Foundation 02: Die Stahlhöhlen
wenig gesagt. Natürlich wollte er seine Ermittlungen abschließen, ehe er die ganze Angelegenheit den Behörden vortrug. Er muß kurz vor dem Abschluß gestanden haben, sonst hätten sie es sicher nicht gewagt, ihn ganz offen auf so brutale Weise zu ermorden. Aber eines hat mir Delmarre gesagt: Die ganze Menschheit ist in Gefahr.«
Baley zuckte zusammen. Einen Augenblick lang war ihm, als hörte er wieder Minnim sprechen, aber in noch größerem Ausmaß. Wollte denn jeder sich mit Gefahren von kosmischer Dimension an ihn wenden?
»Warum glauben Sie, daß ich helfen kann?« fragte er.
»Weil Sie ein Erdenmensch sind«, sagte Gruer. »Verstehen Sie? Wir auf Solaria haben mit diesen Dingen keine Erfahrung. In gewisser Weise verstehen wir die Menschen überhaupt nicht. Es gibt zu wenige von uns hier.«
Er sah Baley verlegen an. »Es fällt mir schwer, das zu sagen, Mr. Baley. Meine Kollegen lachen mich aus, und einige werden sogar zornig. Aber ich bin überzeugt, daß ich das richtig sehe. Mir scheint, ihr Erdenmenschen müßt die Leute viel besser verstehen als wir, einfach weil Sie mit so vielen zusammenleben. Und ein Detektiv bestimmt noch mehr als sonst jemand. Stimmt das nicht?«
Baley nickte halbherzig, blieb aber stumm.
»In gewisser Weise war dieser Mord ein Glück«, sagte Gruer. »Ich habe nicht gewagt, den anderen gegenüber etwas von Delmarres Ermittlungen zu sagen. Schließlich konnte ich nicht sicher sein, wer vielleicht alles in die Verschwörung verstrickt war. Und Delmarre selbst war nicht bereit, irgendwelche Einzelheiten preiszugeben, bevor seine Ermittlungen abgeschlossen waren. Und selbst wenn Delmarre seine Ermittlungen abgeschlossen hätte, was hätten wir dann unternehmen sollen? Was unternimmt man, wenn man es mit feindlich gesinnten menschlichen Wesen zu tun hat? Ich weiß es nicht. Ich war von Anfang an der Meinung, daß wir einen Erdenmenschen brauchten. Als ich von Ihrer Arbeit im Zusammenhang mit dem Mord in Spacetown auf der Erde hörte, wußte ich, daß wir Sie brauchten. Ich nahm Verbindung mit Aurora auf – schließlich hatten Sie am engsten mit den Bewohnern jenes Planeten zusammengearbeitet – und trat mit deren Hilfe mit der Erdenregierung in Verbindung. Trotzdem gelang es mir nicht, meine Kollegen davon zu überzeugen, daß sie dem zustimmten. Dann kam der Mord, und das war ein derartiger Schock, daß man mir die Zustimmung erteilte, die ich brauchte. In dem Augenblick hätten die allem und jedem zugestimmt.«
Gruer zögerte etwas und fügte dann hinzu: »Es fällt mir nicht leicht, einen Erdenmenschen um Hilfe zu bitten, aber ich muß es tun. Vergessen Sie nicht, die ganze menschliche Rasse ist in Gefahr. Die Erde auch.«
Die Erde befand sich demnach in doppelter Hinsicht in Gefahr. Und daß Gruer es ehrlich meinte, daran ließ seine Stimme keinen Zweifel.
Aber wenn der Mord wirklich ein so günstiger Vorwand für Gruer war, das zu tun, wonach es ihn so verzweifelt drängte, war es dann wirklich nur Glück und Zufall? Das führte zu neuen Überlegungen, die sich freilich weder in Baleys Gesicht, noch in seinen Augen oder in seiner Stimme bemerkbar machten.
»Man hat mich hierhergeschickt, um zu helfen, Sir«, sagte Baley. »Das will ich nach besten Kräften tun.«
Endlich hob Gruer das immer wieder unverrichteter Dinge abgestellte Glas und sah Baley über dessen Rand hinweg an. »Gut«, sagte er. »Kein Wort an den Auroraner, bitte. Was auch immer hier gespielt wird – Aurora mag damit zu tun haben. Jedenfalls interessiert man sich dort ungewöhnlich stark für den Fall. So hat Aurora beispielsweise darauf bestanden, Ihnen Mr. Olivaw als Partner beizuordnen. Aurora ist mächtig; wir mußten zustimmen. Sie sagen, sie würden Mr. Olivaw nur einschalten, weil er schon einmal mit Ihnen zusammengearbeitet hat. Aber es ist gut möglich, daß sie in Wirklichkeit den Wunsch haben, einen vertrauenswürdigen Mann aus den eigenen Reihen hier am Schauplatz des Verbrechens zu haben, wie?«
Er nippte an seinem Glas; sein Blick ruhte auf Baley.
Baley strich nachdenklich mit den Fingerknöcheln die Wange und rieb sie sich nachdenklich. »Wenn das nun…«
Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern sprang von seinem Stuhl auf und wäre fast in Gruer hineingerannt, ehe er sich daran erinnerte, daß er nur einem Abbild gegenübersaß.
Denn Gruer starrte mit schreckgeweiteten Augen sein Glas an, griff sich an die Kehle und flüsterte heiser: »Das brennt… brennt…«
Das Glas
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