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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Euch so genau Auskunft gab über Mespech.«
    Wieder lachte der Zigeuner.
    »Herr Hauptmann, für nichts bekommt man nichts! Eine solche Auskunft kostet Euch nochmals fünfzig Livres.«
    »Ihr sollt sie haben«, sagte Sauveterre nach kurzem Schweigen.
    »Sobald ich die 550 Livres habe«, hub der Zigeuner wieder an, »werde ich die Geisel an diesen Pfahl hier binden und Euch vermelden, was Ihr zu wissen begehrt.«
    Es trat einen Augenblick Stille ein, dann sprach der Zigeuner mit veränderter Stimme:
    »Es fehlen drei von meinen Männern. Habt Ihr sie?«
    »Ja«, sagte Sauveterre, »sie wurden niedergemacht, als sie den Fuß auf unsere Mauern setzten. Ich werde sie auf christliche Weise begraben lassen, ohne sie zu entmannen.«
    »Das Entmannen ist auch meine Sache nicht!« wehrte sich der Zigeuner. »Das tun nur die wenigen Mauren, die ich in meiner Schar habe. Wenn sie einen Feind töten, wollen sie ihm nicht nur das Glück des irdischen Daseins nehmen, sondern auch die Ehre des Mannseins.«
    »Des letzteren ist niemand teilhaftig ohne das erstere«, entgegnete Sauveterre. »Die Entmannung ist folglich unnütz. Und Eure Mauren werden dadurch nicht mannbarer.«
    »Da habt Ihr recht«, antwortete der Zigeuner, »doch ich vermag sie nicht davon zu überzeugen.«
    »Bindet die Geisel an«, sprach Sauveterre darauf. »Ich gehe, das Geld zu holen.«
    Es muß Sauveterre das Herz abgedrückt haben, als der Jutesack mit den 550 Livres darinnen an einem Strick auf die Insel hinübergeschwungen ward. Der Zigeuner packte ihn und zählte im hellen Mondenschein unser gutes Geld. Trotz meiner jungen Jahre dünkte es mich eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, daß Mespech solcherart um sein Geld gebracht ward.
    »Und nun, Monsieur, die gewünschte Auskunft«, forderte Sauveterre.
    »Herr Hauptmann«, sprach da der Zigeuner, »Ihr habt einen guten Nachbarn, der Euch sehr liebt. Er hat mir fünfhundert Livres übergeben lassen, damit ich Mespech angreife, und mir weitere fünfhundert versprochen, wenn ich dabei erfolgreichwäre. Ich war auf Beutezug in der Gegend von Domme, als sein Haushofmeister geritten kam und mir alles Wissenswerte kundtat über Mespech, seine Besatzung, seine Befestigungen und die rautenförmig ausgelegten Fußangeln hinter dem Zaun, über welche wir einfach Bretter gelegt, um uns nicht darin zu verfangen. Ohne Eure Hunde, von denen man mir nichts gesagt, wäre Mespech verloren gewesen.«
    »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Sie haben sich so wild gebärdet, daß wir sie niedermachen mußten.«
    Es folgte eine drückende Stille, worauf Sauveterre wieder anhub:
    »Wie ich mutmaße, habt Ihr Monsieur de Fontenac nie zu Gesicht bekommen?«
    »Nur seinen Haushofmeister. Einen Italiener namens Bassano. Er erwartet mich bei Sonnenaufgang auf Flaquière, daß ich ihm berichte.«
    »Und wo genau?«
    »Unter dem großen Nußbaum an der Wegkreuzung.«
    »Werdet Ihr Euch hinbegeben?«
    »Wenn Ihr mir noch fünfundzwanzig Livres verehrt, dann nicht.«
    »Zehn«, sagte Sauveterre.
    »Hier wird nicht gehandelt, Monsieur!« sagte der Zigeuner.
    »Was würdet Ihr verlieren, so Ihr Euch nicht zu diesem Treffen einfindet? Bassano wird kein Geld mit sich führen, da Ihr nicht erfolgreich gewesen seid.«
    »Es kommt nicht darauf an, was ich verliere«, hielt ihm der Zigeuner entgegen, »es kommt darauf an, was Ihr gewinnet, so Ihr an meiner Statt gehet.«
    Da disputierte Sauveterre nicht länger, und die fünfundzwanzig Livres wurden auf gleichem Wege zu dem Zigeuner befördert.
    »Ich werde treu zu meinem Wort stehen«, sprach dieser, »so wie ich hoffe, daß auch Ihr zu dem Euren stehet.«
    »Darauf könnt Ihr Euch verlassen. Wohin soll ich Eure Geisel nach den achtundvierzig Stunden schicken?«
    »Sie weiß, wo ich zu finden bin. Ich grüße Euch, Herr Hauptmann«, setzte der Zigeuner hinzu, »und bedaure, daß die Notwendigkeit, zu überleben und meine Sippe zu ernähren,mich zu schändlichen Taten zwingt, denn ich bin ein guter Christ und erhoffe wie ein jeder, nach dem Tode die Gnade des Allerhöchsten zu finden.«
    »Monsieur«, erwiderte Sauveterre nicht ohne Überwindung, »kein Mensch vermag das Urteil Gottes vorauszusehen. Doch wenn Euch Euer Seelenheil so sehr am Herzen liegt, wünsche ich Euch, daß Ihr Errettung finden möget.«
    Jonas ließ ein empörtes Murren hören, allein Sauveterre hieß ihn mit einer schroffen Handbewegung schweigen, und der Zigeuner antwortete, den spöttischen Ton aufgebend:
    »Ich danke

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