Fotostudio Plange I (German Edition)
glaubhaft! Ich wollte gar nicht daran denken, wenn es
so wäre! Es könnte immerhin ja auch eine Verwechslung sein, aber weshalb sollte
mein Freund aus Studientagen einen solchen Vorwurf in den Raum stellen? Lars
stand eher auf den leicht behaarten Bärentypen, also Eifersucht konnte es nicht
sein, Marvin entsprach ganz und gar nicht seinem Beuteraster, außerdem war er
sein Stufenleiter, Marvin war also tabu für ihn! Lars hatte immer schon Angst
vor Konsequenzen, gerade wenn er …
Ich müsste mir wohl selbst ein Bild machen, ob die behauptete
Tatsache der Wahrheit entsprach oder sich alles in Wohlgefallen auflösen würde.
Aber wie? Wie sollte ich die Wahrheit herausfinden? Ich konnte Sebastian ja
schlecht selber fragen, denn beweisen konnte ich ihm nichts. Gut, da war die
Aussage von Lars, aber das war ja nur Hörensagen, auch wenn ich nicht daran
zweifelte, dass er mir reinen Wein eingeschenkt hatte, dazu kannten wir uns zu
lange!
Was würde Marvin denken, wenn ich diesen Vorwurf vor ihm
wiederholen würde? Wie würde er reagieren? Ich mache mir halt Sorgen um den
Kleinen, ich will, dass es ihm gut geht, dass er glücklich ist! Kann er das mit
einem Stricher? Gut, man sagt zwar, dass ehemalige Nutten die besten Ehefrauen
würden, aber kann man diesen Satz auch auf die männlichen Vertreter des horizontalen
Gewerbes übertragen? Ich war ratlos! Ich war verzweifelt!
„Wie hieß in die Webseite?“
„Auf die Adresse hab ich, ehrlich gesagt, gar nicht
geachtet. Tut mir leid, aber ich kann Kai morgen ja mal anrufen und ihn fragen,
wenn dir das wichtig ist! Aber so, wie du mich gerade anschaust, ist es dir
sogar sehr wichtig!“ Mitgefühl lag in seinem Blick.
„Ist es auch!“
Dass nach einer solchen Mitteilung kein vernünftiges
Gespräch mehr zustande kam, kann man sicher denken. Ich war froh, als Lars um
kurz vor zehn aufbrach, er musste ja noch mindestens eine halbe Stunde fahren.
Wortlos verabschiedeten wir uns und umarmten uns nur. Lars wusste einfach, wann
man besser den Mund halten und seine Gefühle nur in Gesten ausdrücken sollte.
Er handelte dementsprechend!
Ich lief in der Wohnung wie ein Tiger im Käfig umher, vom
Wohnzimmer in die Küche und über mein Arbeitszimmer wieder zurück zum
Ausgangspunkt. Meine Gedanken rasten. Was war zu tun? Was sollte ich machen? Um
Viertel nach zehn öffnete sich die Tür und Marvin stand im Flur. „Sorry! Ich
weiß, ich bin zu spät, aber ich musste noch Krankenschwester spielen!“
Ich ging auf meinen Neffen zu, umarmte ihn. „Was ist denn
passiert? Hat sich jemand was getan?“
„Nein! Sebastian lebt noch, aber du hättest dich echt
totlachen können, sein Bagger war wirklich sehenswert! Mindestens 7.8 Punkte in
der künstlerischen Wertung!“ Er lachte.
„Verletzt?“
„Höchstens sein Stolz! Kurz vor Ende der Laufzeit bremste
er mit dem Arsch. Er schrie wie am Spieß, als ob er sich was gebrochen hätte,
aber außer ein paar blauen Flecken an seinem süßen Hintern ist nichts passiert.
Er wird wohl ein, zwei Tage lang nicht sitzen können, aber mehr ist nicht.“
Wenn die Behauptung von Lars stimmen würde, würde er zwei
Tage nicht arbeiten können, denn sein Hintern ist ja sein Kapital. „Hauptsache
ist, es ist nichts passiert!“
„Nein, es ist alles noch an ihm dran, ich hab’s
kontrolliert. Wir sind ins Klo gegangen und ich habe es persönlich inspiziert.
Nur ein paar blaue Flecken, mehr nicht! Aber sein Frosch sieht ramponierter aus
als er! Grün und blau kommt nicht gut in der Farbmischung! Sieht jetzt schon
ziemlich violett aus, wenn du mich fragst.“ Er grinste immer noch.
„Frosch?“
„Ach, er hat einen kleinen Kermit auf seiner linken
Hüfte, sieht echt süß aus! So eine Tätowierung hätte ich auch gerne!“
Um Gottes Willen! Kermit, der Frosch! Es stimmte also
doch! Holland war in Not! „Später vielleicht!“
„Ich geh dann jetzt mal schlafen!“ Er drückte mir noch
einen Gutenacht-Kuss auf die Wange und verschwand in seinem Zimmer. Bei einem
Cognac und einer Zigarette versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen, aber leider
gelang mir das nicht. Mit Kopfschmerzen ging ins Bett.
Am späten Nachmittag rief mich Lars an. Neben schönen
Grüßen von Kai teilte er mir die Seite und Sebastians Pseudonym in dem Katalog
der erotischen Gelüste mit. Ich dankte ihm und machte mich sofort an die
Recherche. Sein Profil samt Bildern druckte ich aus und
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