Foundation 02: Die Stahlhöhlen
hat. Rikaine Delmarre kann sie nicht weggetragen haben. Er war tot. Könnte Gladia Delmarre sie weggetragen haben?«
»So muß es gewesen sein«, sagte Gruer.
»Wie denn? Als die Roboter eintrafen, lag sie bewußtlos auf dem Boden. Vielleicht hat sie diese Bewußtlosigkeit nur vorgetäuscht; aber sie war jedenfalls dort. Wieviel Zeit liegt zwischen dem Mord und dem Eintreffen des ersten Roboters?«
»Das hängt vom exakten Zeitpunkt des Mordes ab, und den kennen wir nicht«, sagte Gruer unsicher.
»Ich habe den Bericht gelesen, Sir. Ein Roboter berichtete, er habe Unruhe gehört und einen Schrei, den Dr. Delmarre ausgestoßen hatte. Offenbar war dies der Roboter, der sich am nächsten am Tatort befand. Fünf Minuten später leuchtete das Rufsignal auf. Der Roboter hätte aber doch nur weniger als eine Minute gebraucht, um den Ort des Geschehens zu erreichen. (Baley erinnerte sich daran, wie blitzschnell gerufene Roboter aufzutauchen pflegten.) In fünf Minuten, ja selbst zehn – wie weit hätte da Mrs. Delmarre eine Waffe tragen und rechtzeitig wieder zurückkehren können, um Bewußtlosigkeit vorzutäuschen?«
»Sie hätte sie in einer Abfallbeseitigungsanlage zerstören können.«
»Nach dem Bericht hat man die Abfallanlage untersucht und dort nur eine sehr geringe Gamma-Strahlenaktivität vorgefunden. Demzufolge war in den letzten vierundzwanzig Stunden dort kein größerer Gegenstand zerstrahlt worden.«
»Das ist mir bekannt«, sagte Gruer. »Ich führe das jetzt auch nur als Beispiel dafür an, was vielleicht hätte geschehen können.«
»Richtig«, sagte Baley. »Aber es kann auch eine sehr einfache Erklärung geben. Ich nehme an, daß man die zu dem Delmarre-Haushalt gehörenden Roboter überprüft und alle vorgefunden hat.«
»O ja.«
»Und alle befanden sich in einigermaßen funktionsfähigem Zustand?«
»Ja.«
»Könnte irgendeiner dieser Roboter die Waffe weggeschafft haben, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu sein, worum es sich handelte?«
»Keiner von ihnen hatte irgend etwas vom Tatort entfernt oder auch nur etwas berührt, was das betrifft.«
»Das stimmt nicht. Sie haben die Leiche entfernt und sie zur Verbrennung vorbereitet.«
»Nun ja, natürlich. Aber das zählt doch wohl nicht. Schließlich kann man doch erwarten, daß sie das tun.«
»Jehoshaphat!« murmelte Baley. Er mußte an sich halten, um ruhig zu bleiben. »Jetzt nehmen Sie einmal an, es wäre noch jemand anderer am Tatort gewesen.«
»Unmöglich!« sagte Gruer. »Wie hätte sich denn jemand in Dr. Delmarres Persönlichkeitssphäre hineindrängen können?«
»Nehmen Sie es einfach einmal an!« rief Baley. »Die Roboter haben aber überhaupt nicht daran gedacht, daß ein Eindringling hätte zugegen sein können. Ich nehme nicht an, daß einer von ihnen die Umgebung des Hauses abgesucht hat. In dem Bericht ist jedenfalls davon nichts erwähnt.«
»Eine solche Suche fand erst statt, als wir uns nach der Waffe umsahen; aber das war beträchtliche Zeit später.«
»Man hat auch nicht nach Spuren eines Bodenwagens oder eines Luftfahrzeugs gesucht?«
»Nein.«
»Wenn sich also jemand dazu aufgerafft hätte, sich in die Persönlichkeitssphäre Dr. Delmarres hineinzudrängen, wie Sie das formuliert haben, hätte er ihn töten und dann in aller Seelenruhe wieder weggehen können. Niemand hätte ihn aufgehalten oder auch nur gesehen. Und nachher hätte er sich darauf verlassen können, daß jeder überzeugt war, niemand hätte dort sein können.«
»Und das konnte auch niemand«, sagte Gruer voll Überzeugung.
»Eines noch«, wandte Baley ein. »Nur noch eine Sache. Da war doch ein Roboter am Schauplatz des Verbrechens.«
Jetzt schaltete sich zum ersten Mal Daneel ein. »Der Roboter befand sich nicht am Schauplatz des Verbrechens. Wenn das der Fall gewesen wäre, so wäre das Verbrechen nicht begangen worden.«
Baley sah sich ruckartig um. Und Gruer, der zum zweiten Mal sein Glas gehoben hatte, als wollte er daraus trinken, stellte es wieder hin und starrte Daneel an.
»Ist das nicht so?« fragte Daneel.
»Doch, durchaus«, sagte Gruer. »Ein Roboter hätte eine Person daran gehindert, einer anderen ein Leid zuzufügen. Erstes Gesetz.«
»Also gut«, sagte Baley. »Zugegeben. Aber der Roboter muß in der Nähe gewesen sein. Er befand sich am Tatort, als die anderen Roboter auftauchten. Sagen wir einmal, er hätte sich im Nebenzimmer befunden. Der Mörder bedrängte Delmarre, und Delmarre schreit: ›Du wirst mich
Weitere Kostenlose Bücher