Foundation 04: Das galaktische Imperium
deshalb darum gebeten, dich mit mir treffen zu wollen, damit wir uns nach unseren Familien erkundigen?«
Baleys Gesicht wurde ernst und besorgt. »Ich kann dich doch nicht fragen…«
»Dann frage ich dich. Diese Liege ist zwar nicht gerade für sexuelle Aktivitäten konstruiert worden, aber ich hoffe doch, daß du das Risiko nicht scheuen wirst, herunterzufallen.«
Baley sagte zögernd: »Gladia, ich kann nicht leugnen, daß…«
»Oh, Elijah, jetzt halte mir bloß keinen langen Vortrag, weil deine Erdmoral es so verlangt. Ich biete mich dir an, wie es auf Aurora Sitte ist. Es ist dein klares Recht, nein zu sagen, und ich werde kein Recht haben, deine Ablehnung in Frage zu stellen – nur daß ich es doch tun würde, und zwar sehr heftig. Ich habe entschieden, daß das Recht zur Ablehnung nur Auroranern gehört. Einem Erdenmenschen billige ich es nicht zu.«
Baley seufzte. »Ich bin kein Erdenmensch mehr, Gladia.«
»Noch viel weniger würde ich mir das von einem jämmerlichen Emigranten gefallen lassen, der auf dem Weg zu einem barbarischen Planeten ist, auf dem er sich unter einer Kuppel verkriechen muß. Elijah, wir haben so wenig Zeit gehabt und haben jetzt so wenig Zeit. Und vielleicht werde ich dich nie wiedersehen. Dieses Zusammentreffen ist so völlig unerwartet, daß es ein kosmisches Verbrechen wäre, diese Chance wegzuwerfen.«
»Gladia, du willst wirklich einen alten Mann…?«
»Elijah, legst du es darauf an, daß ich bettle?«
»Aber ich schäme mich.«
»Dann mach die Augen zu!«
»Ich meine, ich schäme mich meiner selbst, meines kläglichen Körpers.«
»Dann mußt du eben leiden. Die alberne Meinung, die du von dir hast, hat mit mir nichts zu tun.« Und ihre Arme umfingen ihn, während der Verschluß ihres Kleides auseinanderfiel.
5 c
Gladia war sich einer Anzahl von Dingen bewußt, und aller gleichzeitig.
Sie war sich des Wunders der Konstanz bewußt, denn Elijah war so, wie sie sich an ihn erinnert hatte. Die fünf Jahre, die verstrichen waren, hatten nichts geändert. Sie hatte nicht nur im warmen Nachklang eines von der Erinnerung verstärkten Glanzes gelebt. Er war Elijah.
Und auch das Rätsel des Unterschiedes war ihr bewußt. Ihr Gefühl bestärkte sie darin, daß Santirix Gremionis ohne einen einzigen größeren Fehler, den sie definieren konnte, doch nichts als ein Fehler war. Santirix war liebevoll, sanft, vernünftig, intelligent – und schal. Warum er schal war, konnte sie nicht sagen; aber nichts, was er tat oder sagte, konnte sie so erregen wie Baley, selbst wenn der nichts tat und sagte. Baley war alt, älter an Jahren, physisch viel älter und sah nicht so gut aus wie Santirix. Und darüber hinaus trug Baley die undefinierbare Aura des Verfalls an sich, die Aura des schnellen Alterns und des kurzen Lebens der Erdenmenschen. Und doch…
Und dann war ihr die Torheit der Männer bewußt, die Torheit Elijahs, der sich ihr zögernd genähert hatte, ohne auch nur im geringsten wahrzunehmen, welche Wirkung er auf sie ausübte.
Und seine Abwesenheit war ihr bewußt, denn er war zu Daneel gegangen, der ebenso als letzter kommen sollte, wie er zuerst gekommen war. Erdenmenschen haßten Roboter; und doch behandelte Elijah Daneel, wohlwissend, daß er ein Roboter war, wie eine Person. Spacer andrerseits, die Roboter liebten und die sich in ihrer Abwesenheit nie wohl fühlten, würden in ihnen nie etwas anderes als Maschinen sehen.
Und am allermeisten war ihr bewußt, wie die Zeit verstrich. Sie wußte, daß genau drei Stunden und fünfundzwanzig Minuten vergangen waren, seit Elijah Han Fastolfes kleines Schiff betreten hatte. Und sie wußte ferner, daß nicht viel mehr Zeit verstreichen durfte.
Je länger sie Aurora fernblieb, und je länger Baleys Schiff im Orbit blieb, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, daß es jemand merken würde; und wenn man es bereits bemerkt hatte – und das war mit ziemlicher Sicherheit der Fall –, dann war es mit jeder Minute wahrscheinlicher, daß jemand neugierig werden und Ermittlungen anstellen würde. Und dann würde Fastolfe sich allen möglichen Belästigungen und Schwierigkeiten ausgesetzt sehen.
Baley kam aus dem Cockpit und sah Gladia betrübt an. »Ich muß jetzt gehen, Gladia.«
»Das weiß ich wohl.«
»Daneel wird sich um dich kümmern. Er wird dein Freund und zugleich dein Beschützer sein, und du mußt ihm Freundin sein – um meinetwillen. Aber auf Giskard solltest du hören. Er soll dein Berater
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