Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
»Darum geht es doch gar nicht«, sprudelte sie heraus. »Ob Hinriad oder Widemos ist mir vollkommen gleichgültig. Ich… ich liebe dich, Biron.«
Ihr Blick glitt an ihm empor, sie sah ihm in die Augen. »Und ich glaube, du liebst mich auch und würdest es wohl auch zugeben, wenn du vergessen könntest, daß ich eine Hinriad bin. Jetzt, wo ich den ersten Schritt getan habe, fällt es dir womöglich leichter. Du hast dem Autarchen gesagt, du würdest mich nicht für die Taten meines Vaters verantwortlich machen. Auch für seine Stellung kann ich nichts.«
Sie hatte ihm nun doch die Arme um den Hals gelegt. Ihre weichen Brüste berührten seinen Körper, ihr warmer Atem strich ihm über die Lippen. Langsam wanderten seine Hände nach oben, umfaßten sanft ihre Unterarme und lösten sie. Ebenso sanft trat er zurück.
»Ich bin mit der Familie Hinriad noch nicht fertig, Hoheit«, sagte er.
Sie war erschrocken. »Aber du hast dem Autarchen Hoch gesagt…«
Er wich ihrem Blick aus. »Bedauere, Arta, aber du solltest nicht nach dem gehen, was ich dem Autarchen gesagt habe.«
Sie wollte laut schreien, es sei alles nicht wahr, ihr Vater sei unschuldig, und überhaupt…
Aber er ließ sie einfach im Korridor stehen und betrat die Kabine. Kränkung und Scham trieben ihr die Tränen in die Augen.
15
DAS LOCH IM ALL
Als Biron wieder auf die Brücke kam, drehte sich Tedor Rizzett zu ihm um. Sein Haar war bereits grau, doch er strotzte nur so vor Vitalität. Auf seinem breiten, roten Gesicht lag ein strahlendes Lächeln.
Mit einem einzigen Schritt legte er die Entfernung zwischen sich und Biron zurück, dann schüttelte er dem jungen Mann herzlich die Hand.
»Bei den Sternen«, sagte er. »Sie brauchen kein Wort zu sagen, daß Sie der Sohn Ihres Vaters sind, sehe ich auch so. Der alte Gutsherr ist in Ihnen förmlich wiederauferstanden.«
»Wenn es nur so wäre«, seufzte Biron.
Rizzetts Lächeln erlosch. »Das wünschen wir uns alle. Bis auf den letzten Mann. Ich bin übrigens Ted Rizzett, Oberst der linganischen Streitkräfte, aber bei unserem kleinen Spiel verzichten wir auf alle Titel. Sogar den Autarchen sprechen wir nur mit ›Sir‹ an. Dabei fällt mir noch etwas ein!« Sein Gesicht wurde ernst. »Hier auf Lingane gibt es auch keine Adeligen, nicht einmal Gutsherren. Sie dürfen es mir also nicht übelnehmen, wenn ich hin und wieder vergesse, ein ›Hoheit‹ oder ›Euer Gnaden‹ dazwischenzuwerfen.«
Biron zuckte die Achseln. »Wie Sie schon sagten, keine Titel bei unserem kleinen Spiel. Wie ist das nun mit dem Anhänger? Wenn ich recht verstanden habe, sollte ich das mit Ihnen besprechen.«
Er sah sich kurz um. Gillbret kauerte ganz still in einem Sessel und hörte zu. Artemisia saß mit dem Rücken zu ihm am Computer und ließ ihre schmalen, weißen Finger in abstrakten Mustern über die Fototasten gleiten. Rizzetts Stimme riß ihn aus seinen Gedanken.
Der Linganer hatte mit einem Blick den ganzen Raum erfaßt. »Das erste Mal, daß ich ein tyrannisches Schiff von innen sehe. Nicht unbedingt mein Geschmack. Die Notschleuse liegt wohl genau achtern, nicht wahr? Und die Schubdüsen sind ringförmig um den Mittelabschnitt herum angeordnet.«
»Ganz richtig.«
»Gut. Dann gibt es keine Probleme. Manche von den älteren Raumschiffmodellen hatten die Schubdüsen achtern, deshalb mußten die Anhänger schräg angesetzt werden. Das kompliziert den Schwerkraftausgleich, und innerhalb der Atmosphäre sinkt die Wendigkeit praktisch auf Null.«
»Wie lange wird es dauern, Rizzett?«
»Nicht lange. Wie groß soll er denn sein?«
»Was hätten Sie denn zu bieten?«
»Super de luxe? Selbstverständlich. Befehle des Autarchen haben höchste Priorität. Wir können Ihnen einen Hänger geben, der selber schon fast ein Raumschiff ist. Er hätte sogar Zusatztriebwerke.«
»Und vermutlich genügend Wohnraum.«
»Für Fräulein Hinriad? Sie wäre jedenfalls sehr viel besser untergebracht als hier…« Er verstummte jäh.
Als Artemisia ihren Namen hörte, war sie hocherhobenen Hauptes langsam an den beiden vorübergeschlendert und hatte die Brücke verlassen. Biron sah ihr nach.
›»Fräulein Hinriad‹ hätte ich wohl nicht sagen dürfen?« bedauerte Rizzett.
»Nein, nein. Machen Sie sich deshalb keine Gedanken, es ist nicht weiter wichtig. Wo waren wir stehengeblieben?«
»Ach ja, die Räumlichkeiten. Mindestens zwei große Kabinen mit eigener Dusche. Nebenräume und sanitäre Einrichtungen wie auf
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