Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Mir
persönlich wäre es vollkommen recht, wenn Sie ein Mitglied
der menschlichen Gesellschaft wären. Da unsere Firma Sie niemals
hergestellt hat, bin ich ja ziemlich sicher, daß Sie das auch
sind – wenigstens im juristischen Sinne. Nachdem aber von einem
Mann, der ein gewisses Ansehen genießt, uns gegenüber die
ernsthafte Behauptung aufgestellt worden ist, daß
Sie…«
»Sie brauchen seinen Namen nicht zu nennen, wenn eine
derartige Indiskretion einen Splitter vom Granitblock Ihres
Ehrenkodex abschlagen würde, aber nehmen wir einmal hypothetisch
an, es sei Francis Quinn gewesen. Nun fahren Sie bitte
fort!«
Lanning schöpfte wütend Atem. Er war es nicht gewohnt,
unterbrochen zu werden. Deshalb machte er eine kleine Pause, ehe er
fortfuhr. Schließlich sagte er noch etwas kühler als
zuvor: »Ich sagte also, der Mann besitzt ein gewisses Ansehen.
Wegen seiner Identität möchte ich mich lieber nicht auf
Ratespiele einlassen. Ich bin gezwungen, Sie um Ihre Mitarbeit bei
der Entkräftigung seiner Behauptung zu ersuchen. Schon die
einfache Tatsache, daß eine solche Behauptung aufgestellt und
in den verschiedenen diesem Manne zur Verfügung stehenden
Organen veröffentlicht werden könnte, würde einen
schweren Schlag für die von mir vertretene Firma bedeuten –
selbst wenn die Anklage nie bewiesen werden könnte. Verstehen
Sie mich?«
»Absolut. Ihre Lage ist mir völlig klar, auch wenn die
Anklage selbst lächerlich ist. Ich bitte um Entschuldigung, wenn
mein Gelächter Sie verletzt haben sollte. Ich habe keineswegs
über die Situation gelacht, in der Sie sich befinden, sondern
über die Behauptung an sich. Wie kann ich Ihnen nun
helfen?«
»Sehr einfach. Sie brauchen sich lediglich vor Zeugen in
einem Restaurant an einen Tisch zu setzen und eine Mahlzeit
einzunehmen.« Lanning lehnte sich zurück. Das Schlimmste
war überstanden. Die Frau neben ihm beobachtete Byerley mit
einem Ausdruck völliger Versunkenheit, trug aber selbst nichts
zur Unterhaltung bei.
Einen Augenblick trafen sich ihre und Byerleys Augen. Dann wandte
Byerley sich wieder dem Robotfachmann zu. Eine Weile spielten seine
Finger mit einem bronzenen Briefbeschwerer, der der einzige Schmuck
seines Schreibtisches war.
Er sagte bedächtig: »Ich glaube, da kann ich Ihnen nicht
dienlich sein.«
Er hob die Hand. »Nun warten Sie einen Augenblick, Dr.
Lanning! Ich bin mir völlig im klaren darüber, daß
diese ganze Angelegenheit Ihnen im höchsten Grade peinlich ist
und daß man Sie sozusagen gegen Ihren Willen zu diesem Besuch
bei mir gezwungen hat. Sie fühlen, daß Sie eine
unwürdige Rolle spielen, um nicht zu sagen eine
lächerliche. Immerhin betrifft die Sache mich selbst ja in einem
viel weiteren Ausmaße, und ich bitte Sie daher, nachsichtig zu
sein.
Zunächst möchte ich Sie folgendes fragen: Wieso ist
Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß Quinn – dieser
angesehene Mann – Ihnen nicht Sand in die Augen streute, nur um
von Ihnen genau das zu erreichen, was Sie jetzt tun?«
»Mein Gott, es schien mir kaum wahrscheinlich, daß eine
bekannte Persönlichkeit sich selbst so sehr der Gefahr der
Lächerlichkeit aussetzen sollte, wenn sie nicht sicheren Boden
unter den Füßen hatte oder zum mindesten überzeugt
war, diesen zu haben.«
Eine Spur von Humor tauchte in Byerleys Augen auf. »Sie
kennen Quinn nicht. Er bringt es fertig, aus einem Felsvorsprung, auf
dem Bergschafe nicht zu stehen vermögen, sicheren Boden zu
machen. Ich nehme an, er informierte Sie über die Einzelheiten
der Nachforschungen, die er behauptet, über mich angestellt zu
haben?«
»Er machte mir genügend Angaben, um mich davon zu
überzeugen, daß es für unsere Gesellschaft nicht
lohnend wäre, seine Beweise oder Behauptungen zu
entkräften, wenn ich dies mit Ihrer Hilfe ganz mühelos tun
könnte.«
»Dann glauben Sie ihm also, wenn er sagt, daß ich
niemals esse? Sie sind ein Wissenschaftler, Dr. Lanning. Sehen Sie
sich mal diese Art von Logik an! Man hat mich niemals essen sehen,
daher esse ich nicht. Quod erat demonstrandum. Ich bitte Sie
doch!«
»Sie benutzen jetzt Staatsanwaltstricks, um die an sich
wirklich recht einfache Lage zu verwirren.«
»Ganz im Gegenteil. Ich versuche das zu klären, was
Ihnen und Quinn so kompliziert erscheint. Ich schlafe nicht viel,
verstehen Sie? Das stimmt, und ganz bestimmt schlafe ich nicht in der
Öffentlichkeit. Ich habe mir nie etwas daraus gemacht, mit
anderen zu essen – eine Idiosynkrasie, die bestimmt
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