Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
beeinflussen.«
Der Statthalter ließ sich nicht beirren. »Ich bin nicht so leicht zu beeinflussen.« Wieder wandte er sich an Schwartz. »Und was denke ich?«
»Ich sollte«, antwortete Schwartz, »auch wenn ich den Menschen ins Gehirn schauen kann, nicht unbedingt jedem erzählen, was ich sehe.«
Der Statthalter zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. »Das ist richtig, völlig richtig. Können Sie bestätigen, daß die von Dr. Arvardan und Dr. Shekt vorgebrachten Behauptungen der Wahrheit entsprechen?«
»Wort für Wort.«
»Aha! Doch selbst wenn man Sie offiziell als Telepathen anerkennen würde, brauchten wir einen zweiten Mann von Ihren Fähigkeiten, der nicht in die Sache verwickelt ist, sonst hätte Ihre Aussage vor dem Gesetz keine Gültigkeit.«
»Aber es geht doch hier gar nicht um das Gesetz«, rief Arvardan. »Die Galaxis ist in Gefahr.«
»Exzellenz…« – der Sekretär hatte sich erhoben –, »ich habe eine Bitte an Sie. Wäre es möglich, diesen Joseph Schwartz aus dem Zimmer zu schicken?«
»Wieso das?«
»Dieser Mann kann nicht nur Gedanken lesen, er verfügt auch noch über andere übersinnliche Kräfte. Bei meiner Entführung hat er mich mittels dieser Kräfte paralysiert, und ich befürchte, er könnte gegen mich oder auch gegen Sie, Exzellenz, noch einmal auf diese Weise vorgehen. Daher meine Bitte.«
Arvardan erhob sich, aber der Sekretär ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Wie kann hier fair verhandelt werden, solange eine Person anwesend ist, die selbst zugibt, über mentale Kräfte zu verfügen, mit denen sie unbemerkt auf den Richter einwirken könnte?«
Ennius traf eine rasche Entscheidung und ließ Joseph Schwartz von einem Soldaten abführen. Schwartz leistete keinen Widerstand. Sein Mondgesicht wirkte nicht im mindesten beunruhigt.
Für Arvardan war dies der Todesstoß.
Der Sekretär hatte sich erhoben und stand – untersetzt, zu allem entschlossen, strotzend vor Selbstbewußtsein – in seiner grünen Robe aufrecht da.
»Exzellenz«, begann er sehr ernst und feierlich. »Dr. Arvardans Überzeugungen und Behauptungen stützen sich ausschließlich auf Aussagen von Dr. Shekt. Dr. Shekt wiederum bezieht seine Erkenntnisse aus dem Fiebergestammel eines Sterbenden. Und das alles, Exzellenz, das alles, kam seltsamerweise erst ans Licht, nachdem Joseph Schwartz mit dem Synapsifikator behandelt wurde.
Wer ist nun dieser Joseph Schwartz? Bevor er auf der Bildfläche erschien, war Dr. Shekt ein ganz normaler und zufriedener Mensch. Sie selbst, Exzellenz, waren an dem Nachmittag bei ihm, als Schwartz zur Behandlung eingeliefert wurde. Wie haben Sie ihn damals erlebt? Hat er Ihnen von einem Komplott gegen das Imperium berichtet? Vom Gefasel eines sterbenden Biochemikers? Wirkte er wenigstens bedrückt? Oder mißtrauisch? Heute behauptet er, der Höchste Minister habe ihm Anweisung gegeben, die Ergebnisse der Synapsifikator-Tests zu fälschen und die Namen der Behandelten nicht zu registrieren. War davon schon damals die Rede? Oder erst jetzt, nach dem Tag, an dem Schwartz auftauchte?
Noch einmal, wer ist Joseph Schwartz? Als er eingeliefert wurde, redete er in einer Sprache, die niemand verstand. Das haben wir selbst nachträglich festgestellt, als uns erste Zweifel an Dr. Shekts geistiger Verfassung kamen. Schwartz wurde von einem Farmer ins Institut gebracht, der seinen Namen nicht kannte und auch sonst nichts über ihn zu berichten wußte. Und bis heute konnten wir nicht mehr in Erfahrung bringen.
Dabei verfügt dieser Mann über spektakuläre übersinnliche Fähigkeiten. Er kann nur mit der Kraft seiner Gedanken auf hundert Meter einen Menschen betäuben – auf geringere Distanz sogar töten. Ich selbst wurde von ihm paralysiert; er hat sich meiner Arme und Beine bemächtigt, und er hätte auch in mein Bewußtsein eingreifen können, wenn er nur gewollt hätte.
Ich bin fest davon überzeugt, daß dieser Schwartz die anderen drei manipuliert hat. Sie behaupten, ich hätte sie gefangengenommen, hätte ihnen mit dem Tod gedroht, hätte mich als Verräter bekannt und zugegeben, die Herrschaft über das Imperium anzustreben. – Aber stellen Sie sich nur folgende Fragen, Exzellenz: Waren sie nicht alle drei sehr gründlich dem Einfluß dieses Schwartz ausgesetzt, eines Mannes also, der fähig ist, einen fremden Geist zu beherrschen?
Ist nicht vielleicht dieser Schwartz der Verräter? Und wenn nicht, wer ist Schwartz?«
Ruhig, geradezu gutgelaunt nahm der Sekretär
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