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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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Strohwitwer
     
    Tja, lieber Leser, wo soll ich anfangen? Während das
erste gemeinsame Frühstück ziemlich lustig und locker ablief, so viel gelacht
hatte ich seit Langem nicht mehr, zogen erste Wolken beim Aufräumen der
Überreste der Geburtstagsfeier auf. Allerdings nahm ich diese wegen der
rosaroten Brille, die ich aufhatte, nicht richtig wahr.
    Es ist nun einmal so, dass frisch Verliebte oftmals den
Drang verspüren, sich zu berühren und zu befummeln. Igor und mir erging es
nicht anders! Marvins Bemerkung, wir sollten uns doch lieber mit der Reinigung
des Kellers als der Erforschung der Mundhöhle des Anderen beschäftigen, tat ich
als dummen Spruch ab. Allerdings war das erst der erste Spruch dieser Art, den
er mir oder uns bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten reindrückte.
     
    Den nach seinem Geburtstag um eine Viertelstunde
verlängerten Zapfenstreich nutzte er reichlich aus. Zunächst dachte ich, er
wolle mir und meinem Liebsten Zeit für uns geben. Welcher Teenager sieht schon
gerne seinen Erziehungsberechtigten kuschelnd mit seinem neuen Partner auf dem
Sofa liegen? Ich jedenfalls würde gerne auf diesen Anblick verzichten, wenn ich
könnte.
     
    Am Donnerstagabend fragte mich Igor, ob sich der Arzt
bezüglich der Ergebnisse schon gemeldet hätte. Wir waren ja am Montag
gemeinsamen bei Doktor Borgmann gewesen. Ein Anruf bei dem Mediziner am folgenden
Tag brachte Klarheit: Man hätte Mittwoch bereits angerufen und eine Nachricht
für uns hinterlassen. Marvin wird es wohl aufgrund seiner Englischklausur am
Donnerstag einfach vergessen haben, diese Info an mich weiterzugeben.
    Das Ergebnis war positiv, wir waren beide negativ. Zwar
meinte der Weißkittel, wir sollten, um ganz auf der sicheren Seite zu sein, den
Test in vier bis sechs Wochen noch einmal wiederholen. Der Virus bräuchte seine
Zeit, bis man ihn eindeutig nachweisen könnte. Aber mein letztes Buchstabieren
des Wortes Begehren war einen Monat vor der Sache mit Marvin und da hatte man
mich ja auch diesbezüglich zur Ader gelassen! Igor, fleißiger Blutspender (was
macht man als Student nicht alles für Kohle?), hatte ebenfalls nichts von
seinem Hausarzt gehört. Wir konnten also getrost die Nahkampfsocken im Schrank
lassen!
     
    Am späten Sonntagabend, Igor war nach dem Abendessen
Münster gefahren, denn er musste am nächsten Morgen mit seinem Sportseminar
nach Hamburg, schaute ich in die Glotze. Die Aussicht auf eine endlos lange
Woche Strohwitwerschaft erheiterte nicht gerade meine Stimmung. Gerade erst
zusammen und dann schon wieder getrennt! Verdammter Mist!
    Die Tagesthemen liefen schon, als mein Bruder aus
Australien anrief. Er war ziemlich von der Rolle, denn Claudia war nach einem
Ausflug in die Blauen Berge in der Nähe von Sydney mit über 40 Grad Fieber,
Schüttelfrost und Erbrechen mit dem Notarzt in die nächste Klinik eingeliefert
worden. Er würde jetzt wieder ins Krankenhaus, ich solle Marvin Bescheid sagen.
Als er um kurz vor elf dann endlich kam, hatte ich seine Verspätung längst vergessen.
     
    Danach war er zu nichts mehr zu gebrauchen, er wurde
fahrig, bitter und wirkte mehr als niedergeschlagen. Besonders schlimm wurde
es, als Klaus uns die Diagnose mitteilte: Denguefieber! Der zweite Fieberschub
wäre zwar schon fast vorüber und sie würde aussehen, als ob sie Masern hätte.
Aber Genaueres konnte man noch nicht sagen. In zwei Wochen solle sie zur Kur
kommen, allerdings könne man noch nicht absehen, wie lange der
Sanatoriumsaufenthalt dauern würde, mindestens jedoch sechs Wochen. Deswegen
wäre es für alle Beteiligten wohl besser, wenn Marvin nicht wie geplant über
Weihnachten kommen würde, sondern erst zu Ostern auf den fünften Kontinent
fliegen würde. Er hätte mit den Zwillingen, seiner Arbeit und den Besuchen am
Krankenlager schon genug zu tun.
     
    Marvin brach zusammen, Apathie und Heulkrämpfe wechselten
sich ab, er aß nichts mehr, er schlief nicht mehr. In der Schule meldete ich
ihn Krank. Ziemlich besorgt rief ich Doktor Borgmann an und der Medizinmann kam
sofort zum Hausbesuch. Körperlich würde ihm zwar nichts fehlen, es sei eine
stressbedingte Reaktion des Körpers. Er empfahl Ruhe und seelische
Streicheleinheiten. Aber egal, was ich auch machte und unternahm, es wurde und
wurde nicht besser.
    Igor, dessen Unterstützung ich jetzt sehr gut hätte
gebrauchen können, war mir in diesem Moment auch keine Hilfe. Er war ja auf
seiner Exkursion mit

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