Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
seiner
Identität war völlig bloßgelegt, ein lebender Punkt,
eine Singularität, umgeben von einer offenen und unendlichen
Welt. Und er fiel.
Er wollte das Bild abschalten, seine Faust über dem
Fernschalter zusammendrücken, aber nichts geschah. Seine Nerven
waren in einem so abnormen Zustand, daß keine Reaktion auf
einen Willensakt hin erfolgte. Als hätte er keinen Willen. Die
Augen wollten sich nicht schließen, die Faust sich nicht
zusammenziehen. Er war vor Schrecken starr und hypnotisiert, vor Angst gelähmt.
Alles, was er vor sich fühlte und wahrnahm, waren Wolken,
weiß, nicht ganz weiß – ein gebrochenes Weiß
– mit einem leichten orangefarbenen Hauch…
Und dann wechselte alles ins Grau – und er hatte das
Gefühl zu ertrinken. Er konnte nicht atmen. Er mühte sich
verzweifelt, einen Laut durch die Kehle zu pressen, nach Daneel zu
rufen, um Hilfe…
Aber er brachte keinen Laut heraus…
12
Baleys Atem ging, als hätte er gerade am Ende eines langen
Rennens das Band durchrissen. Der Raum war verdreht, und unter seinem
linken Ellbogen war eine harte Fläche.
Er erkannte, daß er auf dem Boden lag.
Giskard kniete neben ihm, und seine Roboterhand (fest und etwas
kühl) schloß sich um Baleys rechte Faust. Die
Kabinentür, hinter Giskards Schulter, für Baley sichtbar,
stand offen.
Baley wußte, ohne zu fragen, was geschehen war. Giskard
hatte die hilflose Menschenhand ergriffen und sie um den Schalter
geschlossen, um die Astrosimulation zu beenden. Andernfalls…
Daneel war auch da, das Gesicht ganz dicht bei dem Baleys, mit
einem Ausdruck, der vielleicht Schmerz hätte sein
können.
»Sie haben nichts gesagt, Partner Elijah«, meinte er.
»Wenn mir bewußt gewesen wäre, daß Sie sich
nicht wohl…«
Baley versuchte durch Gesten anzudeuten, daß er verstanden
hatte, daß es nicht wichtig war. Er konnte immer noch nicht
sprechen.
Die beiden Roboter warteten, bis Baley den schwächlichen
Versuch machte, aufzustehen. Sofort schoben sich Arme unter ihn,
hoben ihn hoch. Er wurde in einen Stuhl gesetzt, und Giskard nahm ihm
den Schalter mit einer sanften Bewegung weg. »Wir werden bald
landen«, sagte Giskard. »Sie werden wohl den Astrosimulator
nicht mehr brauchen, glaube ich.«
Und Daneel fügte ernst hinzu: »Es wäre jedenfalls
am besten, ihn zu entfernen.«
»Wartet!« sagte Baley. Seine Stimme war ein heiseres
Flüstern, und er war nicht sicher, daß man das Wort
verstehen konnte. Er atmete tief, räusperte sich schwach und
sagte noch einmal: »Wartet!« – Und dann:
»Giskard.«
Giskard drehte sich um. »Sir?«
Baley sprach nicht gleich. Jetzt, da Giskard wußte,
daß man ihn brauchte, würde er längere Zeit warten,
vielleicht endlos. Baley versuchte, Ordnung in seine wirren Gedanken
zu bringen. Ob sein Anfall nun auf Platzangst
zurückzuführen gewesen war oder nicht, seine Unsicherheit
bezüglich ihres Zielorts blieb unverändert. Die war schon
vorher da gewesen, und es war gut möglich, daß sie die
Platzangst verstärkt hatte.
Er mußte es herausfinden. Giskard würde nicht
lügen. Ein Roboter konnte nicht lügen – es sei denn,
man hatte ihm sehr sorgfältige Anweisungen dazu erteilt. Und
warum Giskard solche Anweisungen erteilen? Daneel war es, der sein
Begleiter war, der sich die ganze Zeit in seiner Gesellschaft
aufhalten sollte. Wenn gelogen werden mußte, so würde das
Daneels Aufgabe sein. Giskard war nur ein Bringer, ein Träger,
ein Posten an der Tür. Ganz sicher bestand keine Notwendigkeit,
sich der Mühe zu unterziehen, ihn in das Lügennetz
einzuspinnen.
»Giskard!« sagte Baley. Seine Stimme klang fast wieder
normal.
»Sir?«
»Wir sind im Begriff zu landen, nicht wahr?«
»In knapp zwei Stunden, Sir.«
Das waren zwei metrische Stunden, sagte sich Baley. Mehr als zwei
echte Stunden? Weniger? Das war nicht wichtig. Das würde nur
Verwirrung stiften. Vergiß es!
Und dann sagte er, so scharf er es zustande brachte: »Sag mir
sofort den Namen des Planeten, auf dem wir gleich landen
werden.«
Ein menschliches Wesen hätte, wenn er überhaupt
geantwortet hätte, das nur nach einer Pause getan – dann in
einer Art, daß man ihm die Überraschung angemerkt
hätte.
Giskard jedoch antwortete sofort, ausdruckslos und ohne Empfinden.
»Aurora, Sir.«
»Woher weißt du das?«
»Das ist unser Ziel. Es könnte beispielsweise nicht die
Erde sein, weil die Sonne Auroras, Tau Ceti, nur neunzig Prozent der
Masse der Erdsonne hat. Tau Ceti ist deshalb ein
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