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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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wirft sich etwas immer wieder gegen die Schlafzimmertür wie ein Rammbock, bum, bum, bum. Das Holz beginnt bereits zu splittern und sich zu biegen. Noch eine Minute, und es wird drin sein bei ihnen.
    «Das ist die Bedeutung der Trilobiten», sagt Sadie, ein Albtraum, der dem Wunderland nach einem zu großen Schluck aus der Trink-Mich-Flasche entflohen ist, und sie muss sich jetzt nach unten beugen, um Chance in die Augen zu schauen. «Zeit und was Leute finden, die in der Zeit suchen. Die Weiden, wenn sie in den Tunnel blicken. Wenn sie hinter die Mauer schauen.»
    Sadie kommt ganz nah, drückt die Lippen auf Chance’ Ohr, flüstert. Ihre Lippen sind kalt, aber ihre Stimme ist kälter, die vereisten Worte sprudeln aus ihr heraus. «Du bist mir so scheißegal», sagt sie. «Aber Dancy ist hier, und ich lasse nicht zu, dass sie auch noch Deacon kriegen.»
    Und dann sagt sie noch andere Dinge, gibt Anweisungen, bevor die Tür zersplittert, als wäre sie aus Papier und Streichhölzern gemacht, Chance’ schwache Barrikade wird so einfach beiseitegeschoben wie Möbel aus einer Puppenstube. Sadie löst sich auf, verschmilzt mit dem Nichts, während das langbeinige Wesen im Türrahmen steht und sein Draht- und Knochenmaul zu Chance dreht und heult. Eine ganze Ewigkeit rachsüchtiger Wut über diesen Betrug liegt darin, liegt in diesen hasserfüllten, knallroten Augen. Chance überlegt nicht lange, wie das Gewehr wieder in ihre Hände gelangt ist, bevor sie abdrückt.
     
     
    Die Rillen im Parkett weisen Deacon den Weg vom Flur zur Treppe, und er starrt hinauf zu den Schatten, die ihn oben erwarten. Jede der Stufen ist ebenso vernarbt wie die Veranda, wie der Flur, blankes, abgenutztes Kiefernholz, das nun vollkommen zerstört ist. Und auch in der Wand sind tiefe, nebeneinanderliegende Rillen eingekerbt, die blaue Tapete hängt zerfetzt in Streifen herunter, sodass der elfenbeinfarbene Putz darunter zu sehen ist. Deacon schaut zur Tür, Sonnenlicht und der Weg zurück in die Welt, und noch einmal ruft er nach Sadie.
    «Ich fürchte, Miss Jasper ist derzeit beschäftigt.» Der Anhalter tritt aus dem Dunkel am Kopf der Treppe. Seine schwarzen Augen und ölglatten Haare, das schmale Beilgesicht mit den hohen Wangenknochen, und er schaut finster hinunter zu Deacon.
    «Sie kümmert sich gerade um die ein oder andere unerledigte Kleinigkeit für uns.»
    Deacon gibt ihm keine Gelegenheit weiterzusprechen, sondern schießt. Der Anhalter wird direkt unter dem Schlüsselbein an der Schulter getroffen. Dunkles Blut spritzt aus der Wunde, während der Mann rückwärtstaumelt und das Geländer umklammert, um nicht zu stürzen, und dabei grinst er wieder wie am Karsttrichter, dieses Grinsekatze-Lächeln, das von Ohr zu Ohr reicht, die Zähne sehen dabei aus wie alte Klaviertasten.
    «Verdammt, das war ja fast ein Kunstschuss», sagt er und hat sein Gleichgewicht wiedergefunden. Mit zwei Fingern berührt er sanft die Wunde in seiner Schulter, starrt auf das Blut an der Hand und schüttelt den Kopf. «Wie viele Kugeln lässt dir das jetzt noch? Drei?»
    Deacon spannt schon wieder den Hahn, aber diesmal zielt er genauer, zielt auf das Gesicht des Anhalters, die pelzige Stelle zwischen dessen Augenbrauen, doch Deacons Hände zittern wie die eines alten Mannes. Die Schüttellähmung eines alten Mannes, die unsicheren Zielkünste eines Trinkers. «Wie lange liegt eigentlich Ihr letzter Drink zurück, Mr. Silvey?», fragt der Anhalter. «Mir persönlich scheinen Sie auf Entzug zu sein. Ein paar Gläser Hochprozentiger, und Sie hätten vielleicht wirklich eine Chance, ein kleiner Jack Daniel’s, zum Beispiel, oder vielleicht…»
    Deacon drückt den Abzug, aber diesmal klickt es nur hohl. Die Kammer war leer.
    «Hey, den habe ich jetzt ehrlich nicht kommen sehen.» Der Anhalter stolziert grinsend die Treppe zu Deacon herunter. «Aber mit so etwas muss man rechnen, Junge. Du solltest dafür sorgen, dass deine Zinnsoldaten immer in Reih und Glied stehen, falls du verstehst, was ich meine.»
    «Komm nur näher, du grinsender Scheißkerl», sagt Deacon und legt wieder an, aber dann verdunkelt etwas das Licht an der Eingangstür, eine Sonnenfinsternis am Rand seines Blickfelds, die seine Aufmerksamkeit vom Anhalter ablenkt. Etwas wie ein Hund, das aber mit einem Hund wirklich nichts gemein hat, so viel weiß Deacon, die Umrisse der Kreatur wirken gleichzeitig vertraut und monströs.
    «Sehen Sie, genau davon habe ich gesprochen», sagt der

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