Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Beachtung.
Hinrik lächelte vage. »Störe ich,
Hochkommissar?«
»Keineswegs. Nehmen Sie Platz, Administrator.« Aratap
selbst blieb stehen. Hinrik schien es nicht zu bemerken.
»Ich habe etwas Wichtiges mit Ihnen zu besprechen«,
begann Hinrik. Er hielt inne, sein Blick wurde ein wenig
verschwommen. In ganz anderem Ton fuhr er fort: »Ein
schönes, großes Schiff haben Sie da.«
»Danke, Administrator.« Arataps Lächeln wirkte
verkrampft. Die neun Begleitfahrzeuge waren typische tyrannische
Raumkreuzer von geradezu winziger Größe, doch das
Flaggschiff, auf dem der Hochkommissar fuhr, war ein Riesenkahn, bei
dessen Bau man sich an den Schiffen der längst aufgelösten
rhodianischen Marine orientiert hatte. In jüngster Zeit wurden
zunehmend mehr derartige Schiffe in die Raumflotte integriert,
vielleicht ein erstes Anzeichen dafür, daß die
spartanische Haltung des tyrannischen Militärs allmählich
abbröckelte. Das Kampfgeschwader bestand weiterhin aus kleinen
Zwei- bis Drei-Mann-Kreuzern, aber immer mehr hohe Offiziere fanden
gute Gründe dafür, als Hauptquartier große Schiffe
anzufordern.
Aratap störte das nicht. Einige von den älteren Soldaten
hielten dieses Abbröckeln für ein Zeichen von Dekadenz; er
selbst sah darin einen Fortschritt der Zivilisation. Irgendwann
– vielleicht erst in einigen Jahrhunderten – würden
sich die Tyranni mit den unterjochten Bevölkerungen der
Nebelreiche womöglich so weit vermischt haben, daß sie
aufhörten, als eigenes Volk zu existieren – und das
wäre am Ende gar nicht einmal das schlechteste.
Natürlich hütete er sich, solche Ansichten laut werden
zu lassen.
»Eigentlich bin ich gekommen, weil ich Ihnen etwas zu sagen
hatte«, nahm Hinrik den Faden wieder auf. Er überlegte eine
Weile, dann fügte er hinzu: »Ich habe heute eine Botschaft
nach Hause geschickt und meinem Volk mitgeteilt, daß es mir gut
geht, daß wir den Verbrecher sicher bald gefaßt haben
werden, und daß meine Tochter wohlbehalten zurückkehren
wird.«
»Gut«, sagte Aratap. Was Hinrik sagte, war ihm nicht
neu. Er hatte die Botschaft sogar persönlich verfaßt, aber
es war nicht auszuschließen, daß Hinrik inzwischen
glaubte, er habe sie geschrieben, und er leite auch die ganze
Expedition. Plötzlich hatte Aratap Mitleid mit dem Mann. Er
zerfiel ihm förmlich unter den Händen.
»Ich fürchte«, plapperte Hinrik weiter, »diese
gut organisierte Bande hat mit ihrem verwegenen Überfall auf den
Palast mein Volk in tiefe Unruhe gestürzt. Doch ich habe prompt
reagiert, und nun sind meine Untertanen sicher sehr stolz auf ihren
Administrator, meinen Sie nicht auch, Hochkommissar? Das beweist
doch, daß die Familie Hinriad durchaus noch Feuer in den Adern
hat.« Schwächlicher Triumph durchzitterte seine Stimme.
»Ich denke schon«, sagte Aratap.
»Ist der Feind bereits in Reichweite unserer
Geschütze?«
»Nein, Administrator, der Feind ist immer noch da, wo er
bisher war, nämlich kurz vor Lingane.«
»Immer noch? Jetzt weiß ich auch wieder, was ich Ihnen
sagen wollte.« Er hatte sich in Hitze geredet, die Worte quollen
nur so aus ihm heraus. »Es ist sehr wichtig, Hochkommissar. Sie
müssen es unbedingt erfahren. Ich habe entdeckt, daß wir
Verräter an Bord haben. Wir müssen rasch handeln.
Verräter…« Jetzt flüsterte er nur noch.
Aratap wurde allmählich ungeduldig. Natürlich
mußte man den armen Schwachkopf bei Laune halten, aber dieses
Gespräch war nur noch Zeitverschwendung. Wenn es mit Hinrik so
weiterging, war er bald völlig unzurechnungsfähig und nicht
einmal mehr als Marionette zu gebrauchen, und das wäre
schade.
»Keine Verräter, Administrator«, sagte er.
»Unsere Männer sind uns treu ergeben. Da hat Sie jemand an
der Nase herumgeführt. Sie sehen müde aus.«
»Nein, nein.« Hinrik schob den Arm weg, den Aratap ihm
um die Schulter gelegt hatte. »Wo sind wir?«
»Nun, hier natürlich!«
»Das Schiff, meine ich. Ich habe auf den Sichtschirm
geschaut. Kein Stern weit und breit. Wir befinden uns im tiefen Raum.
Haben Sie das gewußt?«
»Aber gewiß doch.«
»Lingane ist gar nicht in der Nähe. Haben Sie auch das
gewußt?«
»Es ist zwei Lichtjahre entfernt.«
»Aha! Da haben wir’s! Hochkommissar, wir werden doch
nicht etwa belauscht? Ganz sicher nicht?« Sein Mund näherte
sich Arataps Ohr, und der Hochkommissar ließ ihn gewähren.
»Wie können wir dann wissen, daß der Feind sich in
der Nähe von Lingane befindet? Er ist doch viel zu
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