Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
sprechen. Ich freue mich nicht auf die Resultate eines solchen
Gesprächs, aber wenn Sie mit ihr sprechen, dann muß ich
jede Peinlichkeit, die sich daraus ergibt, ertragen, und Sie
dürfen nicht versuchen, mich zu schonen. Verstehen
Sie?«
»Um ganz ehrlich zu sein, Dr. Fastolfe, ich hatte nie die
Absicht, Sie zu schonen. Wenn ich Ihre Scham oder irgendwelche
Peinlichkeit gegen das Wohlbefinden meiner Welt in die Waagschale
legen muß, würde ich keinen Augenblick zögern, Sie zu
verletzen.«
»Gut! Und, Mr. Baley, diese Einstellung muß auch
gegenüber Ihrer Person gelten. Auch Ihre Bequemlichkeit
darf dem größeren Ziel nicht im Wege stehen.«
»Das durfte sie auch nicht, als Sie sich dafür
entschieden, mich hierher bringen zu lassen, ohne sich vorher mit mir
zu besprechen.«
»Ich meine etwas anderes. Wenn Sie nach vernünftiger
Zeit – nicht einer sehr langen, sondern einer vernünftigen
Zeitspanne – keine Fortschritte erzielen, werden wir trotzdem
die Möglichkeit einer Psychosondierung in Betracht ziehen
müssen. Herauszufinden, was Ihr Bewußtsein weiß und
Ihnen verborgen hält, könnte unsere letzte Chance
sein.«
»Vielleicht weiß es gar nichts, Dr. Fastolfe.«
Fastolfe sah Baley traurig an. »Zugegeben. Aber wie Sie
bezüglich der Möglichkeit einer Aussage Vasilias gegen mich
erwähnten – damit setzen wir uns auseinander, wenn es
soweit ist.«
Er wandte sich wieder ab und verließ das Zimmer.
Baley blickte ihm nachdenklich nach. Für ihn hatte es jetzt
den Anschein, daß er es, wenn er Fortschritte erzielte, mit
physischem Druck einer unbekannten – aber möglicherweise
gefährlichen – Art zu tun haben würde. Und wenn er
keine Fortschritte machte, dann stand ihm die Psychosonde bevor, und
das würde kaum besser sein.
»Jehoshaphat!« murmelte er halblaut zu sich.
33
Der Weg zu Gladias Niederlassung kam ihm kürzer als am Vortag
vor. Es war wieder ein sonniger und angenehmer Tag, aber das Bild,
das sich ihm bot, wirkte völlig anders.
Das Licht der Sonne kam natürlich aus der entgegengesetzten
Richtung, und die Färbung wirkte anders.
Vielleicht sah die Pflanzenwelt am Morgen ein wenig anders als am
Abend aus oder roch anders. Baley erinnerte sich, daß er
bezüglich der Pflanzenwelt der Erde gelegentlich ähnliche
Gedanken gehabt hatte.
Daneel und Giskard begleiteten ihn wieder, aber sie hielten sich
diesmal näher bei ihm und wirkten weniger wachsam.
»Scheint die Sonne hier die ganze Zeit?« fragte Baley
beiläufig.
»Nein, das tut sie nicht, Partner Elijah«, sagte Daneel.
»Wenn sie das täte, wäre das für die Pflanzenwelt
katastrophal und somit auch für die Menschheit. Tatsächlich
ist vorhergesagt, daß der Himmel sich im Verlauf des Tages
bewölken wird.«
»Was war das?« fragte Baley verblüfft. Ein kleines,
graubraunes Tier kauerte im Gras. Als es sie sah, hoppelte es
davon.
»Ein Hase, Sir«, sagte Giskard.
Baley entspannte sich. Er hatte sie auch auf den Feldern der Erde
gesehen.
Gladia wartete diesmal nicht an der Tür auf sie, aber es war
deutlich zu erkennen, daß sie sie erwartete. Als ein Roboter
sie ins Haus führte, stand sie nicht auf, sondern sagte mit
einer Mischung aus Müdigkeit und Gereiztheit: »Dr. Fastolfe
hat mir gesagt, Sie müßten mich unbedingt noch einmal
sprechen. Was ist denn?«
Sie trug ein Kleid, das eng an ihrem Körper lag, und ganz
offensichtlich nichts darunter. Ihr Haar war hinten formlos
zusammengebunden, und ihr Gesicht war blaß. Sie wirkte
erschöpfter als am Vortag, und es war klar zu erkennen,
daß sie nur wenig geschlafen hatte.
Daneel, der sich an das erinnerte, was am Tag zuvor geschehen war,
betrat den Raum nicht. Giskard trat ein, blickte in die Runde und zog
sich in eine Wandnische zurück. Einer von Gladias Robotern stand
in einer weiteren Nische.
»Es tut mir furchtbar leid, Gladia, daß ich Sie noch
einmal belästigen muß«, sagte Baley.
Und Gladia antwortete: »Ich vergaß, Ihnen gestern abend
zu sagen, daß Jander, nachdem man ihn gefackelt hat,
natürlich einen Recyclingprozeß durchmacht, um in den
Roboterfabriken wieder verwendet zu werden. Irgendwie wird es
wahrscheinlich amüsant sein zu wissen, daß ich jedesmal,
wenn ich einen neu gebauten Roboter sehe, daran denken kann,
daß viele von Janders Atomen in ihm weiterleben.«
»Wir machen ja auch einen Recyclingprozeß durch, wenn
wir sterben«, sagte Baley. »Und wer weiß schon,
welche Atome von wem jetzt in Ihnen und mir sind, oder
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