Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
kaum noch spüre.«
»Dann will ich versuchen, Ihnen meinen Standpunkt möglichst klar darzulegen. Das Ganze ist ein einziges Durcheinander. Es wäre schwierig, einen vernünftigen Bericht zu verfassen, aber der Vorfall läßt sich auch nicht so ohne weiteres vertuschen. Nun wurden die Vorwürfe mit Ausnahme von Ihnen ausschließlich von Erdenmenschen erhoben; Ihre Stimme wäre die einzige, die zählte. Wenn Sie nun ein Protokoll unterschreiben würden, in dem Sie bestätigen, diese Vorwürfe zu einem Zeitpunkt erhoben zu haben, in dem Sie nicht ganz… äh… Nun, wir werden uns eine Wendung ausdenken, die alles erklärt, ohne den Begriff der geistigen Manipulation zu verwenden.«
»Das sollte nicht schwer sein. Sagen Sie einfach, ich sei verrückt, betrunken, hypnotisiert oder im Drogenrausch gewesen. Tun Sie sich keinen Zwang an!«
»Warum können wir nicht vernünftig miteinander reden? Hören Sie, man hat tatsächlich irgend etwas mit Ihnen angestellt.« Jetzt flüsterte der Statthalter nur noch. »Wie hätten Sie als Sirianer sich sonst in ein Erdenmädchen verlieben können?«
»Was?«
»Schreien Sie doch nicht so. Ich meine – in normaler Verfassung hätten Sie doch nicht im Traum daran gedacht, sich an eine dieser Eingeborenen ranzumachen.« Er nickte unauffällig zu Pola hinüber.
Im ersten Moment war Arvardan völlig überrascht. Dann zuckte seine Hand nach vorne und legte sich um die Kehle des höchsten kaiserlichen Beamten auf der Erde Ennius wehrte sich verzweifelt, konnte sich aber nicht befreien.
»So ist das also?« sagte Arvardan. »Sprechen Sie etwa von Miss Shekt? In diesem Fall bitte ich mir etwas mehr Respekt aus. Ach, verschwinden Sie, eigentlich sind Sie doch sowieso schon tot.«
Ennius keuchte: »Dr. Arvardan, Sie stehen hiermit unter Ar…«
Wieder ging die Tür auf, und der Colonel trat ein.
»Exzellenz, der terrestrische Pöbel hat sich erneut zusammengerottet.«
»Was? Hat dieser Balkis denn nicht mit seinen Leuten gesprochen? Er wollte doch eine Woche bei uns bleiben.«
»Er hat mit ihnen gesprochen, und er ist auch immer noch hier. Aber der Pöbel eben auch. Wir können jederzeit das Feuer eröffnen, und als Kommandant des Forts empfehle ich, dies auch unverzüglich zu tun. Haben Sie andere Vorschläge, Exzellenz?«
»Warten Sie noch so lange, bis ich mit Balkis gesprochen habe. Schicken Sie ihn her.« Er wandte sich um. »Dr. Arvardan, wir sprechen uns noch.«
Als Balkis hereingeführt wurde, lächelte er triumphierend und begrüßte Ennius mit einer steifen Verbeugung. Das Nicken des Statthalters fiel denkbar knapp aus.
»Hören Sie«, begann Ennius schroff, »wie ich soeben erfahre, haben Ihre Leute alle Zufahrten zum Fort besetzt. Das verstößt gegen unsere Vereinbarung. Wir wollen kein Blutvergießen, aber unsere Geduld hat ihre Grenzen. Können Sie veranlassen, daß die Menge friedlich abzieht?«
»Wenn ich will, Exzellenz.«
»Wenn Sie wollen? Dann rate ich Ihnen, zu wollen, und zwar sofort.«
»O nein, Exzellenz!« Immer noch lächelnd, deutete der Sekretär mit großer Geste auf Ennius. Endlich konnte er dem Zynismus, den er so lange unterdrückt hatte, freien Lauf lassen. »Sie sind ein Narr! Sie haben zu lange gezaudert, dafür werden Sie jetzt sterben! Oder als Sklave weiterleben, sollten Sie das vorziehen – aber bedenken Sie es wohl! Es wird kein leichtes Leben sein.«
Ennius nahm diesen Ausbruch fanatischer Begeisterung äußerlich ungerührt entgegen. Er hatte soeben den wohl härtesten Schlag in seiner Laufbahn einstecken müssen, doch er bewahrte Haltung, wie es sich für einen Kaiserlichen Karrierediplomaten geziemte. Er wurde lediglich ein wenig grauer im Gesicht, und die Müdigkeit in seinen Augen vertiefte sich.
»So falsch habe ich gelegen mit meiner Skepsis? Die Geschichte mit dem Virus – war die Wahrheit?« Seine Verwunderung wirkte zerstreut, fast unbeteiligt. »Aber die Erde, Sie selbst – Sie sind doch alle meine Geiseln.«
»O nein!« Ein Triumphschrei. »Sie und Ihresgleichen sind meine Geiseln. Das Virus, das sich derzeit auf dem Weg durch das Universum befindet, hat die Erde nicht verschont. In jeder Garnison auf dem Planeten einschließlich des Everest ist die Atmosphäre davon durchsetzt. Wir Erdbewohner sind immun, aber was ist mit Ihnen, Statthalter? Allgemeines Schwächegefühl? Trockene Kehle? Heiße Stirn? Es kann nicht mehr lange dauern. Und das Gegenmittel bekommen Sie nur von uns.«
Ennius schwieg lange. Sein
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