Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
zischte Terens: »Nicht jetzt, Lona. Bitte!«
Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und betrachtete angelegentlich seine feuchten Fingerknöchel.
Das Klicken der Ofentür hallte wie ein Schuß durch die enge Kammer. Terens erstarrte und hob unwillkürlich die geballten Fäuste.
Der Mann mit den breiten Schultern zwängte seinen gewaltigen Oberkörper durch das Ofenloch. Es fehlte nicht viel, und er wäre steckengeblieben.
Als er Terens sah, mußte er lächeln. »Schon gut, Mann. Ich habe nicht vor, mich mit dir zu prügeln.«
Terens sah auf seine Fäuste hinab und ließ sie sinken.
Der Breitschultrige war in erheblich schlechterer Verfassung als bei ihrer ersten Begegnung. Das Hemd hing ihm in Fetzen vom Rücken, und über eine Wange zog sich ein frischer, roter Bluterguß, der sich langsam bläulich färbte. Die kleinen Augen verschwanden fast hinter den dicken Lidern.
»Sie haben die Suche eingestellt«, sagte er. »Vielleicht seid ihr hungrig. Wir haben nichts Besonderes zu bieten, aber es ist genug da. Was meint ihr?«
Inzwischen war es Nacht geworden. Die Lichter der Oberen Stadt strahlten meilenweit in den Himmel, doch über der Unteren Stadt lag die Finsternis wie eine feuchte Decke. Vor dem Schaufenster des Bäckerladens waren die Rolläden heruntergelassen. Niemand sollte sehen, daß dahinter noch Licht brannte, obwohl die Ausgangssperre längst in Kraft war.
Seit Rik etwas Warmes im Magen hatte, fühlte er sich besser. Die Kopfschmerzen ließen allmählich nach. Sein Blick heftete sich auf die Wange des Breitschultrigen.
»Haben die Ihnen weh getan?« fragte er schüchtern.
»Ein wenig«, sagte der Breitschultrige achselzuckend. »Aber das macht nichts. Das passiert mir jeden Tag.« Er lachte und ließ dabei seine großen Zähne blitzen. »Sie konnten mir nichts anhängen, ich hatte nichts getan, aber ich war ihnen im Weg, als sie einen anderen verfolgten. Und die einfachste Art, einen Eingeborenen aus dem Weg zu räumen…« Er hob den Arm und ließ ihn herabsausen, als halte er einen unsichtbaren Knüppel in der Hand.
Rik zuckte zusammen, und Valona legte schützend den Arm um ihn.
Der Breitschultrige lehnte sich zurück und saugte sich geräuschvoll die Speisereste aus den Zähnen. »Ich bin Matt Chorow«, sagte er dann. »Aber alle nennen mich den Bäcker. Und wer seid ihr?«
Terens zuckte die Achseln. »Nun ja…«
»Ich verstehe«, sagte der Bäcker. »Wenn ich nichts weiß, kann ich niemandem schaden. Mag sein. Mag sein. Aber ein wenig Vertrauen könntest du mir schon schenken. Immerhin habe ich dich vor den Gendarmen gerettet.«
»Ja. Vielen Dank.« Das klang alles andere als freundlich. »Woher wußtest du, daß sie gerade hinter uns her waren?« fragte Terens dann. »Es rannten doch eine ganze Menge Leute herum.«
Der andere lächelte. »Aber keiner sah so aus wie ihr drei. Aus euren Gesichtern hätte man erstklassige Kreide machen können.«
Terens bemühte sich, das Lächeln zu erwidern, doch es wollte nicht so recht gelingen. »Ich begreife nicht ganz, warum du für uns dein Leben riskiert hast, aber trotzdem vielen Dank. Ein Dankeschön ist nicht gerade viel, aber mehr habe ich im Moment nicht zu bieten.«
»Das ist auch gar nicht nötig.« Der Bäcker lehnte sich mit seinen mächtigen Schultern gegen die Wand. »Ich helfe gern, wenn ich kann. Gleichgültig, um wen es sich handelt. Wenn die Gendarmen hinter jemandem her sind, gebe ich immer mein Bestes. Ich hasse die Gendarmen.«
»Bringt Sie das nicht in Schwierigkeiten?« keuchte Valona.
»Sicher. Sieh mich doch an.« Er betastete vorsichtig den Bluterguß auf seiner Wange. »Aber du glaubst doch hoffentlich nicht, daß mich das abhalten kann? Für solche Fälle habe ich die Ofenattrappe gebaut. Damit mich die Gendarmen nicht erwischen. Sonst würden sie mir das Leben allzu schwer machen.«
Valona hatte die Augen weit aufgerissen und starrte ihn mit ehrfürchtiger Bewunderung an.
»Man kann es zumindest probieren, nicht wahr?« fuhr der Bäcker fort. »Wißt ihr, wie viele ›Herren‹ es hier auf Florina gibt? Zehntausend. Und wie viele Gendarmen? Vielleicht zwanzigtausend. Dagegen stehen fünfhundert Millionen Eingeborene. Wenn wir uns alle einig wären…« Er schnippte mit den Fingern.
»Was nützt uns deine Einigkeit gegen Nadlerpistolen und Blastergeschütze, Bäcker?« fragte Terens.
»Ja. Waffen müßten wir uns allerdings besorgen«, gab der zurück. »Ihr Schultheißen arbeitet
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