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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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befanden.
    Ohne erst einen Brustharnisch anzulegen noch eine Sturmhaube aufzusetzen, teilte Sauveterre an alle Verteidiger – eingeschlossen François und die Frauen – die Arkebusen aus und befahl, fleißig in die Schuppen zu feuern. Doch befanden wir uns mit unseren Fackeln so hoch über der Insel, daß das Innere der Schuppen in dunklen Schatten getaucht blieb und unsere Kugeln vornehmlich die Dächer trafen. Von dem kleinen Rundturm zwischen der Insel und der Burg hätte man eine bessere Sicht gehabt, doch wir waren zu wenig Leute, als daß Sauveterre jemanden zu diesem Vorposten hätte aussenden können.
    Gedeckt durch die Schuppen auf der Insel, belegten uns die Angreifer mit einem fortgesetzten Feuer, welches aber so wenig wirksam war, daß es uns wohl eher ablenken denn wirklich bekämpfen sollte. Sauveterre mutmaßte, daß die Zigeuner, indes sie unsere Aufmerksamkeit und unser Feuer auf die Insel lenkten, einen Angriff in unserem Rücken vorbereiten könnten. So schickte er Faujanet und Jonas auf einen Erkundungsgang über die Burgwälle. Und das war gut getan, denn nachdem sie auf der Westseite und der Ostseite nichts Außergewöhnliches bemerkt hatten, sah Jonas, welcher voranging, zwischen den Zinnen auf der Nordseite plötzlich einen Zigeuner auftauchen, der sich behend wie eine Katze auf den Wehrgang schwang. Jonas spannte seinen Bogen und durchbohrte mit seinem Pfeil den Angreifer, der ohne einen Schrei, die Hände auf die Brust gepreßt, tot darniedersank. Jonas gab darauf Faujanet ein Zeichen, stehenzubleiben, indes er gebückt weiterschlich. Alsbald entdeckte er in den Schießscharten acht Seilhaken und sah, wie mehrere Zigeuner an Seilen nach oben kletterten, ohne sich auch nur im geringsten wegen der Fackel zu besorgen, welche die Nordseite erhellte. Höchstlich verwundert über ihre aberwitzige Kühnheit, trat Jonas in den Schatten zurück und sandte Faujanet, Sauveterre herbeizuholen.
    Gefolgt von den Brüdern Siorac und Faujanet, traf dieser just in dem Augenblick ein, da Jonas einem zweiten Zigeuner lautlos das Lebenslicht ausblies. Sauveterre gebot seinen drei Leuten, sich hinter Jonas zu halten, und sprach zu ihnen mit leiser Stimme:
    »Lasset den Steinbrecher nur machen und feuert erst auf meinen Befehl.«
    Ein weiterer Zigeuner fand den Tod, wonach ein vierter auftauchte,welcher, von Jonas’ Pfeil nur in einem minder lebenswichtigen Körperteil getroffen, laut aufschrie, sich nach hinten warf und in den See sprang. Andere taten es ihm nach, wie zu hören war, woraus man entnehmen konnte, daß die noch an den Seilen hängenden Zigeuner ihr Unterfangen aufgaben. Sauveterre hieß nun seine Leute, hinter den Zinnen Aufstellung zu nehmen und auf alles zu feuern, was sich bewegte. Er selbst lugte vorsichtig hinab und sah, daß die Zigeuner über ein Floß verfügten, welches die Springenden alsbald erreichten; sich unter Wasser haltend, verschwanden sie in der Dunkelheit. Am Ufer nahmen etliche Männer, welche gewiß den Kletternden hätten nachfolgen sollen, die Flucht, ohne daß man hätte auf sie schießen können, denn das Licht der Fackel beleuchtete sie nur schwach. Die Benutzung eines Floßes war gewiß ein trefflicher Gedanke, hätte doch ein Schwimmer niemals die Seilhaken bis in die Höhe der Zinnen schleudern können, wohingegen dies von einem Manne im Stand nur einige Kraft und Geschicklichkeit erforderte.
    Sauveterre besah sich die drei von Jonas Getöteten. Sie waren schwarz gekleidet, trugen ein langes Messer im Gürtel, und in ihren Kapuzen, die sie über den Kopf gezogen hatten, fand er Pistolen. Sie tropften vor Wasser, was erkennen ließ, daß sie das Floß schwimmend vor sich her geschoben und nur der geschickteste Werfer darauf Platz genommen hatte.
    Sauveterre fühlte, wie ihm der Schweiß die Handflächen näßte. Ein Dutzend Banditen, welche an dieser Stelle unbemerkt auf den Wehrgang gelangt und dann von hinten über die Verteidiger von Mespech hergefallen wären, indes selbige auf die Insel feuerten, hätte sie im Handumdrehen bis zum letzten Mann niedermachen können.
    Man entfernte die Haken mit den daran befestigten Seilen, und indes Jonas und Faujanet ihren Wachgang fortsetzten, begab sich Sauveterre mit den Brüdern Siorac wieder zu den Frauen zurück. Auf der Insel entstand nun einige Hektik, ohne Zweifel verursacht durch die Ankunft der Geflüchteten, doch vermochte man nichts Genaues zu erkennen; die Arkebusen waren verstummt.
    Sauveterre gab den Frauen

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