Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Zeichen schienen zu fluoreszieren, aber Raych konnte sie nicht lesen. Mißtrauisch sah er den anderen an. »Und wenn die denken, ich hätt’ sie gestohlen?«
»Sie kann nicht gestohlen werden. Sie trägt mein Zeichen, und jetzt steht auch Ihr Name drauf.«
»Und wenn die mich fragen, wer Sie sind?«
»Das werden sie nicht. – Sie wollen doch Arbeit. Ich biete Ihnen eine Chance. Garantieren kann ich für nichts, aber es ist eine Chance.« Er reichte ihm eine zweite Karte. »Hier ist die Adresse.« Diese Karte konnte Raych entziffern.
»Danke«, murmelte er.
Der Mann wedelte mit der Hand, zum Zeichen, daß das Gespräch beendet war.
Raych erhob sich und verließ die Bar – ohne so recht zu wissen, worauf er sich da eingelassen hatte.
13
Auf und ab. Auf und ab. Auf und ab.
Gleb Andorin sah Gambol Deen Namarti beim Auf- und Abgehen zu. Namarti konnte offenbar nicht stillsitzen, sein Temperament hielt ihn unablässig in Bewegung.
Bei sich dachte Andorin: Er ist nicht der intelligenteste Mann im Imperium, nicht einmal in der Bewegung, er ist nicht der schlaueste und ganz gewiß nicht der vernünftigste. Ständig muß man ihn zurückhalten – aber er ist besessen wie sonst keiner von uns. Wir würden aufgeben, würden den Griff lockern, aber er nicht. Er hört nicht auf zu schieben und zu ziehen, zu stoßen und zu treten. – Nun, vielleicht brauchen wir jemanden wie ihn. Wir müssen sogar so jemanden haben, wenn überhaupt etwas passieren soll.
Namarti blieb stehen, als habe er Andorins bohrende Blicke im Rücken gespürt, drehte sich um und sagte: »Falls du mir Kaspalovs wegen noch eine Standpauke halten willst, kannst du dir die Mühe sparen.«
Andorin zuckte leicht die Achseln. »Wozu sollte ich dir eine Standpauke halten? Die Sache ist nun mal passiert. Der Schaden ist – wenn überhaupt – bereits angerichtet.«
»Was für ein Schaden, Andorin? Was für ein Schaden?
Wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre Schaden entstanden. Der Mann war im Begriff, zum Verräter zu werden. Noch ein Monat, und er wäre übergelaufen…«
»Ich weiß. Ich war dabei. Ich habe gehört, was er sagte.«
»Dann weißt du auch, daß mir keine Wahl blieb. Keine Wahl. Du glaubst doch hoffentlich nicht, daß es mir Spaß gemacht hat, einen alten Kameraden töten zu lassen? Ich hatte keine Wahl.«
»Schön. Du hattest keine Wahl.«
Namarti stapfte wieder los, wandte sich um. »Andorin, glaubst du an Götter?«
Andorin starrte ihn an. »An was?«
»An Götter.«
»Das Wort habe ich noch nie gehört. Was soll das sein?«
»Es ist kein standardgalaktisches Wort. Wie ist es mit supernaturalistischen Einflüssen?«
»Ach so, supernaturalistische Einflüsse. Warum sagst du das nicht gleich? Nein, an so etwas glaube ich nicht. Laut Definition ist supernaturalistisch, was außerhalb der Naturgesetze existiert, und außerhalb der Naturgesetze existiert nichts. Du wirst doch nicht zum Mystiker werden wollen?« Andorin fragte es in scherzhaftem Ton, kniff aber besorgt die Augen zusammen.
Namarti starrte ihn an, bis er den Blick senkte. Mit seinen glühenden Augen schaffte er das bei jedem. »Sei nicht albern. Ich habe nur darüber gelesen. Milliarden von Menschen glauben an übernatürliche Einflüsse.«
»Ich weiß«, sagte Andorin. »Das war immer so.«
»Schon seit vorgeschichtlicher Zeit. Woher das Wort ›Götter‹ kommt, ist unbekannt. Offenbar hat es sich aus einer Ursprache erhalten, von der außer diesem Wort nichts übriggeblieben ist. – Weißt du, wie viele verschiedene Arten des Götterglaubens es gibt?«
»Annähernd so viele wie Dummköpfe in der galaktischen Bevölkerung, würde ich schätzen.«
Das überhörte Namarti. »Manch einer hält es für möglich, daß das Wort bis auf jene Zeit zurückgeht, als die ganze Menschheit nur auf einer einzigen Welt existierte.«
»An sich schon eine mythologische Vorstellung. Genauso irrwitzig wie der Gedanke an supernaturalistische Einflüsse. Eine einzige Ursprungswelt für die ganze Menschheit hat es nie gegeben.«
»Es muß sie aber gegeben haben, Andorin«, widersprach Namarti ärgerlich. »Wie könnte sich denn die eine menschliche Spezies auf verschiedenen Welten entwickelt haben?«
»Trotzdem gibt es deine Ursprungswelt de facto nicht. Man kann sie nicht lokalisieren, man kann sie nicht definieren, man kann nicht vernünftig darüber sprechen, das heißt, daß sie de facto nicht existiert.«
»Diese Götter…« – Namarti verfolgte seinen
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