Foundation 04: Das galaktische Imperium
sie in Daneels Bewußtsein, stets zugänglich. Manche Stellen wurden häufig abgerufen, wegen der Informationen, die sie enthielten; aber nur wenige wurden lediglich deshalb abgerufen, weil Daneel ihr Gefüge fühlen wollte. Und jene sehr wenigen Stellen waren größtenteils diejenigen, die mit Elijah Baley zu tun hatten.
Vor vielen Dekaden, als Elijah Baley noch lebte, war Daneel nach Baleys Welt gekommen. Madam Gladia war mit ihm gereist; aber nachdem sie in einen Orbit um Baleys Welt eingetreten waren, flog ihnen Bentley Baley mit seinem kleinen Schiff entgegen, um sie zu empfangen, und wurde an Bord gebracht. Er war damals schon ein recht knorriger Mann mittleren Alters.
Er sah Gladia mit leicht feindseligem Blick an und sagte: »Sie können ihn nicht besuchen, Madam.«
Und Gladia, die geweint hatte, fragte: »Warum nicht?«
»Er wünscht es nicht, Madam, und ich muß seinen Wunsch respektieren.«
»Das kann ich nicht glauben, Mr. Baley.«
»Ich habe hier eine handschriftliche Notiz und eine Stimmaufzeichnung, Madam. Ich weiß nicht, ob Sie seine Handschrift oder seine Stimme erkennen können; aber ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß beide von ihm stammen und er sie freiwillig geschrieben und aufgezeichnet hat.«
Sie ging in ihre Kabine, um alleine zu lesen und zu hören. Dann kam sie wieder heraus, und etwas an ihr ließ die Niederlage erkennen, die sie erlitten hatte. Und doch war ihre Stimme fest, als sie sagte: »Daneel, du sollst allein hinunterfliegen und ihn besuchen. Das ist sein Wunsch. Aber du solltest mir alles berichten, was getan und gesagt wird.«
»Ja, Madam«, sagte Daneel.
Daneel flog in Bentleys Schiff auf den Planeten, und Bentley sagte zu ihm: »Roboter sind auf dieser Welt nicht zugelassen, Daneel. Aber in deinem Fall macht man eine Ausnahme, weil es der Wunsch meines Vaters ist und er hier sehr verehrt wird. Ich persönlich habe nichts gegen dich, mußt du wissen; aber deine Anwesenheit hier muß sehr eingeschränkt werden. Man wird dich unmittelbar zu meinem Vater bringen. Und wenn er mit dir fertig ist, wird man dich wieder in den Orbit befördern – verstehst du?«
»Ich verstehe, Sir. Wie geht es Ihrem Vater?«
»Er liegt im Sterben«, sagte Bentley mit vielleicht bewußter Brutalität.
»Das ist mir ebenfalls bekannt«, sagte Daneel, und seine Stimme zitterte dabei merklich; nicht aus gewöhnlicher Emotion, sondern weil das Bewußtsein, daß ein menschliches Wesen starb – und wenn dieser Tod auch noch so unvermeidbar war – seine Positronenbahnen in Unordnung brachte. »Ich meine, wie lange noch, bis er sterben muß?«
»Er hätte schon vor einiger Zeit sterben müssen. Er klammert sich an das Leben und will nicht loslassen, bis er dich gesehen hat.«
Sie landeten. Es war eine große Welt; aber die bewohnte Zone – wenn das hier alles war – war klein und schäbig. Es war ein bewölkter Tag, und vor kurzem hatte es geregnet. Die breiten, geraden Straßen waren leer, gerade als hätte die Bevölkerung keine Lust, sich zu versammeln, nur um einen Roboter anzustarren.
Der Wagen trug sie durch die Leere und brachte sie zu einem Haus, das etwas größer und eindrucksvoller als die meisten anderen war. Sie traten gemeinsam ein. An einer Zimmertür blieb Bentley stehen.
»Mein Vater ist da drin«, sagte er traurig. »Du sollst allein hineingehen. Er möchte nicht, daß ich mit dabei bin. Geh hinein! Möglicherweise wirst du ihn gar nicht erkennen.«
Daneel trat in die Düsternis des Raums. Seine Augen paßten sich schnell an, und er nahm einen Körper wahr, der von einem Laken innerhalb eines durchsichtigen Kokons bedeckt war, den nur ein schwaches Glitzern erkennen ließ. Das Licht im Raum wurde etwas heller, und jetzt konnte Daneel das Gesicht deutlich sehen.
Bentley hatte recht gehabt. Daneel konnte nichts von seinem alten Partner in dem Gesicht erkennen; es war hager und knochig. Die Augen waren geschlossen, und Daneel schien es, als sähe er einen Leichnam. Er hatte noch nie ein totes menschliches Wesen gesehen; und als ihm dieser Gedanke bewußt wurde, taumelte er, und ihm schien, als würden ihm die Beine den Dienst versagen.
Aber die Augen des alten Mannes öffneten sich, und Daneel gewann sein Gleichgewicht zurück, obwohl er immer noch ein ungewohntes Schwächegefühl empfand.
Die Augen sahen ihn an, und ein kleines, schwaches Lächeln kräuselte die blassen, aufgesprungenen Lippen.
»Daneel. Mein alter Freund Daneel.« In den geflüsterten Worten war das
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