Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
machen wir ihn dazu. Wenn
nicht, geben wir ihn unverdorben zurück und sagen: ›Geben
Sie ihn in eine Lehre.‹ Das wird für Ihren Sohn besser und
gesünder sein. Ich habe selbst Söhne und Töchter und
Enkel, Mr. Slutsky, und ich weiß, was ich sage. Ich würde
nie zulassen, daß eines meiner Kinder zum Träumen
gedrängt wird, wenn es nicht die Anlagen dazu hat. Nicht
für eine Million Dollar.«
Slutsky wischte sich den Mund mit dem Handrücken und griff
zum Füllhalter. »Was steht da drin?«
»Das ist nur eine Option. Wir zahlen Ihnen jetzt hundert
Dollar in bar, ohne irgendwelche Verpflichtungen für Sie. Wir
studieren die Träumerei des Jungen. Wenn wir das Gefühl
haben, daß die Sache sich lohnt, werden wir Sie wieder
verständigen und den Vertrag über die fünfhundert
Dollar im Jahr machen. Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Slutsky. Es
wird Ihnen nicht leid tun.«
Slutsky unterzeichnete.
Nachdem Slutsky gegangen war, stülpte sich Weill den Helm
über und absorbierte aufmerksam die Träumerei des Jungen.
Es war ein typischer kindischer Tagtraum. Der Junge sah sich darin
als Pilot einer Düsenmaschine, deren Form stark an Darstellungen
in gewissen Sensationsfilmen und Magazinen erinnerte.
Als er den Helm abnahm, fand er Dooleys Augen auf sich
gerichtet.
»Nun, Mr. Weill, wie denken Sie darüber?«
»Könnte sein, Joe. Könnte sein. Er hat die
Obertöne, und für einen Zehnjährigen ohne jedes
Training ist es hoffnungsvoll. Als die Maschine durch eine Wolke
flog, war eine deutliche Assoziation mit Kissen spürbar. Auch
der Geruch sauberer Laken, was eine amüsante Note war. Wir
können es mit ihm versuchen, Joe.«
»Gut.«
»Aber ich sage Ihnen, Joe, wir müßten sie wirklich
noch früher ausfindig machen. Und warum eigentlich nicht? Eines
Tages wird man jedes Kind schon kurz nach der Geburt testen. Ein
Unterschied im Gehirn muß existieren, und es wird Zeit,
daß man ihn aufspürt. Dann könnten wir die
Träumer schon ganz am Anfang aussondern.«
»Aber Mr. Weill«, sagte Dooley verletzt. »Was
würde dann aus mir und meinem Job werden?«
Weill lachte. »Kein Grund zur Sorge, Joe. Wir werden es nicht
mehr erleben. Wir werden noch viele Jahre von guten Talentsuchern wie
Ihnen abhängen. Gehen Sie einfach auf die Straßen und
Spielplätze und machen Sie noch ein paar Hillarys und Janows
aus, und Luster-Think wird unseren Vorsprung nie einholen.«
Um zwei Uhr erschien ein jüngerer, bebrillter Mann in Jesse
Weills Büro und stellte sich als John J. Byrne, Beamter des
Informationsministeriums, vor.
»Guten Tag, Mr. Byrne«, sagte Weill. »Kann ich
Ihnen auf irgendeine Weise behilflich sein?«
»Sind wir hier ungestört?« fragte der Beamte.
»Selbstverständlich.«
»Dann würde ich Sie bitten, dies hier in sich
aufzunehmen.« Byrne zog einen kleinen, zylinderförmigen
Gegenstand aus der Brusttasche und hielt ihn zwischen Daumen und
Zeigefinger.
Weill nahm ihn, untersuchte ihn kurz und sagte mit einem
Lächeln, das sein künstliches Gebiß
entblößte: »Das ist kein Produkt der Dreams
Incorporated, Mr. Byrne.«
»Das hatte ich auch nicht angenommen«, sagte der Beamte.
»Trotzdem würde ich Sie bitten, den Inhalt zu absorbieren.
Eine Minute wird genügen.«
»Sie meinen, mehr kann man nicht ertragen?« Weill zog
den Empfänger an seinen Schreibtisch und steckte den Zylinder in
den Entfrosterteil. Er wartete, nahm ihn wieder heraus und putzte die
Enden des Zylinders mit seinem Taschentuch. »Der Kontakt ist
nicht gut«, sagte er. »Eine amateurhafte Arbeit.«
Er versuchte es noch einmal und stülpte sich den Aufnahmehelm
über den Kopf. Dann lehnte er sich zurück, faltete die
Hände über der Brust und begann, den Traum in sich
aufzunehmen.
Nach einer Minute schaltete sich die Empfangsanlage
selbsttätig aus. Weill entledigte sich des Helms und machte ein
ärgerliches Gesicht. »Ein primitiv gemachtes
Stück«, sagte er. »Ich bin froh, daß ich ein
alter Mann bin, der über diese Dinge hinaus ist.«
Byrne sagte steif: »Es ist noch nicht das Schlimmste von
denen, die wir gefunden haben. Und die Verbreitung scheint rasche
Fortschritte zu machen.«
Weill zuckte die Achseln. »Pornographische Träume. Diese
Entwicklung ist logisch, denke ich.«
»Logisch oder nicht, sie stellt eine tödliche Gefahr
für die Moral der Nation dar.«
»Die Moral der Nation«, sagte Weill, »hält
eine Menge aus. Erotika in der einen oder anderen Form hat es in der
Geschichte der Menschheit schon immer
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