Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
dafür, daß ich
beschäftigt bin, wenn Sie mich lossein wollen. Aber so geht es
nicht weiter. Ich lasse mir nicht mehr gefallen, daß Sie mich
einfach beiseiteschieben und über meinen Kopf hinweg handeln.
Ich werde nicht…«
»Wir verlieren Zeit«, lautete die Antwort in normaler
Lautstärke. Dem Minister blieb sein Gebrüll im Halse
stecken. Er räusperte sich verlegen, wußte nicht, was er
noch sagen sollte, und bat schließlich ganz zahm:
»Die Einzelheiten, Balkis?«
»Da gibt es nicht viel zu sagen. Nachdem wir zwei Monate lang
ergebnislos gewartet hatten, verließ dieser Schwartz die Farm
– wurde verfolgt – und ging verloren.«
»Was heißt verloren?«
»Das wissen wir nicht genau, aber ein zweiter Vorfall ist in
diesem Zusammenhang von Interesse. Unser Agent Natter hatte
vergangene Nacht drei Termine versäumt, zu denen er sich melden
sollte, worauf seine Stellvertreter sich auf die Suche nach ihm
machten. Sie fanden ihn im Morgengrauen neben der Straße nach
Chica in einem Graben. Er war tot.«
Der Höchste Minister erbleichte. »Der Außerweltler
hatte ihn getötet?«
»Vermutlich, allerdings können wir es nicht mit
Sicherheit sagen. Es gab keine Spuren von Gewaltanwendung, aber das
Gesicht des Toten war schmerzverzerrt. Man wird natürlich eine
Autopsie durchführen. Wir können nicht ausschließen,
daß er ausgerechnet im ungünstigsten Moment einem
Schlaganfall erlegen ist.«
»Das wäre ein unglaublicher Zufall.«
»Das finde ich auch«, bestätigte der Sekretär
ungerührt, »aber wenn Schwartz ihn getötet haben
sollte, werden die nachfolgenden Ereignisse erst recht verwirrend.
Nach unserer ersten Analyse, Exzellenz, hatten wir nämlich damit
gerechnet, daß Schwartz sich auf den Weg nach Chica machen
würde, um Shekt aufzusuchen. Und Natters Leiche wurde zwischen
der Maren-Farm und Chica entdeckt. Daraufhin haben wir Schwartz in
der Stadt vor drei Stunden zur Fahndung ausgeschrieben, und er wurde
auch gefaßt.«
»Schwartz?« rief der Minister ungläubig.
»Gewiß.«
»Warum sagen Sie das denn nicht gleich?«
Balkis zuckte die Achseln. »Es gibt Wichtigeres, Exzellenz.
Wie gesagt, Schwartz befindet sich in unserer Hand. Aber man hat ihn
so rasch und mühelos eingefangen, daß es sich mit Natters
Tod nicht so recht vereinbaren läßt. Wie kann ein und
derselbe Mann so raffiniert sein, daß er Natter – einen
ungemein fähigen Agenten – durchschaut und tötet
– und zugleich so dumm, daß er sich gleich am
nächsten Morgen nach Chica wagt und ganz offen und ohne Tarnung
die nächstbeste Fabrik betritt, um sich um einen Arbeitsplatz zu
bewerben?«
»Hat er das getan?«
»Das hat er getan. – Und sein Verhalten gibt Anlaß
zu zwei möglichen Schlußfolgerungen. Entweder hatte er die
fraglichen Informationen bereits an Shekt oder Arvardan weitergegeben
und ließ sich nun festnehmen, um unsere Aufmerksamkeit von den
beiden abzulenken, oder es sind noch andere Agenten im Spiel, die uns
bisher entgangen sind und die er jetzt deckt. In beiden Fällen
sollten wir nicht allzu siegessicher sein.«
»Ich weiß nicht«, jammerte der Höchste
Minister, und sein edles Gesicht verzog sich kläglich. »Ich
komme da einfach nicht mehr mit.«
Mit einem Lächeln, das ein gerütteltes Maß an
Verachtung verriet, erklärte Balkis: »Sie haben in vier
Stunden eine Verabredung mit Professor Bel Arvardan.«
»Tatsächlich? Warum? Was soll ich ihm sagen? Ich will
ihn nicht sehen.«
»Immer mit der Ruhe. Sie müssen ihn empfangen,
Exzellenz. Was er will, liegt doch wohl auf der Hand. Der Termin
für den Beginn seiner fiktiven Expedition rückt immer
näher, und jetzt muß er sein Spiel fortsetzen und Sie um
die Genehmigung bitten, die Verbotenen Zonen zu erforschen. Ennius,
der die Komödie sicher bis in die letzten Einzelheiten kennt,
hat uns ausdrücklich davor gewarnt. Es sollte Ihnen nicht
schwerfallen, es mit diesem Schaumschläger aufzunehmen und
Ihrerseits das Blaue vom Himmel herunterzulügen.«
Der Höchste Minister senkte den Kopf. »Na schön,
ich werde mich bemühen.«
Bel Arvardan kam etwas zu früh und hatte deshalb Zeit, sich
umzusehen. Für den Kunstfreund, der die architektonischen
Glanzleistungen einer ganzen Galaxis kannte, war die Akademie der
Ahnen nur ein schwarzer Klotz aus Stahl und Granit in
altertümlichem Stil. Der Archäologe mochte in ihrer
schwermütigen, fast primitiven Strenge die angemessene
Ausdrucksform einer schwermütigen, fast primitiven
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