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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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Telefon wieder, piept, als wäre es scheiß wütend, wütend auf Chance, weil sie herumgesessen hat und Deacon deshalb eine Nachricht hinterlassen konnte. Weil es mit der Stimme eines Toten zu Deacon sprechen musste; Chance spült noch einmal und macht dann das Licht im Bad hinter sich aus. Im Flur drückt sie einen Finger fest auf die Eject-Taste, und der Anrufbeantworter spuckt die Minikassette aus. Eine Minute lang hält Chance sie in der Hand, drückt das Plastik fest zusammen, die Kassette wiegt fast nichts, dabei sollte etwas, das einem so wehtut, doch eigentlich eine Tonne schwer sein. Chance überlegt, ob sie die Kassette gegen die Wand klatschen soll oder sie auf den Boden werfen, sie zu durchsichtigen Scherben und verdrehtem Kabelsalat aus schwarzem Magnetband zerstampfen. Für einen Augenblick tut sie, als wäre sie dazu wirklich fähig, als ob sie jemals so zu allem entschlossen sein, so resolut vorgehen könnte. Das wäre etwas, das Alice Sprinkle tun würde, ja bestimmt, Chance hingegen kann nur die Hand öffnen und die Kassette anstarren, Memorex steht über den zwei winzigen Spulen, die so unschuldig, so stumm wirken. Sie legt sie auf die Bank neben dem Telefonbuch. So etwas täte Chance Matthews, genau das täte Chance Matthews.
    Sie wirft im farblosen Licht des Fernsehers einen Schatten, und John Wayne brennt gerade sein Haus ab, weil er betrunken und einsam ist, wahrscheinlich würde er gern auch noch eine ganze Reihe anderer Dinge abbrennen, aber im Augenblick muss das Haus reichen. Chance starrt ein paar Minuten das Telefon an, dann hebt sie den Hörer ab und wählt Deacons Nummer.
     
     
    Mehr als eine Stunde vergeht, bevor es endlich an die Vordertür klopft. Chance sitzt auf dem Sofa im Wohnzimmer und isst Cracker, um ihren Magen zu beruhigen, hat unten die Hälfte aller vorhandenen Lampen angemacht, den Fernseher ausgeschaltet. Sie denkt über den ersten Streit mit Deacon nach, als er ihr vorhin am Telefon nicht erzählen wollte, was überhaupt los ist, und dann kam der zweite, weil er darauf bestand, dass sie nachts um ein Uhr zu ihm in die Wohnung kommt, damit er es ihr zeigen kann. Seine Knöchel schlagen gegen das Holz. Bam, bam, barn, als wollte er die Tür einschlagen. Erschrocken zuckt sie zusammen, lässt einen halben Cracker fallen.
    «Eine Minute, verdammt!», schreit sie laut, aber er fängt wieder an, gegen die Tür zu hämmern; bam, bam, bam; Chance bückt sich, um den Cracker aufzuheben, wischt die Krümel von ihrer Jeans auf den Fußboden. «Ich komme schon!», brüllt sie in Richtung Eingangstür. Zehn Dollar aus der Gesäßtasche für Deke, damit er das Taxi bezahlen kann. Anders konnte sie ihn nicht dazu bewegen herzukommen, hat versprochen, das Fahrgeld zu zahlen, damit sie den Muff und Verfall in Quinlan Castle nicht riechen muss, den Geruch nach Schimmel und Nestern voller fetter Kakerlaken, allein bei dem Gedanken ans Castle könnte sie sich gleich wieder übergeben.
    Chance öffnet die Tür, und davor steht Deacon in einem einstmals schwarzen Velvet-Underground-Shirt, das so oft gewaschen wurde, dass es inzwischen grau ist, aus Schwarz wurde das schmutzige Grau eines Mäusefells oder Drosselgefieders. Er kneift die Augen zusammen, blinzelt von der Veranda ins Licht vom Eingang. Er hält einen großen armeegrünen Seesack in der einen Hand, und sie denkt, dass er vielleicht gar nicht betrunken ist, denkt, er ist vielleicht wirklich nüchtern, dann sieht sie Sadie Jasper neben ihm stehen. Das Albinomädchen hält ihre Hand wie eine bizarre Zwillingsschwester, Sadies blasserer Schatten. Chance drückt Deke den Zehndollarschein in die Hand, bevor er danach fragen kann.
    «Hier», sagt sie. «Und beeil dich.» Deacon blinzelt ein-, zweimal auf den Zehner hinab, dann ist er auch schon die Einfahrt hinunter unterwegs zu dem alten Ford Kombi, der versucht, als Taxi durchzugehen, nur eines der Vorderlichter funktioniert, und der Motor schnurrt wie eine große ungeduldige Katze. Eine Katze mit einer richtig schlimmen Nasennebenhöhlenentzündung, denkt Chance, während Sadie ihr wachsschwarzes Lächeln aufsetzt und versucht, so auszusehen, als wäre sie froh über den Besuch hier. Sie zeigt auf das Albinomädchen.
    «Das ist Dancy», sagt Sadie. «Ich glaube, ihr beide kennt euch schon.»
    «Ja», sagt Chance zu Sadie, beobachtet dabei aber weiter Deacon, wie er dem Kerl im Kombi den Zehner gibt und auf das Wechselgeld wartet. «Aus der Bibliothek.»
    «Dein Großvater war

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