Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Untätigkeit zu Schaden kommen können. Weißt du das?«
»Jawohl, Madame. Ich konnte nicht anders, Madame.«
Es ist schwer, sich vorzustellen, daß eine große, ausdruckslose Metallfigur sich dreht und windet – aber das, genau das tat der Robot.
»Ich will jetzt, daß du mir genau erzählst, warum du nichts unternommen hast, um den Mann zu retten.«
»Ich will das gerne erklären, Madame. Ich möchte wirklich nicht, daß Sie oder daß andere von mir denken, daß ich irgend etwas tun könnte, das einem Herrn und Meister Schaden zufügt. O nein, das wäre eine schreckliche… eine unvorstellbare…«
»Bitte reg dich nicht auf, Junge! Ich mache dir absolut keine Vorwürfe. Ich möchte nur, daß du mir sagst, was in jenem Augenblick deine Gedanken waren.«
»Madame, ehe das alles geschah, sagten Sie uns, daß einer der Meister von jenem fallenden Gewicht gefährdet werden würde und daß wir, wenn wir ihn retten wollten, elektrisch geladene Kabel zu überschreiten hätten. Madame, das hätte mich nicht aufgehalten. Was bedeutet schon meine Zerstörung verglichen mit der Sicherheit eines menschlichen Wesens? Aber… aber es fiel mir ein, daß, wenn ich auf meinem Weg zu ihm zugrunde ginge, ich ohnehin nicht in der Lage sein würde, ihn zu retten. Das Gewicht würde ihn zerschmettern, und dann wäre ich selbst ja zwecklos gestorben, und eines Tages würde vielleicht ein anderer Meister verletzt werden, den ich, wäre ich am Leben geblieben, hätte retten können. Verstehen Sie mich, Madame?«
»Du willst sagen, daß du nur die Wahl hattest zwischen zwei Dingen. Entweder starb der Mensch allein oder ihr starbt beide zusammen. Stimmt das?«
»Jawohl, Madame. Es war unmöglich, den Meister zu retten. Er konnte als tot angesehen werden. In diesem Falle ist es unvorstellbar, daß ich mich für nichts selbst zerstöre, das heißt natürlich ohne Befehl.«
Die Robotpsychologin spielte mit ihrem Bleistift. Die gleiche Geschichte mit nur unwesentlichen Abweichungen in den Ausdrücken hatte sie bereits siebenundzwanzigmal gehört. Was nun kam, war die entscheidende Frage.
»Junge«, sagte sie, »deine Art zu denken hat eine gewisse Berechtigung. Dennoch sind dies nicht die Gedanken, die ich eigentlich von dir erwartete. Hast du dir das alles selbst ausgedacht?«
Der Robot zögerte. »Nein.«
»Und wer war derjenige, dem dieser Gedanke kam?«
»Wir haben gestern abend darüber gesprochen, und da kam einem von uns die Idee, und sie schien uns allen sehr vernünftig.«
»Und wer war derjenige?«
Der Robot dachte angestrengt nach. »Ich weiß nicht. Einer von uns eben.«
Sie seufzte. »Das ist alles.«
Nummer neunundzwanzig war der nächste. Danach kamen vierunddreißig weitere.
Auch Generalmajor Kallner war ärgerlich. Eine ganze Woche lang hatte jede Tätigkeit auf Hyper-Basis geruht. Nur in den Huros auf den Asteroiden der Gruppe waren ein paar Leute beschäftigt gewesen. Fast eine ganze Woche lang hatten die beiden größten Experten auf diesem Gebiet die Situation mit nutzlosen Versuchen erschwert. Und nun machten die beiden – oder zum mindesten machte die Frau – zu allem Überfluß auch noch völlig unmögliche Vorschläge.
Zum Glück für die allgemeine Lage empfand Kallner es als politisch unklug, seinen Ärger öffentlich zu zeigen.
Susan war im Begriff, ihn zu bedrängen. »Warum nicht, Sir? Es ist ganz klar, daß die gegenwärtigen Umstände unglücklich genannt werden können. Der einzige Weg, auf dem wir vielleicht in der Zukunft zu Resultaten gelangen werden – wenn wir in dieser Angelegenheit überhaupt noch eine Zukunft haben –, ist der, daß wir die Robots voneinander trennen. Keinesfalls können wir sie länger beieinander lassen.«
»Meine liebe Frau Dr. Calvin«, sagte der General mit einer Stimme, die in die tieferen Baritonlagen absank, »ich kann mir nicht denken, wie ich es fertig bringen soll, dreiundsechzig Robots über die ganze Gegend verstreut unterzubringen.«
Dr. Calvin hob hilflos den Arm. »In diesem Falle kann ich nichts mehr tun. Nestor 10 wird entweder das imitieren, was die anderen Robots tun, oder sie mit logischen Argumenten dazu bringen, das nicht zu tun, was er selbst nicht tun kann. Beides ist schlecht für uns. Wir befinden uns in einem tatsächlichen Kampf mit diesem kleinen verlorenen Robot, und er ist im Begriff, uns zu besiegen. Jeder Triumph, den wir ihm lassen, erhöht seine Anomalie.«
Entschlossen stand sie auf. »General Kallner, wenn Sie nicht –
Weitere Kostenlose Bücher