Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
zu enttäuschen. Enttäuschung konnte man als Schaden empfinden, und er war nicht imstande, einem menschlichen Wesen Schaden zuzufügen. So gab er sich unendliche Mühe, mir Freude zu bereiten, und weil ich in ihm den Wunsch sah, Freude zu geben, etwas, das ich nie bei auroranischen Männern gespürt hatte, empfand ich tatsächlich Freude, und am Ende fand ich heraus – im vollen Maße, wie ich denke – was ein Orgasmus ist.«
»Dann waren Sie also völlig glücklich?« fragte Baley.
»Mit Jander? Natürlich. Völlig.«
»Sie haben nie gestritten?«
»Mit Jander? Wie sollte ich? Sein einziges Bestreben, der einzige Grund seiner Existenz war es, mir Freude zu bereiten.«
»Hätte Sie das nicht stören können? Er bereitete Ihnen nur Freude, weil er das mußte.«
»Welches Motiv sollte denn irgend jemand haben, etwas zu tun, als das, daß er es aus dem einen oder anderen Grund tun mußte?«
»Und Sie hatten nie den Drang, echte… ich meine Auroraner auszuprobieren, nachdem Sie gelernt hatten, einen Orgasmus zu empfinden?«
»Das wäre ein unbefriedigender Ersatz gewesen. Ich wollte nur Jander. – Verstehen Sie jetzt, was ich verloren habe?«
Baleys von Natur aus würdiges Gesicht wurde noch länger, so daß es beinahe feierlich wirkte. »Ich verstehe, Gladia«, sagte er. »Wenn ich Ihnen vorher Schmerz zugefügt habe, dann verzeihen Sie mir bitte. Da hatte ich noch nicht ganz begriffen.«
Aber sie weinte, und er wartete, weil er nichts anderes sagen konnte und weil ihm nichts einfiel, womit er sie hätte trösten können.
Schließlich schüttelte sie den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ist noch etwas?« flüsterte sie.
»Noch ein paar Fragen zu einem anderen Thema«, sagte Baley mit um Verzeihung heischender Stimme. »Dann höre ich auf, Sie zu belästigen.« Und dann fügte er vorsichtig hinzu: »Für den Augenblick.«
»Was denn?« Sie schien sehr müde.
»Wissen Sie, daß es Leute gibt, die zu glauben scheinen, Dr. Fastolfe sei für die Tötung Janders verantwortlich?«
»Ja.«
»Wissen Sie, daß Dr. Fastolfe selbst zugibt, daß nur er über die Erfahrung verfügt, um Jander auf die Art zu töten, in der er getötet wurde?«
»Ja, das hat der liebe Doktor mir selbst gesagt.«
»Nun denn, Gladia, glauben Sie, daß Dr. Fastolfe Jander getötet hat?«
Sie blickte zu ihm auf, ganz plötzlich, ein scharfer Blick, und dann sagte sie zornig. »Natürlich nicht. Warum sollte er? Zu allererst war Jander sein Roboter, und er war voll der Besorgnis um ihn. Sie kennen den lieben Doktor nicht so wie ich, Elijah. Er ist eine sanftmütige Person, die niemandem weh tun möchte, und die ganz bestimmt nie einem Roboter weh tun würde. Sich vorzustellen, daß er einen töten würde, ist gleichbedeutend, als stellte man sich vor, ein Stein könnte nach oben fallen.«
»Ich habe keine weiteren Fragen, Gladia, und das einzige, was mir hier noch zu tun bleibt, ist, Jander zu sehen – das, was von Jander übriggeblieben ist –, wenn ich dafür Ihre Genehmigung habe.«
Sofort war sie wieder argwöhnisch, ja feindselig. »Warum? Warum?«
»Gladia! Bitte! Ich erwarte auch nicht, daß es mir etwas bringt, aber ich muß Jander sehen, auch wenn ich weiß, daß es mir nichts bringt, ihn zu sehen. Ich will mich bemühen, nichts zu tun, das Ihre Gefühle verletzen könnte.«
Gladia stand auf. Ihr Kleid, das so einfach geschnitten war, daß es einfach nur wie eine eng anliegende Hülle wirkte, war nicht schwarz (wie es auf der Erde gewesen wäre), aber von einer stumpfen Farbe, ohne den geringsten Glanzeffekt. Baley, der von Kleidung nichts verstand, begriff, wie gut es Trauer vermittelte.
»Kommen Sie mit!« flüsterte sie.
26
Baley folgte Gladia durch mehrere Räume, deren Wände stumpf leuchteten. Ein paarmal fiel ihm eine Bewegung auf, wahrscheinlich ein Roboter, der ihnen schnell aus dem Wege ging, da man ihnen gesagt hatte, daß sie nicht stören sollten.
Dann durch einen Korridor und ein paar Stufen hinauf, in einen kleinen Raum, in dem ein Teil einer Wand leuchtete, so daß es wie ein Spotlight wirkte.
In dem Raum waren ein niedriges Bett und ein Stuhl – kein weiteres Mobiliar.
»Das war sein Zimmer«, sagte Gladia. Und dann, als wolle sie damit Baleys Gedanken beantworten, fuhr sie fort: »Das war alles, was er brauchte. Ich ließ ihn die meiste Zeit allein – den ganzen Tag, wenn ich konnte. Ich wollte nie seiner müde werden.« Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt
Weitere Kostenlose Bücher