Fotostudio Plange I (German Edition)
baff und erstaunt, aber egal, er war wieder da! Das war die Hauptsache!
Mein Schatz stand mitten im Laden und ich hatte ihn gar nicht reinkommen
gehört. Wo war ich nur mit meinen Gedanken? Er ließ seine Sporttasche fallen
und stürmte auf mich zu! Wie zwei Ertrinkende tauschten wir unsere Atemluft
aus.
„Was machst du denn schon hier? Du wolltest doch erst um
vier …“
„Ich habe es nicht mehr ausgehalten ohne dich! Ich bin um
kurz nach acht mit meinem Seminarleiter zurück, seine Schwester hat
Silberhochzeit. Aber wenn ich störe, dann kann ich auch wieder fahren!“ Er
drehte sich um in Richtung Ausgang. Ich hielt ihn zurück.
„Du tickst wohl linksrum! Ich lass dich jetzt nicht mehr
fort! Nie mehr!“ Ich zog ihn wieder an mich und wir knuddelten eine Runde.
„Nie mehr?“ Er blickte mir tief in die Augen.
„Nie mehr! Du weißt nicht, wie ich dich vermisst habe.“ Unsere
Lippen trafen sich erneut.
In diesem Moment öffnete sich die hintere Tür, die in den
Hausflur führt. Marvin, mittlerweile im Trainingsanzug, hatte zwei Tassen in
der Hand. „Stef, ich hab uns Kaffee gemacht …“ Er schaute uns an und erkannte
seinen Trainer. „Ach! Hallo Igor!“
Er kam langsam auf uns zu, stellte die Kaffeebehälter auf
den Tresen und baute sich vor uns auf. „Könntet ihr bitte mal eure Liebkosungen
kurz unterbrechen? Wäre das möglich?“
Wir schauten uns fragend an, lösten aber Umarmung, wie er
es wollte. Er blickte mich an, drückte mir einen Kuss auf die Lippen. „Danke,
dass du es mit mir Esel aushältst!“ Ich war baff, Igor ebenso, aber es sollte
noch besser kommen! Er wandte sich an seinen Trainer, der hielt ihm die Hand
hin. Aber was machte der Kleine? Er zog ihn an sich, umarmte ihn fest und
küsste ihn ebenfalls. „Schön, dass du jetzt wieder da bist!“ Er gab ihm ein
zweites Bussi.
Igor war mehr als überrascht und sichtlich verlegen. Er
versuchte ein Lächeln, aber so richtig gelang ihm das nicht. „Ah, Marvin! Ich
hab ja nichts dagegen, aber nur, weil ich mit deinem Onkel zusammen bin,
brauchst du mich nicht abzuknutschen. Ich bin ja nicht deine Tante!“
„Nein, du bist der Freund meines Onkels und ich küsse wen
ich will und wann ich will und wie oft ich will. Und ehe du Befürchtungen hast!
Nein, es ist mir keineswegs unangenehm, dich zu küssen! Ich habe keine Probleme
damit! Jedenfalls nicht mehr seit gestern.“ Der Kleine hatte seine Lektion
anscheinend verstanden. Igor war sprachlos.
„Ich wollte es dir ja eigentlich erst heute Abend beim
Essen sagen, aber da du eh schon da bist, kann ich es auch gleich loswerden.
Igor! Ich küsse gerne Männer, denn ich steh auf sie!“
„Du bist …“
„Ja, ich bin auch einer von euch! Wie Stef so schön sagt,
ich bin auch verzaubert.“
Mein Russe blickte mich fragend an. „Warum hast du nichts
gesagt?“
Ich wollte gerade antworten, aber Marvin war schneller.
„Eher gefriert die Hölle zu, als das Stefan jemand outet. Ist halt so eine
Eigenart von ihm, aber eine ziemlich Liebenswerte!“
Ich blickte auf meine beiden Lieben. „Ich würde jetzt
sagen, wir machen den Laden zu und gehen nach oben und feiern.“
Marvin funkelte mich an und packte Igor bei der Hand.
„Vergiss es! Ladenschluss ist erst um zwei und keine Minute früher. Ich will ja
nicht, dass wir am Hungertuch nagen, nur weil du Wiedersehen feiern willst. Ich
geh jetzt mit meiner Tante Kaffee trinken und du wirst schön hier bleiben und
arbeiten! Eigentlich wäre er ja eh noch lange nicht da, also hab dich nicht
so!“
Ich schnappte nach Atem und schaute verzweifelt auf Igor.
Aber kam Hilfe von ihm? Nein! Er zuckte lediglich entschuldigend mit den
Schultern. „Tut mir leid, Schatz! Aber wo Marvin recht hat, …“ Er hakte sich
bei meinem Neffen ein und beide zogen ab. Ich blieb mit offenem Mund stehen und
wusste nicht, was ich davon halten sollte. Die spinnen beide, dachte ich, aber
fügte mich in mein Schicksal.
Ich hatte den Laden gerade abgeschlossen, als Igor in der
Tür stand und mich zu sich heranwinkte. Freudig ging ich auf meinen Liebsten
zu. Kurz bevor ich ihn erreichte, machte er einen Schritt auf mich zu und
packte mich am Hosenbund und zog mich zu sich heran. „Klappe halten und
mitkommen!“
Was wollte er? Er zog mich in Richtung Kellerabgang. Fast
wären wir auf der Treppe gestürzt, konnten uns gerade noch rechtzeitig
abzufangen. Er führte mich in die
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