Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Liebenswürdigkeit,
die die unterschwellige Abneigung nicht nur kaum verdecken konnte,
sondern eigentlich das gefährlichste Element überhaupt
war.
»Ich fürchte«, sagte Schwartz nervös,
»ich bin für die Stelle nicht geeignet.«
»Nein, nein, bleiben Sie doch.« Der Mann winkte ihn
heran. »Wir haben schon etwas für Sie. Ich muß nur
ein wenig in den Akten blättern.« Er lächelte, aber
sein Geistesfinger war jetzt deutlicher umrissen, und die
Animosität hatte sich verschärft.
Nun drückte er einen Knopf auf seinem Schreibtisch.
Von Panik erfaßt, stürzte Schwartz zur Tür.
»Haltet ihn!« schrie der Personalchef und sprang hinter
seinem Schreibtisch hervor.
Schwartz führte einen wütenden Schlag gegen seinen Geist
und hörte ein Stöhnen hinter sich. Ein rascher Blick
über die Schulter: Der dünne Mann saß mit
schmerzverzerrtem Gesicht, die Hände an die Schläfen
gepreßt, auf dem Boden. Ein anderer hatte sich über ihn
gebeugt, richtete sich jedoch auf seinen verzweifelten Wink hin auf,
um Schwartz nachzusetzen. Der zögerte nicht länger.
Erst draußen wurde ihm klar, daß wohl bereits eine
Fahndung gegen ihn lief, daß eine ausführliche
Beschreibung im Umlauf war, und daß ihn zumindest der
Personalchef erkannt hatte.
Ziellos rannte er auf und ab. Er erregte immer mehr Aufsehen, denn
allmählich füllten sich die Straßen –
Mißtrauen, Mißtrauen überall – Mißtrauen,
weil er rannte -Mißtrauen wegen seiner zerknitterten,
schlechtsitzenden Kleidung…
Die Geistesfinger waren so zahlreich, und er war vor Angst und
Verzweiflung so außer sich, daß er die wahren Feinde,
diejenigen, die nicht nur Mißtrauen, sondern Gewißheit
ausstrahlten, nicht identifizieren konnte. So war er nicht im
mindesten gewarnt, als ihn die Neuronenpeitsche traf.
Ein grausamer Schmerz sauste auf ihn herab wie eine
Peitschenschnur und drückte ihn nieder wie ein gewaltiger
Felsblock. Sekundenlang rissen ihn die barbarischen Qualen immer
weiter in die Tiefe, bis ihn endlich die Finsternis umfing.
13
DIE SPINNE IN WASHENN
Der Park der Akademie der Ahnen in Washenn strahlt eine ungeheuere
Ruhe aus. Askese lautet die Parole, und wenn des Abends unter den
Bäumen des Innenhofs – wo niemand außer den Ahnen
Zugang hat – die jüngeren Studenten grüppchenweise
dahinschlendern, umgibt sie eine Atmosphäre von tiefem Ernst.
Gelegentlich schreitet ein Ahne der höheren Semester in seiner
grünen Robe über den Rasen und quittiert die
ehrfürchtigen Verbeugungen mit huldvollem Nicken.
Und alle Jubeljahre einmal erscheint vielleicht auch der
Höchste Minister.
Allerdings nicht so wie jetzt, schwitzend und fast im Laufschritt,
ohne die respektvoll zum Gruß erhobenen Hände zu beachten,
ohne die scheuen Blicke zu bemerken, die ihm folgen, die ratlosen
Mienen, die hochgezogenen Augenbrauen, mit denen man sich gegenseitig
ansieht.
Kaum war der Höchste Minister durch einen Seiteneingang in
das Haus der Gesetze gestürmt, als sich sein Tempo noch einmal
beschleunigte. Mit weithin hallenden Schritten rannte er die leere
Rampe hinab und hämmerte gegen eine Tür. Erst als sie von
innen auf Knopfdruck geöffnet wurde, konnte er eintreten.
Sein Sekretär saß hinter seinem schlichten, kleinen
Schreibtisch über einen winzigen Televisor mit Abschirmfeld
gebeugt und lauschte konzentriert, während seine Augen bereits
auf dem Stapel dienstlich aussehender Schreiben ruhten, der sich vor
ihm auftürmte. Von seinem Vorgesetzten nahm er kaum Notiz.
Der Höchste Minister schlug energisch mit der Faust auf den
Schreibtisch. »Was soll das? Was geht hier vor?«
Ein kalter Blick, dann schob der Sekretär den Televisor
beiseite. »Darf ich Exzellenz herzlichst
begrüßen?«
»Sparen Sie sich Ihre Begrüßung!« gab der
Höchste Minister ungeduldig zurück. »Erstatten Sie mir
lieber Bericht.«
»Mit einem Satz: Unser Mann ist entflohen.«
»Sie meinen den Mann, den Shekt mit dem Synapsifikator
behandelt hatte – den Außerweltler – den Spion –
der unweit von Chica auf der Farm…?«
Wer weiß, wie viele Beschreibungen der Höchste Minister
in seiner Aufregung noch heruntergerattert hätte, wenn er von
seinem Sekretär nicht mit einem gleichmütigen: »Genau
den!« unterbrochen worden wäre.
»Warum hat man mich nicht informiert? Warum werde ich niemals
informiert?«
»Es galt, unverzüglich zu handeln, und Sie waren
beschäftigt. Deshalb habe ich Sie vertreten, so gut ich
konnte.«
»Ja, Sie sorgen immer
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