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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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unsere Oberkörper frei. Alle? Wieso zog sich Marvin aus? Ich blickte
meinen Neffen an: „Was machst du da?“
     
    „Das Gleiche wie du und Igor!“ Er grinste spitzbübisch.
     
    „Kommt ja gar nicht in Frage! Deine Eltern werden dir die
Leviten lesen und mir die Haare waschen, oder umgekehrt oder beides!“
     
    „Lass ihn doch! Wenn er unbedingt eins haben will, dann
wird er es sich über kurz oder lang eh stechen lassen, auch ohne dein Wissen.
Hier wird es vernünftig gemacht, nicht wie in den Kaschemmen, wo der Kleine
schon gefragt hat.“ Was war das? Wieso mischte sich Igor jetzt ein?
     
    Ich blickte zwischen den Beiden hin und her. Sie grinsten
mehr oder minder um die Wette, irgendwie schienen sich meine Lieben
abgesprochen zu haben. „Du willst also wirklich ein Piercing?“
     
    Er nickte. „Ich war auch schon in dem Laden in der Wilhelmstraße.
Aber der Typ wollte ohne eine Einverständniserklärung von dir nicht.“
     
    „Du bist ja auch noch nicht volljährig!“ Diese Jugend!
     
    „Noch nicht! Aber er hätte es trotzdem gemacht, wenn ich
das Doppelte gezahlt hätte.“ Er blickte auf dem Boden.
     
    „Außerdem hätte Marvin ja auch einfach die
Einverständniserklärung fälschen können. Stefan, meinst du wirklich, der
Inhaber hätte sich tatsächlich von der Authentizität deiner Unterschrift
überzeugt, wenn ihm der Wisch vorgelegt worden wäre? Doch wohl weniger, oder?“
Igors Argument war nicht so einfach zu widerlegen.
     
    Ich blickte auf meinen Neffen und schüttelte immer noch
mit dem Kopf. „Dann nenne mir bitte einen vernünftigen Grund, warum ich es dir
jetzt erlauben sollte?“
     
    „Na, wenn mein erziehungsberechtigter Onkel sich
verschönern lässt, muss ich als folgsamer Neffe das ja auch machen! Bin ja ein
sehr braver Junge!“ Er grinste. Die Antwort war gut, wirklich gut, wie ich
fand. Woher hatte er nur diese Schlagfertigkeit? Von Claudia bestimmt nicht,
denn die war eher etwas trocken in ihren Reaktionen, meistens jedenfalls.
     
    Er blickte mich tief an. Sein Dackelblick funktioniert
zwar nicht so gut wie der meines Russen, aber sein Augenaufschlag war mehr als
ausbaufähig. Ein künftiger Freund hätte es sicherlich nicht einfach, sich gegen
den Kleinen durchzusetzen! „In drei Teufels Namen! Einverstanden!“
     
    „Ich darf wirklich?“ Er kam auf mich zu und drückte mir
einen Kuss auf die Wangen. „Stefan, du bist spitze!“
     
    „Ich weiß! Aber du wirst selbst zahlen! Das Stechen geht
nicht auf Igors Rechnung, auch wenn er dir das wahrscheinlich versprochen hat!“
     
    Beide schauten mich irritiert an. „Woher weißt du das,
dass ich ihm das Stechen zahlen wollte?“
     
    „So verschwörerisch, wie ihr heute Nachmittag getan habt,
gab es keine andere Möglichkeit. Was hast du dir denn ausgesucht?“ Ich blickte
meinen kleinen Neffen scharf an.
     
    „Einen BCR, an dem Ringe in Regenbogenfarben sind.“
Marvin wirkte ziemlich kleinlaut.
     
    „BCR? Was ist das denn?“ Ich war, ob des Fachausdrucks,
etwas ratlos.
     
    Igor klärte mich auf. „Einem geschlossenen Ring, so
einen, wie ich ihn für uns aus Gold habe machen lassen. Nur aus Silber!“
     
    „Aha! Wieder etwas gelernt! Aber es bleibt dabei, wenn er
ein Piercing haben will, dann zahlt er das selber! Anscheinend hat er schon Geld
dafür gespart, oder habe ich ihn der falsch verstanden? Dieses medizinische …“
     
    „Das medizinische Barbell meinst du.“ Marvin hatte sich
anscheinend doch intensiver mit der Sache auseinandergesetzt, als ich bisher
gedacht hatte.
     
    „Igor kann von mir aus diese Bärbel zahlen, aber …“ Ich
blickte auf den Schwimmer.
     
    „Wer die Musik haben will, der muss auch für sie
bezahlen! Alles klar, Onkelchen, ich hab schon verstanden! Aber du musst mir
das Geld jetzt erst einmal vorstrecken, ich geb es dir heute Abend noch wieder,
soviel habe ich jetzt nicht im Portemonnaie.“ Einsicht ist der erste Schritt
zur Besserung, er tat es später tatsächlich, ohne das es einer Aufforderung
bedurfte.
     
    „Das ist kein Problem! Dann mal los, ehe ich es mir noch
anders überlege! Maestro, darf ich bitten?“ Ich blickte auf den Zopfträger, der
ziemlich unsicher dastand.
     
    Igor übersetzte und dieser Wadim legte los. Säuberung,
Anzeichnen, erneute Desinfektion, dann der Stich, ein kurzer Schmerz, dann
wurde dieser Barbell eingeführt und erneut gereinigt. Das Ganze wurde mit einem
luftdurchlässigen Pflaster versorgt. Der Bartträger arbeitete schnell

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