Foundation 04: Das galaktische Imperium
hier bin ich tatsächlich nicht dem Einfluß der Schwerkraft ausgesetzt, nicht von ihr gebunden.«
»Und bereitet Ihnen das Freude, Madam?«
»In gewisser Weise, ja.«
»Bereitet es Ihnen Unbehagen?«
»In gewisser Weise auch das.«
»Manchmal, Madam, bereitet es mir Unbehagen, wenn ich denke, daß menschliche Wesen nicht von Gesetzen gebunden sind.«
»Warum, Daneel? Hast du je versucht, für dich selbst eine Antwort auf die Frage zu finden, warum der Gedanke an Gesetzlosigkeit dir Unbehagen bereitet?«
Daneel schwieg einen Augenblick lang. Dann meinte er: »Ja, das habe ich, Madam. Aber ich glaube nicht, daß ich über solche Dinge nachdenken würde, wenn meine kurze Verbindung zu Partner Elijah nicht gewesen wäre. Er hatte eine besondere Art…«
»Ja, ich weiß«, sagte sie. »Er hat über alles nachgedacht. Er hatte eine Rastlosigkeit an sich, die ihn stets dazu trieb, Fragen in alle Richtungen zu stellen.«
»So schien es. Ich versuchte so wie er zu sein und Fragen zu stellen. Also fragte ich mich, wie beschaffen Gesetzlosigkeit etwa sein könnte, und dabei fand ich heraus, daß ich mir das nicht vorstellen konnte – höchstens so, daß es vielleicht so sein würde, wie wenn ich ein Mensch wäre. Und das bereitete mir Unbehagen. Und dann fragte ich mich, so wie Sie mich gefragt haben, warum es mir Unbehagen bereitete.«
»Und was hast du dir geantwortet?«
Ein Mensch hätte vielleicht nachgedacht, ehe er antwortete; doch Daneels Antwort kam sofort: »Ich habe lange nachgedacht und dann für mich entschieden, daß die Drei Gesetze die Art und Weise bestimmen, wie sich meine Positronen-Bahnen verhalten. Die Gesetze legen zu jeder Zeit und unter allen äußeren Reizen die Richtung und die Intensität des Positronen-Flusses auf diesen Bahnen fest, so daß ich stets weiß, was ich tun muß. Aber das Niveau meines Wissens über das, was zu tun ist, ist nicht immer dasselbe. Es gibt Zeiten, wo mein Tun weniger streng festgelegt ist als zu anderen Zeiten. Ich habe immer bemerkt, daß meine Entscheidung bezüglich meines Handelns um so freier ist, je niedriger das positronomotive Potential ist. Und je unsicherer ich bin, desto näher befinde ich mich beim Unbehagen. Eine Handlung in einer Millisekunde zu entscheiden statt in einer Nanosekunde, erzeugt eine Empfindung, die ich nur so kurz wie möglich haben möchte.
Was nun, dachte ich bei mir, Madam, wenn ich völlig ohne Gesetze wäre, so wie die Menschen das sind? Was, wenn ich keine klare Entscheidung bezüglich irgendeiner Reaktion auf bestimmte Umstände treffen könnte? Es wäre unerträglich, und ich vermeide es, darüber nachzudenken.«
»Und doch tust du es, Daneel«, sagte Gladia. »Jetzt denkst du daran.«
»Nur wegen meiner Verbindung mit Partner Elijah, Madam. Ich habe ihn in Situationen beobachtet, wo er eine Zeitlang nicht imstande war, sich zum Handeln zu entscheiden, weil das Problem, das man ihm gestellt hatte, so verwirrend war. Er befand sich ganz offenkundig demzufolge in einem Zustand des Unwohlseins, und auch ich empfand seinetwegen dieses Unwohlsein, weil ich nichts tun konnte, um die Situation für ihn zu erleichtern. Es ist möglich, daß ich nur einen kleinen Teil von dem wahrnahm, was er in diesen Situationen empfand. Wenn ich einen größeren Teil wahrgenommen und die Konsequenzen seiner Entscheidungsunfähigkeit besser verstanden hätte, hätte ich vielleicht…« Er zögerte.
»Zu funktionieren aufgehört? Inaktiv werden können?« sagte Gladia und dachte kurz und schmerzvoll an Jander.
»Ja, Madam. Meine Unfähigkeit, das zu begreifen, ist möglicherweise ein eingebauter Schutz, der mein Positronen-Gehirn vor Schaden bewahren soll. Aber dann habe ich auch festgestellt, daß Partner Elijah, sosehr ihn seine Entschlußunfähigkeit auch schmerzte, sich doch weiterhin Mühe gab, sein Problem zu lösen. Und dafür habe ich ihn sehr bewundert.«
»Du bist also zu Bewunderung fähig, nicht wahr?«
Daneel antwortete darauf beinahe feierlich: »Ich verwende das Wort so, wie ich es bei menschlichen Wesen gehört habe. Ich kenne das richtige Wort nicht, um die Reaktion auszudrücken, die in mir durch Partner Elijahs Aktionen dieser Art ausgelöst wurde.«
Gladia nickte und sagte dann: »Und doch gibt es auch Regeln, die die menschlichen Reaktionen regieren – gewisse Instinkte, Triebe, Lehren.«
»Das denkt Freund Giskard auch, Madam.«
»So, tut er das?«
»Aber er findet sie zu kompliziert, als daß er sie analysieren
Weitere Kostenlose Bücher