Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
»ist
überzeugte Feministin, scheut aber nicht davor zurück, die
vielgerühmte Gleichberechtigung mittels Sex erzwingen zu wollen,
wenn es sein muß. Ich mache sie immer wieder darauf aufmerksam,
daß diese Methode typisch feminin und nicht feministisch ist,
aber sie hält mir dagegen vor – na ja, deshalb ist sie ja
auch schwanger. Falls Sie glauben, daß Liebe, Geschlechtstrieb
oder der dringende Wunsch, Mutter zu werden, der Grund sind, irren
Sie sich. Sie bringt hier unten ein Kind zur Welt, um einen Beweis zu
liefern.«
»Und warum auch nicht?« sagte Anette Bergen kühl.
»Entweder ist Ocean City eine Stätte der Menschenliebe oder
nicht. Falls ja, werden wir hier auf dem Meeresgrund Kinder
gebären. Ich will, daß mein Kind in Ocean City zur Welt
kommt. Schließlich kommen auch in Lunar City Kinder zur Welt,
oder etwa nicht, Mr. Demerest?«
Demerest holte tief Luft. »Ich bin dort geboren, Mrs.
Bergen«, sagte er.
»Was sie längst weiß«, murmelte Bergen.
»Und Sie sind Ende Zwanzig, habe ich recht?« fragte Mrs.
Bergen.
»Ich bin neunundzwanzig«, antwortete Demerest.
»Was sie auch längst weiß«, sagte Bergen
lachend. »Ich wette, daß sie alles über Sie in
Erfahrung gebracht hat, was nur ging.«
»Was mit unserem Gespräch nicht das geringste zu tun
hat«, sagte Anette Bergen. »Seit mindestens neunundzwanzig
Jahren werden in Lunar City Kinder geboren, und hier in Ocean City
ist bisher noch nicht ein einziges Kind zur Welt gekommen.«
»Lunar City, meine Liebe, existiert auch schon
länger«, sagte Bergen. »Seit über einem halben
Jahrhundert leben Menschen auf dem Mond. Hier unten erst seit knapp
zwanzig Jahren.«
»Man sollte doch meinen, daß zwanzig Jahre eine lange
Zeit sind. Ein Kind entwickelt sich in neun Monaten.«
»Hier leben also keine Kinder?« fragte Demerest.
»Nein«, antwortete Bergen. »Noch nicht.«
»Aber in zwei Monaten wird das anders sein«, sagte
Anette Bergen zuversichtlich.
Demerests innere Anspannung ließ nicht nach. Im Gegenteil.
Als sie in die Einheit zurückgingen, in der sie sich
begrüßt hatten, war Demerest daher froh, sich hinsetzen zu
können. Diesmal nahm er das Angebot einer Tasse Kaffee dankbar
an.
»Es gibt bald Essen«, sagte Bergen. »Ich hoffe, es
macht Ihnen nichts aus, einen Moment hier zu sitzen. Diese Einheit,
sozusagen die Ureinheit, wird lediglich zum Empfang von Gästen
benutzt, und da wir sonst niemand mehr erwarten, werden wir hier
ungestört sein. Wir können uns also unterhalten, wenn Sie
wollen.«
»Gern«, sagte Demerest.
»Ich hoffe, ich darf daran teilnehmen«, sagte Anette
Bergen. »An dieser Unterhaltung, meine ich.«
Demerest setzte eine zweifelnde Miene auf, aber Bergen
schüttelte lächelnd den Kopf.
»Ich fürchte, Sie müssen sich einverstanden
erklären«, sagte er. »Meine Frau ist höchst
angetan von Ihnen. Mondmänner faszinieren sie. Sie hält sie
für eine neue Generation oder vielmehr für eine neue Rasse.
Wenn sie es einmal satt hat, eine Ozean-Frau zu sein, dann wird sie
bestimmt Mond-Frau werden wollen – davon bin ich
überzeugt.«
»Darf ich ein Wort einwerfen, John?« fragte Anette
Bergen. »Mich würde interessieren, was Mr. Demerest von uns
hält.« Sie sah Demerest erwartungsvoll an.
»Ich habe um diese Reise gebeten, Mrs. Bergen«, sagte
Demerest vorsichtig, »weil ich Sicherheitsingenieur bin und
Ocean City beneidenswert niedrige…«
»Nicht ein Unfall mit tödlichem Ausgang in zwanzig
Jahren«, fiel ihm Bergen stolz ins Wort. »Einen einzigen
Todesfall haben wir zu verzeichnen – ein ganz normaler Infarkt.
Ich wünschte allerdings, ich könnte behaupten, daß es
unser Verdienst ist. Wir tun natürlich unser Bestes, aber das
Glück stand eben auch auf unserer Seite. Wenn man sich allein
überlegt…«
»John«, sagte Anette Bergen. »Warum läßt
du nicht Mr. Demerest reden?«
»Als Sicherheitsingenieur kann ich es mir nicht
leisten«, sagte Demerest, »mich auf das Glück zu
verlassen. Mondbeben oder große Meteoriten können wir
nicht verhindern, aber es wird von uns verlangt, daß wir alles
tun, um die Verheerungen, die sie anrichten, möglichst
geringzuhalten. Menschliches Versagen als Entschuldigung gibt es oder
vielmehr sollte es nicht geben. Wir von Lunar City waren jedoch nicht
in der Lage, es völlig auszuschalten. Unsere Unfallquote
ist…« – seine Stimme wurde leiser –
»schlimm. Daß der Mensch nicht perfekt ist, wissen wir
alle, aber die Maschine sollte wenigstens so
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