Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
für den Rest des Tages wie der Chef persönlich. Das war so seine Art.
Nicht etwa, daß er zu weich gewesen wäre. Wenn jemand Strafe verdient hatte, wurde er auch bestraft, aber nicht mehr als nötig. Jeder bekam, was er verdiente, und das wußte man auch. Aber damit war die Sache vorbei. Er rieb sie einem nicht wochenlang bei jeder Gelegenheit wieder unter die Nase. So war der Gutsherr.
Der Autarch ist ganz anders. Bei ihm regiert nur der Verstand. Niemand kommt an ihn heran, ganz gleich, wer. Er hat an sich auch keinen Humor. Ich kann nicht so mit ihm reden, wie jetzt gerade mit Ihnen. Im Moment plaudern wir nur. Ich bin ganz entspannt, ich sage einfach, was mir so in den Sinn kommt. Bei ihm sagt man genau das, was man zu sagen hat, und kein Wort mehr. Und man achtet auf seine Ausdrucksweise, sonst hält er einem Schlampigkeit vor. Aber der Autarch ist eben der Autarch, und damit basta.«
»Soweit es um seinen Verstand geht«, sagte Biron, »kann ich Ihnen nur recht geben. Wußten Sie eigentlich, daß er schon vor Betreten dieses Raumschiffs erschlossen hatte, daß ich mich hier befand?«
»Tatsächlich? Wir hatten davon keine Ahnung. Aber das ist wieder so ein Beispiel. Er wollte sich unbedingt allein an Bord eines tyrannischen Kreuzers begeben. Für uns war das der pure Selbstmord. Es war uns nicht geheuer. Aber wir gingen davon aus, daß er wußte, was er tat, und so war’s dann ja auch. Immerhin hätte er uns sagen können, daß er Sie auf diesem Schiff vermutete. Wir hätten uns sehr über die Nachricht gefreut, daß dem Sohn des Gutsherrn die Flucht geglückt war, und das mußte er auch wissen. Aber er hat geschwiegen, und das ist wieder einmal typisch für ihn.«
Artemisia hatte auf einer der unteren Kojen in der Kabine Platz genommen. Sie saß nicht sehr bequem und mußte sich ducken, damit sich der Rahmen der zweiten Koje nicht in ihren ersten Brustwirbel bohrte, aber das war im Moment nicht weiter von Belang.
Mechanisch strich sie mit beiden Händen immer wieder ihren Rock glatt. Sie fühlte sich ausgelaugt, schmutzig und sehr müde.
Sie hatte es satt, sich Gesicht und Hände nur mit feuchten Servietten abzutupfen. Sie hatte es satt, seit einer Woche dieselben Kleider zu tragen. Sie hatte es satt, daß ihr Haar immer fettiger und strähniger wurde.
Plötzlich fuhr sie auf, war schon fast wieder auf den Beinen, um sich rasch in die andere Richtung zu drehen; sie wollte nicht mit ihm sprechen; sie würde ihn nicht einmal ansehen.
Doch es war nur Gillbret. Sie sank wieder auf die Koje zurück. »Hallo, Onkel Gil.«
Gillbret setzte sich auf die gegenüberliegende Koje. Sein schmales Gesicht wirkte zunächst noch verstört, doch dann kamen die zahllosen Lachfältchen zum Vorschein. »Ich finde es auf diesem Schiff nach einer Woche auch nicht mehr sehr amüsant und hatte gehofft, du könntest mich aufheitern.«
»Also weißt du, Onkel Gil«, empörte sie sich. »Die Psychologie kannst du dir sparen. Wenn du glaubst, mir einreden zu können, ich müsse mich für dich verantwortlich fühlen, dann täuschst du dich gewaltig. Eher schlage ich noch um mich.«
»Wenn du dich dann besser fühlst…?«
»Ich warne dich noch einmal. Wenn du mir den Arm hinstreckst, damit ich dich schlagen kann, dann werde ich es tun, und wenn du sagst: ›Fühlst du dich jetzt besser?‹, dann tue ich es gleich noch einmal.«
»Jedenfalls hast du dich mit Biron gestritten, das ist nicht zu übersehen. Worüber?«
»Ich sehe keinen Anlaß, mich dazu zu äußern. Laß mich doch einfach in Ruhe.« Dann, nach einer Pause: »Er glaubt, daß Vater getan hat, was der Autarch behauptet. Und dafür hasse ich ihn.«
»Deinen Vater?«
»Nein! Diesen selbstgerechten, kindischen Dummkopf!«
»Du meinst vermutlich Biron. Gut. Du haßt ihn also. Aber du wirst mir ahnungslosem Junggesellen verzeihen, wenn ich zwischen einem Haß, der dich in diesen Zustand bringt, und einer absolut lächerlichen, rasenden Verliebtheit so gut wie keinen Unterschied feststellen kann.«
»Onkel Gil«, fragte sie. »Könnte es sein, daß er es wirklich getan hat?«
»Biron? Was denn?«
»Nein! Vater. Könnte Vater es getan haben? Könnte er den Gutsherrn verraten haben?«
Gillbrets Gesicht war nachdenklich und sehr ernst geworden. »Ich weiß es nicht.« Er sah sie von der Seite an. »Vergiß nicht, Biron hat er tatsächlich an die Tyranni ausgeliefert.«
»Weil er dachte, daß es eine Falle war«, gab sie heftig zurück. »Und es war auch
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