Foundation 05: Das Foundation-Projekt
deinen Verstand ein – oder hast du keinen, Andorin? Was versteht ein Trantoraner von der Gärtnerei, wenn er sein ganzes Leben unter einer Kuppel verbringt und nur Topfpflanzen, Zoos und appetitlich zusammengestellte Getreide- und Obstarrangements kennt? Was weiß er vom Leben in der Wildnis?«
»Ach so. Jetzt begreife ich.«
»Also werden Scharen von Fremden den Park überschwemmen. Vermutlich wird man sie gründlich überprüfen, aber so streng wie bei Trantoranern wird man die Kontrolle nicht handhaben. Und das bedeutet, daß es möglich sein müßte, ein paar von unseren Leuten mit falschen Papieren auszustatten und unbemerkt einzuschmuggeln. Selbst wenn einige durch das Raster fallen, der eine oder andere könnte es schaffen – muß es schaffen. Wir bringen unsere Leute hinein, trotz der übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen, die seit dem gescheiterten Putsch zu Beginn der Amtszeit unseres Kanzlers Seldon (wie immer spie er den Namen förmlich aus -) in Kraft sind. Endlich schlägt auch unsere Stunde.«
Um Andorin drehte sich alles, als sei er in einen Strudel geraten. »Ich sage so etwas eigentlich nie, Chef, aber mit deinen ›Göttern‹ scheint es doch eine Bewandtnis zu haben, denn was ich dir schon die ganze Zeit erzählen will, paßt ganz genau in deine Pläne.«
Namarti starrte ihn mißtrauisch an und blickte sich dann nach allen Seiten um, als fühle er sich plötzlich nicht mehr sicher. Doch zu solchen Befürchtungen bestand kein Anlaß. Der Raum lag mitten in einem altmodischen Wohnblock und war gegen fremde Ohren bestens abgeschirmt. Außerdem war er, selbst nach genauer Beschreibung, nicht so ohne weiteres zu finden – und wurde obendrein von treuen Angehörigen der Organisation mit mehreren schwer zu überwindenden Schutzwällen umgeben.
»Was redest du da?« fragte Namarti.
»Ich habe einen Mann für dich. Einen jungen Mann – sehr naiv. Ein sympathischer Bursche, der vom ersten Moment an Vertrauen einflößt. Er hat ein ehrliches Gesicht mit großen, staunenden Augen, hat lange in Dahl gelebt, setzt sich leidenschaftlich für die Gleichberechtigung ein, hält Joranum für die größte Erfindung seit den dahlitischen Koksern und ist für unsere Sache bestimmt mühelos zu jedem Opfer zu überreden.«
»Für die Sache?« Namartis Argwohn war noch keineswegs beschwichtigt. »Ist er denn einer von uns?«
»Eigentlich gehört er nirgendwo dazu. Er erinnert sich nur ganz dunkel, daß Joranum die Gleichberechtigung aller Bezirke anstrebte.«
»Das war sein Köder. Richtig.«
»Es ist auch unser Köder, aber der Kleine glaubt daran. Er schwärmt von Gleichberechtigung und Mitbestimmung. Sogar das Wort Demokratie hat er erwähnt.«
Namarti kicherte. »Alle Demokratien der letzten zwanzigtausend Jahre sind früher oder später auseinandergefallen.«
»Schon, aber das ist nicht unser Problem. Der Junge fährt jedenfalls darauf ab, und eines sage ich dir, Chef, als ich ihn sah, wußte ich sofort, daß wir ein Werkzeug gefunden hatten, obwohl ich noch keine Ahnung hatte, wofür es sich verwenden ließ. Jetzt weiß ich es. Ihn können wir als Gärtner in den Kaiserlichen Palast einschleusen.«
»Wie? Versteht er denn etwas von Gartenarbeit?«
»Nein, das wohl nicht. Er hat sich immer nur mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen. Im Moment belädt er einen Schlepper, und auch dazu mußte er erst angelernt werden. Trotzdem, wenn wir ihn als Gärtnergehilfen unterbringen können, wenn er wenigstens weiß, wie man eine Gartenschere hält, dann haben wir, was wir brauchen.«
»Was brauchen wir denn?«
»Jemanden, der an jede gewünschte Zielperson herankommt – ohne den geringsten Verdacht zu erregen –, und zwar so nahe, daß er zuschlagen kann. Ich sage dir, er strahlt so viel einfältige Rechtschaffenheit aus, soviel naive Unschuld, daß man ihm einfach vertrauen muß.«
»Und er wird alles tun, was man ihm sagt?«
»Auf jeden Fall.«
»Wie bist du an ihn gekommen?«
»Das war nicht ich. Eigentlich hat ihn Manella entdeckt.«
»Wer?«
»Manella. Manella Dubanqua.«
»Ach, diese Freundin von dir.« Namarti verzog in moralischer Entrüstung das Gesicht.
»Sie hat sehr viele Freunde«, verbesserte Andorin nachsichtig. »Einer der Gründe, warum sie so nützlich ist. Sie weiß sehr rasch, wie sie einen Mann einzuschätzen hat, auch wenn sie kaum etwas von ihm weiß. Den Burschen hat sie angesprochen, weil er ihr auf den ersten Blick gefallen hat – und ich kann dir versichern, Manella
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