrachten. So trat er den Rückzug an, ohne auch nur einen einzigen Büchsenschuß zu tun, doch unter Verwüstung der durchquerten Lande, gleichgültig ob sie dem Freund oder dem Feind gehörten.
    In jenem Jahr 1557 fürchteten die Herren Brüder das Schlimmste für das Königreich, und das Schlimmste geschah tatsächlich, als Heinrich II., den Waffenstillstand von Vaucelles ohne jeden Anlaß brechend, Spanien am 31sten Januar den Krieg erklärte und dann am 7ten Juni des gleichen Jahres Maria Tudor ihrerseits Heinrich II. den Krieg erklärte.
    Eine große Streitmacht ward in den Niederlanden zusammengezogen, fiel von Norden in das Königreich ein und belagerte Saint-Quentin, indes Guise in Italien erfolglos die dortigen Besitzungen Philipps II. anzugreifen suchte. Saint-Quentin wurde von Coligny mit einer Handvoll Männern heldenhaft gehalten, doch als Montmorency ihm mit dem königlichen Heer zu Hilfe eilen wollte, zog er sich in seiner Torheit bei der Überquerung der Somme eine vernichtende Niederlage zu. Das Königreich war in höchster Gefahr. Der Weg nach Paris war frei, und die Pariser machten sich schon daran, ihre Sachen zu packen.
    Indes hielt Coligny in Saint-Quentin noch immer der riesigen Übermacht stand, und sein erbitterter Widerstand gab Heinrich II. Zeit genug, Guise aus Italien zurückzurufen sowie den Heerbann zu verkünden. Gleichzeitig mäßigte sich Heinrich auf Verlangen der protestantischen deutschen Fürsten, mit denen er sich zu verbünden suchte, in der Verfolgung der Reformierten, ohne indessen selbige ganz einzustellen.
    Die Hugenotten ließen sich von dieser halbherzigen Milde nicht täuschen, wußten sie doch: sobald der Krieg zu Ende, würden die Hinrichtungen weitergehen, gleich welche Dienste sie dem Vaterland erwiesen hatten. Doch auf ihrem Leidensweg war ihr Verstand gereift, und so vermochten sie besser als die Mehrheit der Franzosen zwischen König und Königreich zu unterscheiden. Man konnte den König hassen, seine Grausamkeit verachten und seinen Tod herbeiwünschen, doch das Königreich mußte um jeden Preis gegen fremde Tyrannei verteidigt werden.
    Das Périgord war fünfzehn bis zwanzig Tagesritte von Paris entfernt, und so gab es selbst unter dem Hochadel nicht wenige, die nur geringe Lust verspürten, ihre prächtigen Burgen zu verlassen – eingedenk auch der Gefahren, die eine solche Abwesenheit für ihre Besitzungen bedeutete –, um im fernen Norden ihre Haut zum Markte zu tragen. Andere wiederum, jüngeren Alters, doch bettelarm auf zerfallenden Burgen hausend, träumten von Abenteuern und Ruhm, von Beutemachen und lustvoller Vergewaltigung beim Plündern der Städte.
    Aus Abneigung gegen Franz I., welcher seinen Vater verbannt, gab Bertrand de Fontenac, damals siebenundzwanzig Jahre zählend, zu wissen, er könne ob seiner schwachen Gesundheit dem Heerbann Heinrichs II. nicht Folge leisten. Doch nur wenige der Adeligen, welche sich offen oder kaum verdeckt zum Hugenottentum bekannten, entzogen sich dem Aufgebot. Und so beschloß auch Jean de Siorac in Absprache mit seinem viellieben Bruder, obgleich ihnen das Herz blutete bei dem Gedanken an eine Trennung (die erste nach einundzwanzig Jahren!), sich ungesäumt zu rüsten und mit Cabusse, Marsal und Coulondre sich auf den Weg zu machen. Sauveterre, welchen sein versehrtes Bein auf Mespech hielt, würde die Aufsicht, Bewirtschaftung und Verteidigung der Besitzungen übernehmen.

DRITTES KAPITEL
     
    Ich war sechs Jahre alt, als mein Vater in den Krieg zog. Am Abend vor seinem Aufbruch beluden die drei Soldaten im Burghof den Karren, den die kleine Schar mitzuführen gedachte. Solange sie nur Hafer für die fünf Pferde, Mehl, Salz, Dörrfleisch und Nüsse als Wegzehrung für die Reiter sowie die Säcke und Zelte für das Biwak herbeitrugen, schauten die Kinder ihnen schweigend zu. Als sie jedoch begannen, die Waffen und Rüstungen herbeizuschaffen, erwachte ihre Neugier.
    »Was ist das für ein Helm mit Ohrenschutz?« fragte mein älterer Bruder François.
    »Eine Bourguignotte, auch Burgunderhelm genannt«, antwortete ihm Cabusse.
    »Und der Helm da mit den gebogenen

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