Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
Videoshow, nicht wahr, wo der große Held im letzten Moment unweigerlich auf Siegeskurs einschwenkt? Damit ist die Show dann fast immer zu Ende. In unserem Fall ging sie allerdings weiter, und wir mußten feststellen, daß uns niemand unsere Geschichte glauben wollte. Das kommt in Videoshows niemals vor, nicht wahr? Die nehmen immer einen glücklichen Ausgang. Wirklich komisch…« Ein trockenes Schluchzen hinderte ihn am Weitersprechen.
Erschüttert wandte Arvardan sich ab. Polas Augen waren schwarz wie der Weltraum, glänzend und voller Tränen. Irgendwie verlor er sich darin – waren sie nicht auch voller Sterne? Und auf diese Sterne schossen kleine, blanke Metallbehälter zu, durchzogen lichtjahreverschlingend auf exakt berechneten Bahnen den Hyperraum. Bald – vielleicht schon in diesem Moment – würden sie am Ziel sein, würden in die Atmosphäre eintauchen, würden zerfallen und unsichtbare, tödliche Virenschauer abregnen…
Das Ende war da.
Es war nicht mehr aufzuhalten.
»Wo ist Schwartz?« fragte er kläglich.
Doch Pola schüttelte nur den Kopf. »Sie haben ihn nicht mehr zurückgebracht.«
Die Tür ging auf. Arvardan hatte sich doch noch nicht vollends mit dem Tod abgefunden. Unwillkürlich huschte ein hoffnungsvolles Lächeln über sein Gesicht.
Doch es war nur Ennius. Die Züge des Archäologen verhärteten sich wieder, er wandte sich ab.
Ennius trat näher und streifte Shekt und Pola mit einem kurzen Blick. Doch die beiden waren und blieben Erdenmenschen. Sie brachten es nicht über sich, den Statthalter anzusprechen, obwohl sie wußten, daß er noch früher und noch qualvoller würde sterben müssen als sie selbst.
Ennius berührte Arvardan an der Schulter. »Dr. Arvardan?«
»Exzellenz?« äffte Arvardan verbittert seinen Tonfall nach.
»Es ist sechs Uhr vorbei.« Ennius hatte in dieser Nacht kein Auge zugetan. Obwohl er Balkis feierlich von aller Schuld freigesprochen hatte, war er nicht restlos überzeugt davon, daß dessen Ankläger komplett verrückt – oder geistig manipuliert waren. So hatte er unverwandt seinen seelenlosen Chronometer beobachtet, während das Leben der Galaxis verrann.
»Ja«, sagte Arvardan. »Es ist sechs Uhr vorbei, und die Sterne scheinen immer noch.«
»Und Sie glauben immer noch, Sie hätten recht gehabt?«
»Exzellenz«, sagte Arvardan, »in wenigen Stunden wird das erste Opfer sterben. Zunächst wird niemand Notiz davon nehmen. Todesfälle gibt es schließlich jeden Tag. In einer Woche werden es Hunderttausende sein. Der Prozentsatz der Überlebenden wird gegen Null gehen. Es wird kein Gegenmittel geben. Dann werden die ersten Planeten Notrufe aussenden und um Katastrophenhilfe bitten. Binnen zwei Wochen werden Dutzende von Planeten sich anschließen, und in den benachbarten Weltraumsektoren wird man den Ausnahmezustand verhängen. In einem Monat windet sich die gesamte Galaxis in Todesqualen. In zwei Monaten gibt es keine zwanzig Planeten mehr, die verschont geblieben sind. In sechs Monaten ist die Galaxis tot… Und was werden Sie tun, wenn die ersten Meldungen eintreffen?
Auch das kann ich Ihnen prophezeien. Sie werden Berichte verfassen, um darauf hinzuweisen, daß die Seuche auf der Erde entstanden sein könnte. Damit werden Sie kein einziges Leben retten. Dann werden Sie der Gesellschaft der Ahnen den Krieg erklären. Damit werden Sie kein einziges Leben retten. Schließlich werden Sie die Erdenmenschen vom Angesicht dieses Planeten tilgen. Und auch damit werden Sie kein einziges Leben retten… Oder Sie stellen sich als Vermittler zwischen Ihrem Freund Balkis und dem Galaktischen Rat – oder was davon noch übrig ist – zur Verfügung. Dann haben Sie womöglich die Ehre, Balkis die kläglichen Überreste, die letzten Krumen des Imperiums auf dem Silbertablett zu überreichen und dafür ein Gegenmittel in Empfang zu nehmen, ohne sicher sein zu können, ob es genügend Welten in genügenden Mengen rechtzeitig erreicht, um auch nur ein einziges Leben zu retten.«
Ennius’ Lächeln verriet seine Unsicherheit. »Finden Sie nicht selbst, daß Sie heillos übertreiben?«
»Aber gewiß. Ich bin ein toter Mann, und Sie sind eine wandelnde Leiche. Aber das kann doch einen Bürger des Imperiums nicht erschüttern. Kühlen Kopf bewahren, heißt die Devise, nicht wahr?«
»Wenn Sie mir nachtragen, daß ich Sie mit der Neuronenpeitsche…«
»Ich bitte Sie«, lautete die ironische Antwort. »Inzwischen bin ich so daran gewöhnt, daß ich sie
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