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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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unter sich zu begraben.
     
     
    Deacon liegt durstig und schwitzend auf dem Bett von Chance’ Großvater, neben ihm hat Sadie sich zusammengerollt und schnarcht leise. Er starrt auf die Waffen, die gegenüber an der Wand hängen, darunter eine Schrotflinte, die ihn aus seinem Traum bis hierher verfolgt hat, und er wartet, dass sein Herzschlag nicht mehr rast, der Traum sich wirklich anfühlt wie ein Traum und er sich daran erinnert, was er bei Chance zu Hause macht, wie genau er hierhergekommen ist. Dann versucht er, vom Bett aufzustehen, ohne dass Sadie aufwacht, aber sie hört auf zu schnarchen, blinzelt ihn an und murmelt verschlafen irgendetwas. «Alles in Ordnung», sagt er. «Schlaf weiter. Ich muss nur mal pissen.» Damit schwingt er sich an ihr vorbei aus dem Bett und auf die nachtkalten Dielen. Sie macht ein ängstliches Geräusch, das er nicht versteht, Wörter oder etwas Primitiveres, dann rollt sie sich noch ein wenig mehr zusammen als zuvor, wie ein verdrehtes Fötusmädchen, und Deacon bleibt noch einen Moment im Dunkeln stehen und betrachtet sie.
    «Ich hätte dich auf keinen Fall mitnehmen dürfen», flüstert er, als ob er sie wirklich davon hätte abhalten können herzukommen, aber zumindest hätte er sich mehr Mühe geben können, wenn es ihm nicht so unangenehm gewesen wäre, Chance allein wiederzusehen. «Die ganze Geschichte hat mit dir nicht das Geringste zu tun», und wenn er nur sicher wüsste, ob das stimmt oder ob er es einfach nur glauben möchte.
    Sadie runzelt die Stirn im Schlaf und drückt das Gesicht in den Kissenbezug. Er muss dabei an die heiße Traumsonne auf seiner Haut denken, was ihn daran erinnert, wie trocken seine Kehle ist, ein Mund aus Staub und Asche. «Ich bin gleich wieder da», sagt er. So leise wie möglich geht Deacon hinüber zur Schlafzimmertür, die er dann vorsichtig hinter sich schließt.
    Er schleicht die lange, quietschende Treppe hinab und beginnt seine Suche in der Küche, schaut in den Kühlschrank, stöbert in sämtlichen Schränken, sieht auch unter der Spüle nach. Seine Hände fangen an zu zittern, und die säuerlichen Schweißperlen des Trinkers stehen ihm auf der Stirn, als ob man ihn erst extra darauf aufmerksam machen müsste, was mit ihm los ist. Er entdeckt eine halbvolle Flasche Hustensirup neben der Spüle und holt sich die schon einmal, nur zur Sicherheit. Er hasst den Geschmack von dem Zeug zwar, aber für den Fall der Fälle ist es besser als gar nichts, vielleicht muss es bis zum Morgen reichen. Er trägt die Flasche durch den Flur ins Esszimmer und dann weiter ins Wohnzimmer, weil ihm einfällt, dass Joe Matthews immer die ein oder andere Flasche im antiken Sekretär verstaut hat. Das käme jetzt gut, das käme jetzt einfach großartig. Aber was, wenn der Sekretär abgeschlossen ist, denkt er. Wenn Chance ihn abgeschlossen hat und ich den Scheißschlüssel nicht finden kann. In diesem Augenblick entdeckt er Dancy, die allein auf der Bank am Fenster sitzt.
    Sie dreht sich um und sieht ihn an, lächelt sogar möglicherweise, das ist schwer zu erkennen, so im Dunkeln.
    «Ich bin nicht müde», sagt sie, antwortet bereits, bevor er nur an eine Frage denken kann. Nervös schaut Deacon hinüber zu dem alten Sekretär, der allein in einer Ecke des Raumes steht.
    «Ja, ich weiß, was du meinst.» Er setzt sich aufs Sofa und stellt die Flasche mit dem Hustensaft auf den kleinen Tisch davor. Dancy nickt, dreht sich fort und schaut wieder aus dem Fenster.
    «Jemand sollte wach bleiben», sagt sie.
    «Warum? Erwarten wir weiteren Besuch?», erkundigt sich Deacon, reibt sich die Wangen mit beiden Händen und überlegt, wie lange es her sein mag, seit er sich zum letzten Mal rasiert hat, wie viele Tage vergangen sind, seit Sadie sich zum letzten Mal darüber beschwert hat, dass sein Bart kratzt, wenn sie sich küssen. Dann hat sie ihn ins Badezimmer gescheucht und ihm einen Rasierer in die Hand gedrückt.
    «Ich glaube, du machst dich gerade über mich lustig.» Dancy wendet den Blick nicht vom Fenster ab, um ihn anzusehen, sie könnte auch mit der Nacht sprechen, oder jemandem draußen. «Daran bin ich gewöhnt», sagt sie. Es klingt überhaupt nicht verletzt oder enttäuscht, und irgendwie macht das die Sache nur schlimmer. Eine lange Sekunde verstreicht, in der er überlegt, was er gesagt haben mag, womit er sie beleidigt haben könnte, er versucht, trotz seines Durstes klar zu denken. Er weiß sowieso, dass er genau das Falsche gesagt haben wird,

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