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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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verstaute es den
Schreibtisch. Ich las es immer und immer wieder, aber verstehen und
nachvollziehen konnte ich es beim besten Willen nicht.
    Ich wusste immer noch nicht, was ich machen sollte. In
meiner Verzweiflung rief ich Kai in seinem Büro an, die Firma kannte ich ja von
früher, und erzählte ihm von meinen Sorgen. Er wusste zwar auch keinen Rat, der
das Rätsel lösen konnte, aber er meinte, ich könne ihn jederzeit anrufen, wenn
ich Hilfe brauchen würde. Er würde dann Gewehr bei Fuß stehen, das wäre er mir
als Freund und meinem Neffen, den er überhaupt nicht kannte, einfach schuldig.
Typisch Kai, er hatte sich nicht verändert!
     
     
     
    Beim Abendessen am Freitag schlug Marvin einen DVD-Abend
vor. „Wie komme ich denn zu der Ehre?“
     
    „Red doch keinen Quatsch. Ich unternehme halt gerne was
mit dir, denn du bist der Einzige, der immer für mich da ist. Die Betonung
liegt auf immer! Alle machen ihre Sachen, ziehen ihr eigenes Ding durch, ob
Freunde oder Freundin! Nur auf dich ist Verlass. Wenn ich dich brauche, bist du
da! Egal wann und wo und wie!“
     
    „Das hört sich ja fast noch eine Sinnkrise an, mein
Engel! Was ist denn los? Muss sich jemand würgen oder vierteilen?“ Ich
versuchte, ironisch zu sein.
     
    „Du musst niemanden auspeitschen. Es ist nur …“
     
    „Was?“ Mitgefühl lag in meiner Stimme.
     
    „Jetzt kenn ich Sebastian fast zwei Monate. Eigentlich ist
alles super, aber …“
     
    „Und uneigentlich?“
     
    „Wie unternehmen nur etwas unter der Woche! Wir sehen uns
nur, wenn ich nicht beim Training bin oder mit Flori und Konsorten meinen
Lernabend habe. Am Wochenende muss er immer arbeiten, aber auch da will ich mit
ihm mal zusammen sein. Ich brauche ihn einfach! Aber wir führen eine umgekehrte
Wochenendbeziehung, wenn du so willst! … Und das geht mir auf den Geist!“
     
    „Ich dachte immer, er macht eine Ausbildung. Was arbeitet
er denn dann noch am Wochenende?“
     
    „Er jobbt in einer Disco in Bochum. Er will endlich
seinen Führerschein machen und sich danach einen Gebrauchtwagen kaufen. Seine
Mutter hat kein Geld, jedenfalls kriegt er von ihr keinerlei Unterstützung.
Auch seine Leute kann man vergessen! Seine Mom lebt, wie er sagt, von der
Stütze. Die muss regelmäßig zum Amt.“ Er klang ziemlich resigniert.
     
    „Naja, er geht für seinen Wunsch arbeiten, um ihn sich zu
erfüllen. Eigentlich keine schlechte Idee, denn er hat halt keine Oma, die ihm
den Führerschein bezahlt wie bei dir.“
     
    „Wenn es ja nur das wäre, das könnte ich ja verstehen,
aber …“
     
    „Aber was?“
     
    „Er macht das Ganze jetzt seit über einem halben Jahr,
wie er sagt, und als wir am Montag in der Eisdiele waren, hatte er drei 200
Euro Scheine in der Tasche. Was für einen Wagen will er sich denn holen? Einen
Porsche vielleicht? Wenn ich mal seinen Verdienst hochrechne, dann kann er sich
einen Neuwagen leisten! Ich dachte eigentlich, wir könnten morgen Abend, du
weißt schon was, wenn du im Theater bist. Aber nein! Der Herr muss mal wieder
arbeiten! Ich bin das so leid wie Steine-Tragen!“
     
    „Ach Schnuffel, komm her!“ Ich legte meinen Arm um seine
Schulter und zog ihn an mich. Er sank in meine Arme und wir hielten uns
minutenlang fest. Ich konnte ihm in dieser Situation einfach nicht die Wahrheit
sagen, dazu war ich nicht fähig. „Weißt du was? Wir machen uns einen Spaß!“
     
    „Welchen?“
     
    „Vorausgesetzt, du gehst mit deinem alten Onkel in eine
Disco, dann fahren wir jetzt nach Bochum und schauen deinem Liebsten bei der
Arbeit zu! Ich liebe es, wenn andere Leute arbeiten und ich sie beobachten
kann.“
     
    Ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich würde mit dir
überall hingehen, das weißt du! Aber ich weiß leider nicht, in welchem Schuppen
er arbeitet.“
     
    Er wusste es nicht? Das war zu viel. Ich konnte nicht
anders, ich musste ihm einfach die Wahrheit sagen. „Schatz! Geh‘ mal ins
Wohnzimmer. Ich komm gleich nach!“
     
    Ich ging ins Arbeitszimmer, holte die Unterlagen und gab
sie ihm zu lesen. Während er las, stellte ich ihm einen Cognacschwenker samt
Inhalt hin. „Ich glaube, den brauchst du gleich!“
     
    „Das glaub ich nicht! Das kann nicht wahr sein! Das geht
es nicht!“ Er war der Verzweiflung nahe.
     
    „Das ist leider die Wahrheit! Dein Sebastian verdient
sich seine Kohle als Stricher! Ich kann es auch nicht ändern!“
     
    „Das muss eine Verwechslung sein! Das kann und darf

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