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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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kann außer ihn selbst, und er legt es normalerweise ohnehin auf Schmerzen an.
    Er kippelt auf der Kiste nach hinten und lehnt jetzt mit seinem vollen Gewicht am PLAZA. Es gehört zu einem halbkreisförmigen Gebäude aus glasierten Ziegelsteinen in der weichen Farbe von Butter und sieht aus wie ein Felsvorsprung, den man unter das Einkaufszentrum geschoben hat: ein Blumenladen und ein Inder oben, ein Supermarkt und eine Videothek und das PLAZA. Inzwischen ist es nicht mehr so heiß wie vorhin, als er die Bar gerade verlassen hatte. Ein paar Wolken stehen am Himmel, und vielleicht zieht ein Gewitter auf. Autoabgase, heißer Asphalt und ein Hauch scharfen Currys liegen in der Luft.
    Die Tür des PLAZA öffnet sich erneut, und diesmal ist es Sheryl, die noch immer ihre bierbefleckte Schürze trägt. Sie zündet sich eine Zigarette an, während sie auf ihn zugeht. Dann hockt sie sich in den Schotter und die Erde neben seiner Kiste, atmet Rauch aus, nimmt noch einen Zug von ihrer Marlboro, bevor sie etwas sagt. Bunky Tolbert ist nicht zum Dienst erschienen, und Deacon überlegt, wer wohl für sie auf den Laden drinnen aufpasst.
    «Ich hab Jess gebeten, für mich ein Auge auf die Bar zu werfen, während ich eine Pause mache», sagt sie, eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage, wie der Varietetrick eines Gedankenlesers, und dann bietet Sheryl ihm eine Zigarette an, die er ablehnt, aber danke trotzdem, und sie zuckt die Schultern, ein Wie-du-meinst-Schulterzucken, und lässt das Päckchen wieder in die Schürzentasche gleiten. «Was soll das denn sein?», fragt sie und zeigt mit der glühenden Zigarettenspitze auf Deacons Kreise.
    Eine schnelle verlegene Bewegung des Stiefels und Deacon hat sie weggewischt, nichts mehr übrig außer ein paar kleinen Kalksteinstücken und Sand. «Nur ein bisschen Gekritzel», antwortet er. «Sonst nichts.» Sheryl nickt und pafft an ihrer Zigarette.
    «Hör mal, du bist doch ein schlauer Kerl, Deke», sagt sie, ascht auf den Boden und sieht aus zusammengekniffenen Augen durch den Rauch hoch zu Deacon. «Deshalb brauche ich dir auch nicht zu sagen, was für ein Arschloch du sein kannst. Das weißt du bestimmt selbst, nehm ich mal an.» Deacon nickt einmal, wirft sein Stöckchen fort und beugt sich nach vorn auf der blauen Kiste, die mit allen vier Ecken wieder auf dem Boden landet.
    «Was willst du mir denn dann sagen, Sheryl?», fragt er. Er ist heute nicht zu Ratespielchen aufgelegt und hat auch ansonsten eigentlich keine Lust, ihr oder sonst irgendjemandem zuzuhören.
    «Sie ist noch ein Kind, Deke. Und natürlich kann sie einem manchmal heftig auf die Nerven gehen, das weiß ich, aber wenn ich an deiner Stelle wäre und mit ihr zusammenbleiben wollte, na ja… dann würde ich etwas entspannter an die Sache herangehen, Cowboy.»
    Deacon tritt gegen den Sand, kickt in die glatte Fläche, die sein Stiefel aus den Kreisen gemacht hat. «Das kommt schon von selbst wieder in Ordnung, Sheryl. Ist immer so.» Sheryl nickt, nachdenklich, auf eine Wie-du-meinst-Art, noch ein Zug an ihrer Zigarette, dann drückt sie den Stummel mit dem vorderen Teil ihres Turnschuhs aus.
    «Ich frage mich nur, ob du sauer bist auf Sadie oder auf Elise, und es einfach nur viel leichter ist, jemandem wehzutun, der noch lebt.»
    Deacon muss schlucken, sehnt sich nach einem neuen Bier oder einer Flasche Gin, einer Flasche Wodka, ganz egal, solange das Zeug nur die Trockenheit in seiner Kehle fortspült.
    «Sei vorsichtig, Mann. Mehr wollte ich gar nicht sagen.» Sie steht auf, schaut hinauf zum dunkler werdenden Himmel, den pulvergrauen Bäuchen der Gewitterwolken, die sich über der Stadt auftürmen. «Ich muss wieder rein, bevor Jessie noch auf die Idee kommt, Martinis aufs Haus auszugeben. Falls du Bunky siehst, tritt ihm von mir in den faulen Hintern.» Damit verschwindet sie, und Deacon Silvey bleibt allein zurück. Vom Red Mountain ist etwas zu hören, das wie Donner klingt.

KAPITEL 4
    SADIE
     
     
     
    Sadie Jasper stakst den steilen Hügel hinunter, weg vom PLAZA, weg von Deacon, ihre spitzen schwarzen Stiefel machen laut klack, klack, klack auf dem Asphalt. Wer benutzt schon den Bürgersteig, der halb mit wucherndem Kudzu zugewachsen ist, sie jedenfalls geht mitten auf der Straße. Falls irgendwer sie überfährt, ist das sein Problem, seine Beule im Kühler, seine kaputte Windschutzscheibe, er muss sich eine Erklärung für die Polizei ausdenken. Sie stellt sich ihren Körper vor, wie er leblos und

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