Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
lügen
würde, selbst ich, wenn ich mich dazu überwinden
könnte. Es ist allgemein bekannt, daß ich der
fähigste theoretische Robotiker auf allen fünfzig Welten
bin.«
»Trotzdem, Dr. Fastolfe, könnte denn nicht auch der
zweitbeste theoretische Robotiker auf allen Welten – oder der
drittbeste oder sogar der fünfzehntbeste –
nichtsdestoweniger die notwendige Fähigkeit besitzen, um die Tat
zu begehen? Erfordert es wirklich das ganze Geschick des
Allerbesten?«
Darauf antwortete Fastolfe ruhig: »Nach meiner Ansicht
erfordert es wirklich das ganze Geschick des Allerbesten.
Tatsächlich könnte selbst ich, wiederum nach meiner
Ansicht, die Aufgabe nur an einem meiner sehr guten Tage vollbringen.
Bitte bedenken Sie, daß die besten Köpfe der Robotik
– den meinen eingeschlossen – sich ganz besonders darum
bemüht haben, Positronengehirne zu entwerfen, die nicht in Mentalblock getrieben werden können.«
»Sind Sie da ganz sicher? Wirklich sicher?«
»Voll und ganz.«
»Und Sie haben das auch in der Öffentlichkeit
erklärt.«
»Natürlich. Es hat eine öffentliche Befragung
gegeben, mein lieber Erdenmensch. Man hat mir die Fragen gestellt,
die Sie mir jetzt stellen, und ich habe wahrheitsgemäß auf
sie geantwortet. Es ist auroranische Sitte, das zu tun.«
»Ich bezweifle ja im Augenblick gar nicht, daß Sie
überzeugt waren, wahrheitsgemäß geantwortet zu
haben«, erwiderte Baley. »Aber könnte es nicht sein,
daß Sie dabei von einem ganz natürlichen Stolz auf die
eigene Person beeinflußt waren? Auch das könnte typisch
auroranisch sein, nicht wahr?«
»Sie meinen, mein Bestreben, als Bester angesehen zu werden,
könnte mich willentlich in eine Lage bringen, wo jeder zu dem
Schluß gezwungen wäre, daß ich Jander
mentalblockiert habe?«
»Nach dem Bild, das ich mir von Ihnen gemacht habe, scheinen
Sie mir irgendwie damit zufrieden zu sein, daß Ihr politischer
und gesellschaftlicher Status vernichtet werden, vorausgesetzt nur,
Ihr wissenschaftlicher Ruf bleibt intakt.«
»Verstehe. Die Art, wie Sie denken, ist interessant, Mr.
Baley. Mir wäre das nicht in den Sinn gekommen. Wenn man mir die
Wahl ließe zwischen dem Geständnis, daß ich der
Zweitbeste bin, und dem, daß ich, um Ihre Formulierung zu
gebrauchen, einen Robotizid begangen hätte, sind Sie der
Meinung, daß ich wissentlich letzteres auf mich genommen
hätte.«
»Nein, Dr. Fastolfe, so simplifiziert möchte ich die
Angelegenheit eigentlich nicht darstellen. Könnte es nicht sein,
daß Sie sich selbst darin täuschen, wenn Sie glauben, Sie
wären der Größte aller Robotiker, und ohne jeglichen
Rivalen, und sich um jeden Preis daran festklammern, weil Sie sich
unbewußt – unbewußt, Dr. Fastolfe –
darüber im klaren sind, daß Sie tatsächlich im
Begriff sind, von anderen überholt zu werden – oder bereits
überholt worden sind?«
Fastolfe lachte, aber in seinem Lachen schwang ein wenig
Ärger mit. »Nein, so ist es nicht, Mr. Baley. Völlig
falsch.«
Ȇberlegen Sie doch, Dr. Fastolfe, denken Sie nach! Sind
Sie denn sicher, daß keiner Ihrer Robotikerkollegen Ihnen auch
nur annähernd nahekommt?«
»Es gibt nur einige wenige, die überhaupt fähig
sind, mit einem humaniformen Roboter umzugehen. Daneels Konstruktion
hat buchstäblich einen neuen Beruf geschaffen, für den es
noch nicht einmal einen Namen gibt – ›Humaniformer‹
vielleicht. Von den theoretischen Robotikern auf Aurora versteht, mit
meiner Ausnahme, keiner, wie Daneels positronisches Gehirn
funktioniert. Dr. Sarton hat es verstanden, aber er ist tot –
und er hat es nicht so gut verstanden wie ich. Die grundlegende
Theorie stammt von mir.«
»Sie mag zu Anfang die Ihre gewesen sein, aber Sie
können doch sicherlich nicht erwarten, daß Sie dauernd
exklusiver Besitzer bleiben. Hat niemand die Theorie
gelernt?«
Fastolfe schüttelte entschieden den Kopf. »Niemand. Ich
habe niemanden ausgebildet und bin entschieden der Ansicht, daß
kein anderer lebender Robotiker die Theorie auf eigene Faust
entwickelt hat.«
Jetzt klang Baleys Stimme etwas gereizt: »Könnte es denn
wirklich keinen intelligenten jungen Mann geben, frisch von der
Universität, der schlauer ist, als bis jetzt irgend jemand
erkennt, der…«
»Nein, Mr. Baley, nein! Einen solchen Mann
hätte ich gekannt. Er wäre durch meine Labors gegangen. Er
hätte mit mir gearbeitet. Im Augenblick existiert kein solcher
junger Mann. Es mag durchaus dazu kommen, vielleicht gibt es dann
sogar
Weitere Kostenlose Bücher