Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Druck gegen
die Metallwand von Ocean City gedrückt. Keine elektromagnetische
Kraft kann uns fest genug halten, um einen Aufprall von einem
Zehntelmillimeter zu verhindern.«
Demerest rieb sich die feuchten Hände und holte tief
Luft.
»Ist alles in Ordnung?« fragte er.
»Die Wände haben standgehalten, falls Sie das meinen. Es
klingt gemein, ich weiß. Auf dem Rückweg, wenn sich die
Zwischenkammer wieder füllt, klingt es noch gemeiner. Machen Sie
sich einstweilen darauf gefaßt.«
Demerest war plötzlich nervös.
Bring’s bloß schnell hinter dich, dachte er. Keine
Verzögerungstaktik.
»Gehen wir jetzt durch?« fragte er.
»Ja«, sagte Javan.
Die Öffnung in der Bordwand der Kapsel war rund und klein;
sogar noch kleiner als die, durch die sie an Bord gegangen waren.
Javan zwängte sich durch.
»Da komme ich mir jedesmal wie ein Flaschenkork vor«,
sagte er.
Seit er die Kapsel betreten hatte, hatte sich kein Lächeln
auf sein Gesicht geschlichen. Er lächelte auch jetzt nicht, aber
bei dem Gedanken, daß ein dürrer Mondmensch
diesbezüglich keine Schwierigkeiten hatte, zuckte sein rechter
Mundwinkel.
Auch er stieg in gebückter Haltung durch die
Öffnung.
»Hier drinnen ist es stockdunkel«, sagte Javan.
»Aber elektrisches Licht reinzulegen wäre Blödsinn. Zu
gefährlich. Aber dafür gibt es ja Taschenlampen.«
Demerest stellte fest, daß er einen perforierten Laufsteg
unter den Füßen hatte. Die metallische Oberfläche war
naß. Durch die Löcher sah er Wasser.
»Die Schleuse ist nicht ganz geleert«, sagte er.
»Besser geht es nicht, Mr. Demerest«, sagte Javan.
»Wenn man das Wasser mit Dampf raustreibt, bleibt eben Dampf
zurück, und dieser Dampf muß zur Entleerung der Kammer auf
ein Drittel der Dichte flüssigen Wassers komprimiert werden.
Wenn es kondensiert, bleibt die Kammer zu einem Drittel voll Wasser
– aber es ist Wasser von lediglich einem Atü… Kommen
Sie, Mr. Demerest.«
John Bergens Gesicht war Demerest nicht völlig unbekannt. Die
Erinnerung setzte sofort ein. Bergen, der nun schon fast ein
Jahrzehnt die Leitung der Tiefseestation innehatte, war ebenso
häufig auf den Fernsehbildschirmen der Erde zu sehen wie die
obersten Persönlichkeiten von Lunar City.
Demerest hatte Bergen sowohl zwei- als auch dreidimensional
gesehen, sowohl in Schwarzweiß als auch in Farbe. Ihn in
Fleisch und Blut zu sehen war nicht viel anders.
Wie Javan war Bergen klein und gedrungen, das genaue Gegenteil der
lunaren Vorstellung vom Körperbau. Er war einige Nuancen
hellhäutiger, sein Gesicht war auffallend asymmetrisch, vor
allem durch die knollige Nase bedingt, die einen leichten Rechtsdrall
hatte.
Er sah nicht gut aus. Kein Mondmensch würde ihn für
einen gutaussehenden Mann halten, aber dann streckte Bergen die
breite Hand aus und lächelte, und sein Lächeln hatte etwas
Sonniges.
Demerest legte die schmale Hand in die breite Bergens und machte
sich auf einen harten Händedruck gefaßt, doch dieser blieb
aus. Bergen nahm die Hand und ließ sie wieder los.
»Ich freue mich, daß Sie hier sind«, sagte er.
»Wir haben nicht viel Luxus zu bieten und können unsere
Gastfreundschaft durch nichts beweisen. Nicht einmal einen Feiertag
können wir Ihnen zu Ehren einschieben, aber der gute Wille ist
vorhanden. Seien Sie willkommen.«
»Vielen Dank«, sagte Demerest leise.
Auch jetzt lächelte er nicht. Er stand vor dem Feind und
wußte es. Auch Bergen wußte es mit Sicherheit, also war
sein Lächeln falsch.
Und genau in dem Moment ertönte ein ohrenbetäubendes
Geräusch, wie das Schlagen von Metall gegen Metall, und die
Kammer erzitterte. Demerest sprang einen Schritt zurück und
prallte gegen die Wand.
Bergen blieb unbeeindruckt. »Die Kapsel, die Sie hergebracht
hat«, sagte er ruhig, »hat sich eben gelöst. Jetzt
füllt sich die Zwischenkammer wieder mit Wasser. Daher der
Schlag. Javan hätte Sie darauf aufmerksam machen
müssen.«
Demerest schnappte nach Luft und versuchte, seinen Puls unter
Kontrolle zu halten.
»Er hat mich darauf aufmerksam gemacht«, sagte er.
»Trotzdem bin ich erschrocken.«
»Das kommt nicht so schnell wieder«, sagte Bergen.
»Sie müssen wissen, daß wir nicht oft Besuch
bekommen. Wir sind nicht dafür ausgerüstet und wimmeln
alles ab, was sich einbildet, prominent zu sein und aus einem Trip zu
uns herunter für die Karriere Nutzen ziehen zu können.
Meistens sind es Politiker. Ihr Fall liegt natürlich anders, Mr.
Demerest.«
Wirklich? dachte
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